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Purpurfalter

Purpurfalter

Titel: Purpurfalter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sandra Henke
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war, die Schwester in die Pläne des Geheimbundes einzuweihen. Loreena nahm es ihm nicht übel, verstand sie doch seinen Argwohn.
    Ihr Blick schweifte über die Gesichter der Gäste, während sie sich ihren Weg bahnten. Mogall plauderte in der Nähe der Tanzfläche mit Wolweer. Kaum hatte er Loreena gesehen, verstummte er. Er beobachtete sie verträumt, aber dennoch machte er insgesamt einen traurigen Eindruck. Schwermütig wandte er sich Wolweer zu. Sein Spitzbart zuckte unruhig. Er versuchte Loreena zu ignorieren, aber immer wieder lugte er verstohlen zu ihr herüber.
    Loreena lächelte ihm zu. Etwas ging in Mogall vor, etwas, das sie anspornte. Sie würde später am Abend bei einem Gespräch schon noch aus ihm herauskitzeln, welches Geheimnis er hütete. Vielleicht, ja, vielleicht würden sie sogar noch einmal gemeinsam einen Tanz wagen.
    Klavorn führte Loreena durch die Menge. Bevor sie zu König Wor und Lomas durchdrang, bemerkte sie Graf Schomul. Er trug einen anthrazitfarbenen Samtanzug, der von zahlreichen Silberfäden durchzogen war. Auf der Schulter prangte das Wappen Valkenhorsts. Aufmerksam lauschte er den Erzählungen eines Vampirs, der an dem behaarten Leberfleck auf seiner Wange kratzte. Der Graf beachtete Loreena kaum, nickte ihr nur kurz zu. Sie fühlte einen Stich im Herzen. Wütend über ihre unangebrachten Gefühle für ihn, vermied sie es, ihn noch einmal anzuschauen.
    „Ihr kommt spät“, zischte Amorgene und setzte ein teuflisches Grinsen auf.
    Loreena hätte ihr am Liebsten die roséfarbenen Augen ausgekratzt.
    König Wor stellte sich zwischen die Frauen, den Rücken der Vampirin zugedreht. Seine Haltung war kerzengerade. Seine Augen strahlten voll Leben. „Du hast wahrlich lange gebraucht, um zum Ballsaal zu finden. Hast du dich in deiner Heimatfestung verlaufen?“
    Loreena murrte leise. Nein, sie hatte vor, sich in keinster Weise provozieren zu lassen, von nichts und niemandem. „Dein Sarkasmus ist wie immer unübertroffen, Vater. Es tut mir sehr Leid, deinen Vorstellungen nicht gerecht zu werden.“ Innerlich fluchte sie. Ihr loses Mundwerk war nicht im Zaum zu halten.
    Wor kraulte seinen silbergrauen Bart. Plötzlich lachte er laut auf. „Mein Kind, du bist erwachsen geworden in letzter Zeit.“
    Fiel es ihm erst jetzt auf? Loreena ließ die Schultern hängen. Immerhin hatte er es bemerkt. Besser spät als nie. „Nun bin ich hier. Die Nacht ist lang. Mein spätes Eintreffen wird niemand bemerkt haben.“
    Lomas trat an sie heran. „Alle haben sie nach dir gefragt, Schwesterherz. Graf Schomul, Amorgene, sogar dieser streitsüchtige Vampir Mogall.“
    „Mogall?“ Loreena zwinkerte ihrem Bruder zu. „Er ist nicht minder streitsüchtig als du. Da magst du Recht haben.“
    „Ich kann ihn nicht leiden.“ Entschuldigend zuckte er mit den Achseln.
    Wor räusperte sich verlegen. „In Firn rettete er mir das Leben. Und auch du, Loreena, hast wahrlich Heldentaten vollbracht. Weder ihm noch dir gegenüber habe ich bisher meinen Dank zum Ausdruck gebracht.“
    Lomas knuffte seine Schwester in die Seite. „Mach den Mund zu.“
    Sie war nicht in der Lage, die Überraschung zu verbergen. Ihr Vater hatte ihr tatsächlich gedankt. Nicht unter vier Augen. Nicht auf sarkastische Weise. Sie traute ihren Ohren kaum. Anstatt zu antworten, schluckte sie mehrmals, um den Frosch im Hals loszuwerden. Ein Diener ging mit einem Tablett vorbei. Errötend griff Loreena einen der Holzbecher, vergewisserte sich, dass Rotwein darin war und trank hastig.
    „Bei uns trinken nur Mägde derart maßlos.“ Amorgene schlich um König Wor herum. Sie rümpfte die Nase und hakte sich bei ihm ein.
    Mit einem Mal wurde Loreena speiübel. Sie drückte Lomas den Becher in die Hand. Nur nicht provozieren lassen!
    „In Küstenmark“, begann Wor amüsiert, „ist dies normal.“
    „Menschen sind gierige Geschöpfe“, blaffte die Vampirin. „Nur Gesindel kippt Rotwein in den Rachen, um schnell betrunken zu sein.“
    Loreena kochte vor Wut. Sie musterte Lomas und Wor, doch niemand erwiderte etwas. Ihr Vater schien sich köstlich zu amüsieren, während Amorgenes Streitlust ihrem Bruder die Sprache verschlagen hatte.
    „Gerade die Tochter des Königs sollte Manieren haben“, setzte Amorgene nach. „Aber mit Euren kurzen Haaren seht Ihr nun eh aus wie ein Knabe. Da macht es keinen Unterschied, ob ihr sie hochgesteckt habt oder nicht."
    Außer sich vor Zorn krallte Loreena ihre Finger in den Stoff ihres Kleides. Die

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