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Purpurfalter

Purpurfalter

Titel: Purpurfalter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sandra Henke
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Handrücken. Langsam näherte sich sein Gesicht dem ihren. Seine Lippen öffneten sich. Loreena streckte sich ihm entgegen. Sie roch seinen Atem, erdig und frisch. Wie sehr sehnte sie sich danach, ihn zu küssen! Hoffentlich schreckte das Geheimnisvolle ihn nicht ab, sobald seine Lippen die ihren berühren würden. Ein Kuss – der Letzte. Nie hatte sie geträumt, dass es ein Vampir sein würde.
    „Mogall!“
    Loreena fuhr zusammen. Wütend grollte die Männerstimme durch den Kerker. Selbst Mogall erschrak. Sofort zog er sich zurück. Seine Hände glitten von den ihren. Der Kuss blieb Phantasie.
    Graf Schomul schritt zügig durch den Kerker auf sie zu, dicht gefolgt von einer Wache mit Augenklappe. „Was geht hier vor? Eine private Abschiedsfeier, traute Zweisamkeit?“
    „Und wenn es so wäre?“ Mogall rümpfte aufsässig die Nase.
    Loreena hatte erwartet, dass der spitzbärtige Vampir buckeln würde, so wie er es immer vor dem Oberhaupt Valkenhorsts tat. So wie alle es taten, Vampire und Menschen. Wider Erwarten wetzte Mogall seine Krallen. Die zwei Vampire trafen aufeinander. Stiefelspitze an Stiefelspitze standen sie sich gegenüber und tauschten vernichtende Blicke aus. Unschlüssig blieb der Wachmann im Hintergrund und kratzte sich unter der Augenbinde, bis er sich entschloss, Loreenas Zelle aufzuschließen.
    „Ihr holt mich ab. Die Guillotine wartet. Habe ich Recht?“ Sie trat hinaus, hielt aber gebührenden Abstand zu Schomul.
    Der Graf fixierte noch immer Mogall. „Draußen tobt die Menge und Ihr lasst Euren romantischen Gefühlen freien Lauf. Geschmacklos.“
    Mogall schnaubte. „Das geht Euch nichts an.“
    „Oh, das geht mich sehr wohl etwas an“, blaffte Schmomul. „Ich bin das Oberhaupt von Valkenhorst und Ingrimm. Alles, was in meinen Ländern geschieht, unterliegt meiner Herrschaft.“
    „Nicht, was zwischen einem Mann und einer Frau...“
    „Alles!“
    „Habt Ihr deshalb eine derart hohe Strafe verhängt?“
    „Sie ist angemessen. Der Aufstand muss im Keim erstickt werden.“
    „Ich bin unschuldig!“ Loreena konnte nicht länger an sich halten. „Ihr könnt glauben, was Ihr wollt. Ihr könnt mir das Haupt abtrennen oder mich foltern. Die Tatsache meiner Unschuld bleibt bestehen.“
    „Beweise sprechen lauter als Geschwätz.“ Schomul sah sie nicht einmal an.
    „Habt Ihr an Sabotage gedacht?“, warf Mogall ein. „Wäre es nicht möglich, dass ein Rest des Schutzes in der Flasche war, in die Loreena das Rosenwasser einfüllte?“
    Schomul legte seinen Kopf in den Nacken und lachte laut auf. „Sicherlich, Ausreden gäbe es zahlreich.“
    „Aber in Loreenas Fall lasst Ihr keine Entschuldigung zu.“ Mogalls Spitzbart zitterte vor Wut.
    Loreena klagte: „Nicht einmal einen Prozess bekomme ich.“
    „Es geht nicht um die Person, sondern um das Vergehen“, erklärte Schomul.
    Wütend stampfte Mogall auf. „Das ist eine Lüge.“
    „Ihr werft mir vor zu lügen?“ Eine Zornesfalte trat auf Schomuls Stirn hervor.
    „Die Gerüchte könnten wahr sein.“
    „Welche Gerüchte, Mogall?“
    „Über Eure Gefühle für Loreena.“
    „Ihr wagt mir dies ins Gesicht zu sagen?“
    „Eifersucht ist ...“
    Plötzlich schlug Graf Schomul zu. Seine Faust traf hart in Mogalls Magen. Der blonde Vampir krümmte sich. Bevor er sich erholen konnte, umfasste Schomul seinen Hals. Er zog ihn brutal zur Streckbank. Der Graf presste ihn mit dem Rücken auf die Bank. Mit beiden Händen drückte er auf Mogalls Kehle. Dieser ruderte wild mit den Armen, bis er die Stahlkette, mit der die Hände der Folteropfer auf die Streckbank gebunden wurden, zu fassen bekam. Mit aller Kraft hieb er mit der Kette auf Schomul. Der Graf wehrte mit einer Hand die Schläge ab und hielt mit der anderen Mogall fixiert. Schließlich schaffte der blonde Vampir es, den Grafen mit den Füßen fortzustoßen. Schomul flog mit dem Rückgrat auf die Daumenschrauben. Sein Schmerzensschrei erschütterte den Raum. Mit verzerrtem Gesicht richtete er sich auf, seine Hände in die Hüften gestemmt. Sofort stürmte Mogall zu ihm. Sein ganzes Gewicht prallte auf den Grafen. Die Vampire stürzten. Eine Rangelei entstand auf dem Boden. Rattenkot klebte an ihrer Kleidung. Stroh verfing sich in den Haaren.
    „Hört auf!“, kreischte Loreena hysterisch, doch die Vampire ignorierten sie. „Es lohnt sich nicht wegen mir zu kämpfen. Ich sterbe noch heute Nacht.“
    Mogall stieß sich den Kopf an der eisernen Jungfrau. Benommen griff er zu der

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