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Purpurfalter

Purpurfalter

Titel: Purpurfalter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sandra Henke
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Krieg anzetteln?“
    „Ich habe Euch immer offen ins Gesicht gesprochen und mich damit oft genug in Gefahr gebracht.“
    „Wenn Ihr als Märtyrerin in die Geschichte eingehen wollt, könnt Ihr dies haben. Der Tod ist Euch sicher.“
    Loreena erschrak. Schomul konnte das nicht ernst meinen. Er versuchte sie einzuschüchtern. Vergebens wartete sie auf ein befreiendes Lächeln.
    Wor donnerte: „Ich erwarte sofort eine Erklärung!“
    „Die sollt Ihr haben.“ Schomul zeigte auf Loreenas Hals. „Riecht selbst.“
    Irritiert blickte Wor ihn an, zuckte mit den Schultern und neigte sein Haupt zu ihrem Hals. Sofort schrak er hoch, seine Augen weit aufgerissen, ungläubig. „Das ist unmöglich. Das kann nicht sein, darf nicht sein. Wie konntest du nur, Tochter?“
    Langsam beschlich Loreena eine schlimme Vorahnung. Es lag an ihrem Duft. Die Herren verabscheuten jedoch nicht einfach nur ihr Rosenwasser.
    „Ich verstehe nicht, wieso“, sagte er betrübt. „Nun weiß ich, wie abstoßend das Geheimnisvolle ist.“
    „Der Schutz?“, fragte Lomas skeptisch, begleitet vom Gezeter der Gäste.
    Verzweifelt krallte Loreena ihre Finger in Schomuls Arme. „Das kann nicht sein. Ihr habt die Schriftrolle.“
    Der Graf stieß sie fort und bebte vor Wut. „Die PurpurneSchriftrolle wurde gestohlen!“
    Loreena brauchte nicht zu fragen, seit wann die Rolle verschwunden war. Sie ahnte, dass Schomul das Schriftstück seit der gestrigen Nacht vermisste – seit der Nacht, in der er Loreena in seinem Gemach erwischte hatte. Es gab nichts mehr zu sagen. Keine Rechtfertigung konnte seinen Verdacht entkräften. Resignierend ließ sie den Kopf hängen.
    Schomul beruhigte sich wieder ein wenig. „Eure Tochter ist verloren. Sie hat sich ihr Los selbst zuzuschreiben.“
    Wor nahm Loreena die Worte aus dem Mund: „Was habt Ihr mit ihr vor?“
    „Noch heute Nacht...“, traurig betrachtete er Loreena, die wie ein Häufchen Elend vor ihm stand, „... während des Banketts werde ich ein Exempel statuieren. Dies wird Vorbote sein für das, was auf Ingrimm zukommt. Keine Gnade mehr. Keine Kompromisse. Sie hat ihr Leben verwirkt.“
    Tumult entstand im Saal. Loreenas Aufschrei ging im Stimmenwirrwarr unter. Ihre Hände umschlossen ihren Hals und rieben über die Haut, als könnte sie den Schutz fortwischen und alles ungeschehen machen. Wer hatte ihr das angetan? Diese quälende Frage hallte in ihren Gedanken wider. Graf Schomul forderte tatsächlich ihren Tod. Tränen stiegen in ihre Augen. Sie konnte und wollte es nicht wahr haben. Nicht Schomul! Sie dachte an die Entjungferung zurück, die Schnürsenkel, all die lustvollen Treffen, die ihr Herz hatten höher schlagen lassen. Oder hatte er diese Farce gar selbst eingefädelt? Schließlich hatte er sich in letzter Zeit von ihr abgewandt. War er eifersüchtig auf Mogall? Oder trugen Amorgenes Bemühungen Früchte? Loreena musterte die Vampirin. In gespieltem Mitleid versuchte sie Wor zu beruhigen. Sie tätschelte seine Wange und streichelte über seinen Wanst. Lomas beobachtete erstarrt, was vor sich ging. Unbändige Wut stieg in Loreena auf. Nun war sie bereit, Amorgene die Augen auszukratzen. Nichts hielt sie mehr davon ab. Kaum hatte sie den Entschluss gefasst, ergriff eine Pranke Loreenas Oberarm. Wütend fuhr sie herum.
    Bortlam blickte streng auf sie hinunter. „Ich bringe Euch in den Kerker. Dort werdet Ihr warten bis...“
    Er sprach den Satz nicht zu Ende, sondern zerrte sie mit sich. Flehend sah sie über die Schulter zurück. Graf Schomuls Blick war eiskalt. Dennoch erkannte sie auch Kummer darin. Immer wieder schüttelte sie das Haupt, um ihm zu signalisieren, dass sie keine Schuld trug.
    Schließlich folgte sie Bortlam widerwillig. Er führte Loreena aus dem Saal hinaus über den frostigen Innenhof und hinein in das Gebäude auf der linken Seite. Loreena seufzte niedergeschlagen bei jeder Treppenstufe, die sie hinunter in den Kerker schritt.
    „Weshalb kennt Ihr Euch so gut in der Festung aus?“, fragte sie in die Stille hinein. „Ihr seid gestern erst angereist und das erste Mal auf Tide.“
    Bortlam nickte den zwei Wachen zu, die dösend neben dem Eingang zum Kerker gegen die Mauer lehnten und nun aufschreckten. Er gab Loreenas Arm frei und deutete ihr mit einer ausladenden Geste an einzutreten. „Nach all den vielen, vielen Jahren hat sich absolut nichts geändert.“
    „Ihr stammt aus Küstenmark?“ Er hatte doch gesagt, sein Heimatdorf wäre Markscheid gewesen. Hatte er

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