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Purpurschatten

Purpurschatten

Titel: Purpurschatten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Philipp Vandenberg
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wohl vergessen.«
    »Aber du mußt doch wissen, wie die beiden Männer heißen.«
    »Ehrlich, ich weiß es nicht!« rief Nora verzweifelt. Verärgert über den nächtlichen Lärm, klopfte ein Nachbar lautstark an die Wand. »Ich weiß es wirklich nicht«, fuhr Nora mit gedämpfter Stimme fort. »Wir haben uns im Operncafé getroffen. Die beiden Männer fragten, ob ich mir zwanzigtausend Schilling verdienen wolle. Ich habe vierzig verlangt, und sie waren einverstanden. Ich dachte erst, die Kerle würden irgendeine Riesenschweinerei von mir verlangen. Sie können sich vorstellen, wie erstaunt ich war, daß ich nichts weiter tun sollte, als Sie auszuforschen. Dann gaben die Männer mir das Foto, nannten mir Ihren Namen und sagten, Sie hätten ein Zimmer im Grand Hotel. Und daß ich genau Ihr Typ sei, so daß es nicht allzu schwer für mich wäre, die Wahrheit aus Ihnen herauszubekommen.«
    »Die Wahrheit? Welche Wahrheit?« Brodka legte die Stirn in Falten. »Worauf wollten die Kerle hinaus?«
    »Ich habe keine Ahnung, wirklich nicht. Ich hatte den Eindruck, daß die Männer schon eine ganze Menge über Sie wußten. Aber offensichtlich nicht genug. Mir kam es so vor, als suchten die beiden nach was ganz Bestimmtem.«
    »Aber wonach?« Brodka ging drei Schritte zum Fenster. Scheibengardinen verwehrten den Blick nach draußen. Er drehte sich um, trat erneut vor Nora hin und fragte, diesmal weniger schroff als zuvor: »Morgen solltest du die Kerle wieder treffen?«
    »Ja … das heißt, heute. Es ist ja schon Mitternacht durch. Im Operncafé, um vierzehn Uhr.«
    Brodka nickte. »Wirst du dich mit diesen Männern treffen?«
    »Ja. Ich gehe hin und geb' ihnen das Geld zurück. Ich werd' denen sagen, es ist mir nicht geglückt, etwas aus Ihnen rauszubekommen. Sie seien betrunken gewesen oder sonst etwas und hätten nur Blödsinn geredet.«
    »Keine schlechte Idee«, erwiderte Brodka nachdenklich. »Aber auch keine besonders gute.«
    Nora blickte zu ihm auf. »Wie meinen Sie das?«
    Brodka holte Luft und sagte: »Wir wissen beide nicht, ob wir beobachtet wurden. Mir jedenfalls wäre es nicht im Traum eingefallen, im Hotel nach irgendwelchen Spitzeln Ausschau zu halten. Hast du beobachtet, ob jemand uns verfolgt hat?«
    Nora hob die Schultern und schüttelte den Kopf.
    »Eben. Du solltest hingehen und den Kerlen irgend etwas auftischen. Wer sagt denn, daß ich dir die Wahrheit über mich erzählt habe? Es könnte doch sein, daß ich die Sache durchschaut und dir irgendeine Geschichte aufgetischt habe, die nicht das geringste mit mir zu tun hat.«
    »Das stimmt«, bemerkte Nora nachdenklich.
    Brodka fuhr fort: »Ich werde mir die beiden Kerle unauffällig aus sicherer Entfernung anschauen. Operncafé, sagtest du? Um vierzehn Uhr?«
    »Ja. Ich … habe Angst.«
    »Unsinn«, bemerkte Brodka und wandte sich zur Tür. Dann drehte er sich noch einmal um. »Ach, übrigens, das mit dem Telefon tut mir leid.« Er fingerte zwei Scheine aus der Tasche und legte sie auf den Küchentisch. »Kauf dir ein neues. Ich habe in letzter Zeit einfach zuviel durchgemacht.«
    Als Brodka ins Hotel zurückkehrte, war es noch dunkel, aber bereits zu früh am Morgen, um noch zu Bett zu gehen. Ohnehin war er viel zu aufgeregt, als daß er Schlaf hätte finden können. Deshalb stellte er sich unter die Dusche und ließ sich minutenlang das heiße Wasser auf den Kopf prasseln, als wollte er alles, was auf ihn eingestürzt war, aus seinem Hirn spülen.
    Hatte er vor Tagen noch geglaubt, den Widrigkeiten entfliehen zu können, die das Schicksal für ihn bereithielt, so hatten die jüngsten Ereignisse ihn eines Besseren belehrt und in der Überzeugung bestärkt, daß es für ihn keinen anderen Ausweg gab, als sich diesem Schicksal zu stellen und den Kampf gegen jenen unbekannten Gegner endlich aufzunehmen.
    Brodka bestellte sich das Frühstück aufs Zimmer, entgegen seiner Gewohnheit. Hätte man ihn nach dem Grund gefragt, hätte er keine Antwort gewußt. Lustlos stocherte er in den Rühreiern, trank eine Tasse Kaffee und schob den Rest beiseite; dann stellte er das Tablett vor die Tür – so schmuddelig wie alle benutzten Frühstückstabletts in sämtlichen Hotels dieser Welt.
    Schließlich versuchte er Juliette am Telefon zu erreichen, aber es war noch zu früh. In der Galerie meldete sich niemand. Brodka zog sich an, streifte diesmal einen Pullover unter das Sakko, denn draußen war es noch kalt. Doch es schien ein schöner Tag zu werden.
    Noch immer

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