Purzelbaum
Sportgeschäft wo wir uns die Ausrüstung ausleihen wollen. Das Mädel das uns bedient ist extra freundlich und schafft es, uns innerhalb weniger Minuten mit allem auszustatten, was uns für dieses Wochenende noch gefehlt hat. Die Skischuhe und Ski die ich bekommen habe passen sogar perfekt zu meiner Skikleidung. Nicht, dass es wichtig wäre, aber es schadet zumindest nicht.
Durch den Hinterausgang des Sportladens kommen wir direkt zur Gondelbahn mit der wir unsere erste gemeinsame Bergfahrt machen. In dem topmodernen Achterjet sitzen wir auf beheizten Ledersitzen, und werden mit Musik berieselt. Die Fahrt ist ein richtiger Genuss. Julia checkt während der Auffahrt die Hütten ab, die auf unserem Weg ins Tal liegen, damit wir nachher ja keine auslassen. »Seht mal links raus. Die Purzelbaum Alm. Von der hab ich schon gehört, da müssen wir auf jeden Fall rein schauen, wenn wir abfahren.« Die Hütte, auf die Julia zeigt liegt tief verschneit mitten im Hang, direkt vor der letzten Abfahrt ins Tal. Nach zehn Minuten Fahrzeit erreichen wir die Bergstation der Gondelbahn. In ein paar Minuten werden wir wissen, ob wir uns auf der Piste so gut machen, wie wir aussehen.
Ich spanne die Schnallen meiner Skischuhe und befreie mit dem Skistock die Sohlen der Schuhe vom Schnee, bevor ich in die Bindung einsteige. Das letzte Mal auf Skiern war ich vorletztes Jahr im März, als meine Firma einen Skitag organisierte. Dort verbrachten meine Kollegen und ich aber sicher mehr Zeit in den Hütten als auf der Piste. Dementsprechend unsicher fühle ich mich im Moment. Die Ski scheinen auf jeden Fall sehr gut präpariert zu sein, denn sie beginnen schon zu rutschen, obwohl ich noch nicht mal antauche. »Los geht’s Mädels.«, rufe ich als alle bereit sind. »Fahren wir einfach mal los. Wir werden schon sehen, wie es uns dabei geht.«
Das erste Stück ist nicht besonders steil und führt uns direkt zum nächsten Sessellift. Soweit geht alles recht gut. Aber auf hundert Metern Fahrtstrecke kann jetzt auch nicht so viel schief gehen. Dieser Lift bringt uns zum Gipfel, wieder mit beheizten Ledersitzen. Echt luxuriös, wie ich finde. Auch diese Bergfahrt dauert nur wenige Minuten, und wir stehen am Gipfel wo wir uns entscheiden müssen, wieder Richtung Flachau, oder den Weg nach Wagrain einzuschlagen.
Wir wagen die Abfahrt nach Wagrain. Die ist steiler, führt aber zu einer weiteren Kulthütte, dem Kuhstall, wo Lisa gerne reinschauen möchte. Die Piste ist in einem traumhaften Zustand. Nach ein paar Schwüngen fühle ich mich schon, als wäre ich immer auf Skiern gestanden. Auch meine Freundinnen scheinen keine Probleme zu haben. Die waren aber auch alle über Weihnachten auf der Piste. Nur ich hatte wegen der Vorbereitung für die neue Marketinglinie keine Zeit, mir einen kleinen Urlaub einzuplanen. Wenn ich es recht überlege, war ich nicht mehr auf Urlaub seit ich bei der Smartcom angefangen habe.
Knapp eine halbe Stunde später sind wir beim Kuhstall angelangt. Es ist zwar erst kurz nach elf Uhr, aber die Terrasse der Bar ist schon gut gefüllt. Unzählige Menschen sitzen in der Sonne und genießen das Leben. Auf den ersten Blick sehe ich fast nur Männer.
Wir gehen zur großen Schirmbar auf der Terrasse und bestellen eine Runde Jägertee, eine Mischung aus Schwarztee und Rum, zum Aufwärmen und unterhalten uns mit Mike, dem Barmann. Er erzählt uns, dass in der Zwischensaison im Januar sehr viele Reisegruppen mit ausschließlich männlichen Teilnehmern in der Region wären. Offensichtlich seien Frauen nicht so interessiert am Skifahren und würden eher Wellnesswochenenden bevorzugen. »Wanns dann a poa Madln seg’n, sann’s glei komplett gaga de Habara.«, klärt uns Mike über unsere aktuellen Chancen beim männlichen Geschlecht auf. Es würde demnach reichen, bei einer Bar zu stehen und ein paar Minuten zu warten, der Rest ergäbe sich dann von selbst. Die meisten weiblichen Gäste bräuchten für ihre Getränke nicht zu bezahlen, da es immer genügend Männer gäbe, die nichts lieber tun als Mädels einzuladen. Natürlich nicht ganz ohne Hintergedanken.
»Wir waren ein bisschen ungeschickt, dass wir schon bestellt haben.«, finde ich, vor allem, weil schon die ersten Jungs auf uns zusteuern. Sie tragen alle Shirts mit dem Aufdruck ‚NRW Boyz - Flachau 2013‘. Praktisch wäre es, wenn sie auch ihre Namen aufgedruckt hätten, aber sie haben zumindest den Namen ihres Hotels in kleinen Lettern darauf stehen. Sehr umsichtig,
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