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Purpurschatten

Purpurschatten

Titel: Purpurschatten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Philipp Vandenberg
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machte ein ernstes Gesicht. »Dio mio , das darf doch nicht wahr sein!«
    »Ist es aber leider. Nach diesem Zeitungsbericht habe ich keine Zweifel mehr.«
    »Aber Sie sagten doch, die Bilder, die Sie von Fasolino kauften, waren Originale. Woher wollen Sie wissen, daß Fasolino hinter der Tauschaktion steckt?«
    »Als die Gemälde sich noch in seinem Besitz befanden, hatte Fasolino die Möglichkeit, Kopien anfertigen zu lassen. Dann verkaufte er mir die Originale, denn er wußte, daß ich die Bilder vor dem Kauf genau prüfen würde. Nachdem sie in meiner Galerie hingen, hatte ich keinen Grund, an ihrer Echtheit zu zweifeln. Dann hat er Profis geschickt, die in meine Galerie eingedrungen sind und die Originale gegen die Fälschungen vertauscht haben.«
    »Haben Sie Beweise, daß tatsächlich Fasolino dahintersteckt?«
    »Keinen direkten Beweis. Aber Fasolino hat einen Fotografen zu einer Vernissage geschickt, die ich veranstaltet habe. Der Mann hat jeden Winkel meiner Galerie fotografiert und die Anleitung für einen perfekten Einbruch geliefert. Und diesen Mann, diesen Fotografen, habe ich gestern aus Fasolinos Haus kommen sehen.«
    »Giulietta, wenn ich mir eine Bemerkung erlauben darf – was hat Fasolino davon? Er kann diese Bilder doch nicht noch einmal verkaufen.«
    Juliette nickte. »Sie sind ein kluger Kopf, Claudio. Es gibt nur eine Erklärung. Fasolino will mich ruinieren.«
    »Und weshalb? Sie haben doch Geschäfte mit ihm gemacht.«
    »Eben. Zuerst dachte ich, mein Mann steckt dahinter. Doch allmählich habe ich einen ganz anderen Verdacht. Aber darüber möchte ich nicht reden.«
    »Sie sind verheiratet, Giulietta?«
    Juliette schwieg. Nach einer Pause sagte sie: »Nur noch auf dem Papier.«
    »Ich verstehe. – Nun, was Fasolino betrifft, warum gehen Sie nicht zur Polizei?«
    »Was habe ich gegen diesen Mann schon in der Hand?«
    Der Abend, der so heiter begonnen hatte, schien für beide enttäuschend ernst zu enden. Dabei hatte Juliette sich fest vorgenommen, wenigstens für diesen einen Abend den wahren Grund für ihren Aufenthalt in Rom zu vergessen.
    Claudio preßte die Lippen zusammen und schüttelte den Kopf. »Es tut mir leid«, meinte er schließlich, »daß ich Ihnen mit diesem Artikel so viel Kummer bereite. Es sollte ein schöner Abend für uns werden.«
    »Lassen Sie uns darauf anstoßen.« Juliette hob ihr Glas. »Und lassen Sie uns die ganze Geschichte vergessen. Einverstanden?«
    In Claudios Gesicht kehrte der verschmitzte Ausdruck zurück, der Juliette von Anfang an so sehr gefallen hatte. Vermutlich war Claudio älter als er aussah; jedenfalls trug dieses Lächeln zu seinem jugendlichen Aussehen bei.
    »Woran denken Sie, Giulietta?« fragte er, als er merkte, daß sie ihn musterte.
    »Ich überlege, wie alt Sie sind, Claudio.«
    »Was glauben Sie?«
    »Ich weiß es nicht. Es ist mir auch egal.«
    »Ich bin fünfunddreißig.«
    »Wußte ich's doch.« Juliette schlug mit der Hand auf den Tisch.
    »Was wußten Sie, Giulietta?«
    »Daß Sie älter sind, als Sie aussehen. Sind Sie verheiratet, Claudio?«
    »Ein kleiner Archivar beim ›Messaggero‹ hat bei den Frauen keine großen Chancen.«
    Juliette zog die Stirn in Falten. »Ach, Claudio, mir kommen die Tränen.«
    »Nein, im Ernst. Italienerinnen sind sehr materiell eingestellt. Die meisten betrachten die Ehe als eine Versorgungseinrichtung. Ohne ein Haus, ein Boot oder ein Cabrio hat ein Mann in Rom schlechte Karten. Ich habe es bisher nur zu einer kleinen Wohnung in Trastevere gebracht. Klein, aber mein, und mit Blick auf den Tiber. Wollen Sie sie sehen?«
    »Ja«, erwiderte Juliette ohne zu zögern, erschrak aber im selben Augenblick. Sie wußte selbst nicht, welcher Teufel sie ritt. Sie kannte den Jungen doch kaum. Und es war unschwer zu ahnen, was er im Schilde führte. Und doch wirkte er auf besondere Weise anziehend auf Juliette.
    Claudio schien ihre Gedanken zu erraten. »Sie können mir vertrauen, Giulietta, glauben Sie mir. Und es ist nicht weit von hier.«
    Nachdem Claudio die Rechnung beglichen hatte, stiegen sie auf die Lambretta.
    Das Haus, in dem Claudio eine Eigentumswohnung besaß, war ein Altbau, der vor kurzem renoviert worden war. Es gab keinen Lift, dafür aber ein sechstes Stockwerk, das offiziell gar nicht existierte, so daß niemand, nicht einmal die mächtige Baubehörde, es abreißen lassen konnte. Hier hatte Claudio sein Zuhause.
    Als sie vor der Tür standen, war Juliette völlig außer Atem.
    Die Wohnung

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