Purzelbaum
wenn man bedenkt, dass so Mancher, zu fortgeschrittener Stunde schon Schwierigkeiten hat seinen Namen zu nennen, geschweige denn einem Taxifahrer anzusagen, zu welchem Hotel er fahren solle.
Schnell entwickeln sich Gespräche zwischen den acht Männern und uns. Ich erfahre, dass die meisten von ihnen aus Köln stammen und nur drei mittlerweile in anderen Städten Deutschlands leben. Sie machten alle gemeinsam das Abitur und verloren sich danach aus den Augen. Erst vor drei Jahren fanden sie aus Zufall wieder zueinander und bildeten diese Reisegruppe, wo sie sich nun zumindest einmal im Jahr treffen. »Und was machen eigentlich sechs so hübsche Frauen hier in Wagrain?« fragt mich der Typ, dessen Lebensgeschichte ich mittlerweile in Kurzform erfahren habe. Ich denke er heißt Jan oder Jens, so genau hab ich nicht aufgepasst, als sie sich vorstellten. Was für eine blöde Frage ist das denn? »Naja, vermutlich dasselbe wie ihr, Skifahren, Feiern und Frauen klar machen.« Mit einem Zwinkern lasse ich ihn alleine darüber nachdenken, und entschuldige mich. »Die Toilette soll hier angeblich sehenswert sein. Ich werde mir einmal ein Bild davon machen.« Bevor Jens-Jan noch etwas dazu sagen kann, bin ich von meinem Barhocker gesprungen und durchquere den Kuhstall. Wie bei fast allen Hütten regiert massives Holz, alt, verwittert und abgeschlagen den Stil der Bar. Die Barhocker sind aus alten Milchkannen gefertigt und mit kuhfellbezogenen Polstern versehen. An den Wänden hängen Leuchten die wie Kuheuter aussehen und auch sonst lässt sich die Nähe zur Kuh nicht verheimlichen. Am Ende der Bar führt eine Treppe hinunter zur Toilette. Dort klackere ich nun holzbeinig in meinen Skischuhen die Stufen hinunter. Wieso müssen Toiletten von Skihütten immer im Keller sein, wo man mit Skischuhen doch schon auf ebenem Grund kaum gehen kann? Ich muss wohl doch Snowboarden lernen. Die Schuhe sind dort viel bequemer und eleganter und man bekommt nicht diesen ‚Pferd mit Gipsbein Gehstil‘. Die Toilette selbst ist wirklich sehr nett gemacht. Die Türen sind mit Kuhfellen bezogen und eine Kuh blickt auf einem riesigen beleuchteten Bild fröhlich von der Decke. Im Gegensatz zu dem urigen Charme der Hütte, wirkt die Toilette kühl und modern.
Wieder auf den Weg nach Oben begegne ich meinem Gesprächspartner von vorhin. »Hi Maria, ich muss mal ordentlich Einen in die Muschel setzen.«, gibt er mir weit mehr Information als ich brauche, und schafft es dabei auch noch mich mit einem falschen Namen anzusprechen. Ich hebe kurz eine Augenbraue und versuche ein gequältes Grinsen zu produzieren. Dann steige ich die Stufen wieder hinauf und hoffe, dass meine Mädels bereit sind um das Weite zu suchen.
Wieder bei der Schirmbar angekommen, sehe ich, dass die Herrenrunde in der Zwischenzeit höchst spendabel war, denn es stehen außer einem neuen Jägertee, auch noch zwei Wodka Feige für mich bereit. Caro, Biene und Julia sind schon fast mit dem neuen Tee fertig und sehen Carmen, Lisa und mich hoffnungsvoll mit einem Lasst uns bitte fahren Blick an. Lisa drückt mir einen Wodka in die Hand und nimmt sich den zweiten. »Den hab ich jetzt nötig. Prost!«
Ich bedanke mich für die Einladung, nehme noch ein paar Schlucke vom Jägertee und greife nach meinem Helm in der Hoffnung, dass die Typen die wir hier kennen gelernt haben, die Ohren meines Helmes maximal noch von Hinten zu sehen bekommen.
Wir verabschieden uns schnell, schnappen unsere Sachen und machen uns auf den Weg zur direkt nebenan gelegenen Gondelbahn mit dem klingenden Namen Flying Mozart. Diesmal müssen wir in der Gondel stehen, dafür haben wir hübsche Stangen an denen wir uns anhalten, und wenn uns die Lust überkommen sollte, auch tanzen können.
Am Gipfel angekommen erwarten uns wieder das atemberaubende Panorama und traumhafte Pisten. Die nützen wir für zwei Abfahrten bevor wir beschließen, dass es Zeit für einen Mittagssnack wäre. Da wir gerade - was für ein Zufall, dass Julia uns gerade hier her gelotst hat - in der Nähe der Purzelbaum Alm sind, ist es klar, dass wir da hinein gehen.
Es ist kurz vor halb eins und die Hütte ist ziemlich voll. Wir sehen uns um, ob es irgendwo ein Plätzchen für uns gäbe. Einige Tische sind etwas erhöht hinter einem Gatter, entlang der Bar gibt es massive Stehtische mit Hockern die wie aus einem Stück gefertigt aussehen, und etwas weiter vorne sind noch gemütliche Tische mit einem wahnsinnigen Panoramablick und
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