Purpurfalter
gelogen? Hatte er noch mehr Dreck am Stecken? Da der untersetzte Vampir nicht antwortete, fuhr sie fort: „Jeder von Euch war einmal ein Mensch. Wie kommt es, dass Ihr Eure Wurzeln so schnell vergesst?“
„Notwendigkeit.“
„Ihr braucht Blut, um zu überleben. Brüder und Schwestern zu beißen fällt schwerer als Fremde, daher wendet ihr Euch von den Menschen ab. Aber Ihr müsstet doch eine Art Verbundenheit mit uns fühlen.“
„Ich habe die Menschen noch nie gemocht.“
„Nicht einmal, als ihr selbst einer wart?“
Bortlam befahl den Wachen eine der Zellen zu öffnen. Ohne ihr zu antworten schob er Loreena hinein und schloss die Tür: „Ich hole Euch, sobald die Guillotine im Innenhof aufgestellt und alle Gäste versammelt sind.“
Loreena taumelte rückwärts. Ihr Blick folgte Schomuls Diener, bis er hinter der Eingangstür verschwand. Die Wachen standen immer noch vor der Zelle, rieben sich müde die Augen und starrten sie an. Kaum machte Loreena einen Schritt auf die Männer zu, verriegelten diese das Schloss der Zelle und eilten aufgeregt plappernd hinaus. Loreena ging zur Zellentür, umfasste die Gitterstäbe und rüttelte daran. Wenn sie doch nur fliehen könnte! Keine der Wachen war zu sehen. Sicherlich ereiferten sie sich außerhalb des Kerkers über das Schicksal der Tochter König Wors.
Loreena schaute sich um. Vielleicht gab es doch eine Fluchtmöglichkeit. So schnell würde sie nicht aufgeben. Der Raum war fast so groß wie der Ballsaal. Zellen reihten sich an Zellen. In der Mitte des Kerkers standen Foltergeräte und an der Decke baumelte ein Käfig. Angewidert wandte sich Loreena ab. Da öffneten die Wachen die Kerkertür.
Nun war Loreenas Ende gekommen. Bortlam würde sie holen. Die Gäste umringten sicherlich bereits das Schafott. Die Menge tobte. Der Aufstand war nah. Oder man verfluchte die Tochter Wors. Loreena stand kurz davor, dies herauszufinden. Am meisten fürchtete sie sich jedoch davor, Graf Schomul ein letztes Mal in die Augen zu schauen. Der Schmerz würde schlimmer sein, als der Gang zur Hinrichtung.
Tränen liefen über ihre Wangen. Sie wollte keine Schwäche zeigen. Irgendjemand unter den Gästen hatte ihr den Tod gebracht. Ihm durfte sie nicht auch noch die Genugtuung schenken, sie vor Angst winseln zu sehen. Schnell wischte Loreena die Tränen fort.
„Mogall!“ Erleichterung breitete sich in ihr aus.
Mit ernster Miene trat er an die Zelle heran. Seine Hände legten sich auf Loreenas, die noch immer die Gitterstäbe umfasste.
Traurig hauchte er: „Es tut mir so Leid.“
„Ihr tragt keine Schuld.“ Sie empfand Mitleid mit ihm, obwohl sie sich in einer misslichen Lage befand und nicht er.
„Schrecklich Leid.“
Sie genoss seine Berührung. „Macht Euch keine Gedanken um mich. Ihr habt mir das nicht angetan. Vermutet Ihr einen Racheakt Schomuls aus Eifersucht?“
„Eifersucht?“ Sein Blick erhellte sich. „Ihr meint, er neidet uns die Nähe?“
Loreenas Wangen glühten auf einmal, als hätte sie Fieber. „Es könnte durchaus sein.“
„Dann spürt Ihr es auch?“
„Mogall, dies ist nicht der rechte Ort für …“
„…und nicht die rechte Zeit.“ Seine Miene verfinsterte sich wieder. „Weshalb führt dieser Bastard Euch zum Schafott? Eine andere Strafe hätte ihm ebenfalls Genugtuung verschafft. Kerker, Verbannung - es gibt zahlreiche Möglichkeiten.“
„Er sprach von einem Exempel.“
„Ingrimm hat nichts mit Eurer Tat zu tun.“
„Ich bin unschuldig. Jemand legte mir diesen Strick um den Hals.“
„Vielleicht habt ihr das Rosenwasser in eine Flasche gefüllt, in der vorher das Geheimnisvolle war.“
„Woher wisst Ihr, dass ich Rosenwasser benutze?“
Mogalls Kinnbart zuckte. „Ich rieche es.“
„Ihr seid so weit weg.“
Er lächelte sie an und kam näher. „Ist es besser so?“
Für einen Moment vergaß Loreena, was bald mit ihr geschehen würde. Nur das Hier und Jetzt zählte. Die Magie des Augenblicks hielt sie gefangen.
Dann fragte sie: „Bemerkt Ihr nicht den Schutz an mir? Ihr schreckt nicht zurück.“
„Ganz schwach vernehme ich ihn.“
„Seltsam. Das Rosenwasser habt Ihr bereits gerochen, als Ihr noch weiter weg standet.“
„Nichts könnte mich von Euch fern halten.“
„Ihr versüßt mir meine letzten Minuten.“
Das Lächeln verschwand aus Mogalls Gesicht. „Dieser Bastard.“
„Es bedeutet mir sehr viel, dass Ihr hier seid.“
Er nickte. Seine Finger streichelten zärtlich über ihre
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