Purpurschatten
bestand aus einer großen Diele mit je einem kleinen Zimmer zu beiden Seiten. Das Bemerkenswerteste jedoch war die Dachterrasse hoch über der Stadt, von der man weit über den silbern schimmernden Tiber blicken konnte. Zahlreiche Bäumchen und Topfpflanzen, die auf der Terrasse standen, vermittelten den Eindruck, als schwebte man in einem Hain. Juliette stand am Geländer und konnte sich gar nicht satt sehen.
Plötzlich fühlte sie, wie Claudio von hinten die Arme um sie legte. Sie hatte es nicht erwartet, aber erhofft, wenn sie ehrlich zu sich selbst war. Claudio sagte kein Wort, und das war gut so.
Juliette warf den Kopf in den Nacken, schloß die Augen und genoß die Gefühle, die mit aller Macht auf sie einströmten. Sie fühlte Schmetterlinge im Bauch – ein prickelndes Gefühl der Erregung. Das Herz schlug ihr bis zum Hals.
Zaghaft zuerst, dann immer heftiger preßte Claudio sich von hinten an sie, nahm den Duft ihres Haares in sich auf und hörte, wie ihr Atem immer schneller ging, was seine Erregung noch steigerte. Sanft schob er ihr Haar beiseite und küßte sie auf den Hals, nicht fordernd und leidenschaftlich, sondern zärtlich und behutsam, als befürchtete er, irgend etwas Zerbrechliches zu zerstören.
Diese Behutsamkeit war es, die in Juliette ein Gefühl hervorrief das sie so noch nie erlebt hatte. Und als sie am Po die pralle Härte seiner Männlichkeit spürte, vergaß sie ihre Zurückhaltung. Sie drehte sich um, nahm seinen Kopf in beide Hände und preßte ihre Lippen auf die seinen.
»Giulietta«, flüsterte Claudio, als sie sich voneinander lösten, »Giulietta.«
Juliette fröstelte, zitterte. Ob wegen der Kühle der Frühlingsnacht oder vor Erregung, wußte sie nicht zu sagen, und es kümmerte sie in diesem Augenblick auch nicht. Claudio bemerkte es und drängte sie sanft, ohne von ihr abzulassen, ins Innere der Wohnung.
Vor der breiten Liege angelangt, welche die ganze linke Wand des Zimmers einnahm und von einem Gemälde mit Engeln gekrönt wurde, machte Juliette sich von Claudio frei und drückte ihn rücklings nieder. Dann kniete sie sich über ihn, die Beine gespreizt, und öffnete langsam die Knöpfe ihres Kostüms, wobei sie die Augen schloß und den Kopf hin und her wiegte, was ihrem Körper noch mehr Anmut verlieh.
Sie schlüpfte aus ihrer Jacke, schleuderte sie zur Seite und zog den Rock über den Kopf Juliette trug weiße Unterwäsche und Strümpfe. Ihr Anblick erregte Claudio so sehr, daß er ihr zwischen die Schenkel griff, noch ehe sie den Versuch machen konnte, sich zu wehren.
Juliette stöhnte leise und hörte sich sagen: »Ja, mach weiter … mach weiter …«
Claudio erwies sich nach wie vor als sehr behutsamer Liebhaber. Mit zärtlichen Fingern suchte er jene intime Stelle, die jede Frau in höchste Erregung versetzt.
Um Juliette versank die Welt. Es war ihr gleichgültig, die wievielte Geliebte Claudios sie sein mochte. Was kümmerten sie die Umstände, die sie zusammengeführt hatten? Juliette verspürte nur noch das unbändige Verlangen, mit Claudio zu schlafen.
Ehe sie sich versah, hatte er sich entkleidet. Er besaß einen wundervollen Körper und eine dunkle Haut. Ein Kerl zum Verlieben.
Juliette und Claudio liebten sich bis tief in die Nacht. Erst als der Morgen über den Dächern der Stadt graute, schliefen sie eng umschlungen ein.
Geschirrklappern weckte Juliette. Durch die Terrassentür blinzelte die Sonne. Das Hupen ungestümer Autofahrer und das Knattern zahlloser Motorroller drang gedämpft von der Straße zu ihnen herauf Claudio war bereits angezogen und bereitete das Frühstück.
Während Juliette sich im Zimmer umschaute und nach ihren Kleidungsstücken suchte, lief vor ihren Augen der erotische Film der vergangenen Nacht noch einmal ab. Doch ehe sie sich in Zweifeln ergehen konnte, ob sie richtig gehandelt hatte, erschien Claudio in der Tür und rief: »Guten Morgen, Giulietta. Frühstück ist fertig!« Dann küßte er sie auf den Mund und umarmte sie.
Schöne Tage lobt man abends, schöne Frauen morgens. Giulietta, dachte Claudio, war so eine Frau. Sah sie nicht auch ungeschminkt und ungekämmt bezaubernd aus?
Juliette verschwand kurz im Badezimmer. Als sie zurückkam, hatte Claudio auf der Terrasse den Frühstückstisch gedeckt. Es roch nach starkem Kaffee und angebranntem Toast.
Während des Frühstücks, das zunächst schweigsam verlief, wagte Juliette es nicht, Claudio anzuschauen.
»Tut es dir leid?« fragte er schließlich
Weitere Kostenlose Bücher