Purzelbaum
Kofferraumöffnung ein. Er passt hinein, als ob er nur für dieses Auto gefertigt worden wäre.
Als ich die Beifahrertüre öffne, schlägt mir der Geruch von neuem Leder entgegen. Das Auto sieht allerdings aus, als ob es schon etwas älter ist. Ich lasse mich in den Schalensitz sinken, und lege den Gurt an. Kathy drückt einen Knopf in der Armaturentafel und das Monster erwacht zum Leben. Mit einem gierigen Fauchen meldet der Motor, dass er bereit ist ein Rennen zu fahren. Ein sonores Brummen dringt durch das Stoffdach. Auf dem Armaturenbrett zeigt ein Monitor eine Darstellung des Motors und der Federung, während Kathy an einem Drehregler zwischen den Sitzen dreht. »Ich verstelle nur noch schnell den Fahrmodus, dann kann ich dir auf der Autobahn zeigen, was mein neues Spielzeug so drauf hat.« So ganz sicher bin ich mir nicht, ob ich das überhaupt wissen will. Andererseits möchte ich natürlich so schnell wie möglich nach München.
Kathy tippt den Schaltknüppel an und parkt aus. Dann rollt sie langsam auf die Rampe der Garage zu. »Der Wagen liegt so tief auf der Straße, dass ich ihn aus der Garage förmlich raustragen muss, damit ich mir nicht die komplette Verkleidung zerkratze.« Gemächlich geht es danach auf der Ortsstraße dahin Richtung Autobahn. Auf der Autobahnauffahrt drückt Kathy ein Paddle hinter dem Lenkrad und jagt den BMW wie einen wild gewordenen Stier auf die Autobahn. Dabei drückt es mich so in den Sitz, dass ich das Gefühl habe mich nicht bewegen zu können. Kurz nachdem wir aufgefahren sind sehe ich die Tachonadel bereits die Zweihundert überschreiten. »Habt ihr in Österreich nicht eine Beschränkung von hundertdreißig auf der Autobahn?« In meiner Stimme schwingt ein wenig Angst mit. »Ja die haben wir. In meinem Auto sind Laser-Blinder und ein Radarwarner eingebaut. Das zahlt sich auf jeden Fall aus.«
Kathy schwärmt von über dreihundert Pferdestärken, einer Höchstgeschwindigkeit von knapp unter zweihundertfünfzig Stundenkilometer und einer Ausstattung für die siebzigtausend Euro Kaufpreis mehr als fair wäre. Ich konzentriere mich in der Zwischenzeit darauf, das Atmen nicht zu vergessen, denn die Welt zieht draußen mittlerweile fast mit der Höchstgeschwindigkeit dieses Geschoßes vorbei. »Entspann dich Mia. Ich hab den Wagen im Griff. Schließlich fahre ich ihn seit zwei Wochen. Vorher hatte ich einen Dreier Coupe mit knapp hundert PS mehr. Das war erst ein giftiges Gefährt.«
»Was ist mit deinem Alten passiert?« Ich vermute, dass er sein Ende an einem Baum fand. »Der wurde mir letzten Sommer in Italien gestohlen. Unangenehm, aber kein Problem. Der Wagen war ja versichert. Außerdem hatte er schon über hunderttausend Kilometer am Tacho. Musste also sowieso ausgetauscht werden.« »Mich beruhigt schon, dass er nicht deinem Fahrstil zum Opfer gefallen ist.« Sie lächelt, ohne dabei den Blick von der Fahrbahn zu nehmen. »Ich bin seit über zehn Jahren, seit ich meinen Führerschein habe, unfallfrei. Ein paar Freunde und ich fahren oft am Salzburgring, einer Rennstrecke die auch von Privatpersonen genützt werden kann, Rennen. Du kannst also wirklich beruhigt sein, denn ich weiß was ich tue.«
Kaum zu glauben, aber ich schaffe es wirklich mich ein bisschen zu entspannen. Auf Kathys Frage, erkläre ich ihr was ich in meinem Job mache, und was ich gerne machen würde. Auch meine beruflichen Ziele, die ich mir selbst steckte, erläutern wir auf der Fahrt, die wegen des rasanten Fahrstils und der freien Straßen, nur knapp halb so lange dauert wie mit den Mädels am vergangenen Donnerstag.
Wir halten vor meinem Wohnhaus und ich entbinde meinen Koffer aus dem Minikofferraum. Als ich mich durchs Fenster von Andis Schwester verabschiede, springt diese aus dem Auto, läuft zu mir herüber, nimmt mich in die Arme und drückt mich. »Lass dich mal wieder anschauen. Ich hätte dich gerne als Schwägerin.« Mit drei Hopsern ist sie wieder auf der Fahrerseite. Noch bevor ich reagieren kann, sitzt sie im Auto und winkt kurz zum Abschied.
VIERZEHN
Gleich nachdem ich meinen Koffer in die Wohnung gebracht hatte, machte ich mich auf den Weg zur Smartcom, wo ich gerade durch den Haupteingang gehe.
Auf dem Weg nach Oben versuche ich meine Gedanken zu sammeln, und mir ein schnelles Konzept zu überlegen, mit dem wir ein absolutes Debakel verhindern könnten. Natürlich ist das nicht ganz so einfach. Vor allem, weil ich andauernd Andi vor mir sehe.
Mark erwartet mich bereits,
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