Purzelbaum
Welt wird schwarz.
Es ist dunkel und ich liege in einem Bett. Im ersten Moment weiß ich nicht wo ich bin. Eine Hand berührt mich zärtlich an der Schulter. »Hi Mia. Ich glaube du bist ohnmächtig geworden, oder eingeschlafen, oder beides hintereinander. Wie geht’s dir?« »Ich fühle mich, als ob mir jemand die Knochen aus dem Körper rausgenommen hätte. Aber ich bin glücklich und es geht mir gut.«
Andi legt sich hin und kuschelt sich an mich. Mit seinen kräftigen Armen hält er mich fest. Ich spüre seinen heißen Atem hinter meinem Ohr und seinen Herzschlag an meinem Rücken. So schlafen wir gemeinsam ein.
DREIZEHN
Ein zarter Lichtschein zeichnet sich unter dem Vorhang ab, als mein Blick suchend durch das Zimmer schweift. Ich liege alleine in dem zerwühlten Bett. Ein Blick auf das Display meines Telefons zeigt mir, dass sich der Vormittag dem Ende zu neigt. Außerdem erhielt ich eine SMS von Andi. ‚Guten Morgen Mia. Ich musste leider schon früh raus und wollte dich nicht wecken. In der Küche wissen sie Bescheid, dass du etwas später frühstücken kommst. Geh dann einfach beim Restaurant in die Küche, und lass dir vom Franz was Gutes machen. Ich bin gegen ein Uhr zurück. Freu mich schon auf dich.‘ Bevor ich aufstehe, drehe ich mich noch einmal um, und vergrabe mein Gesicht in Andis Kopfkissen. Es riecht unwiderstehlich.
Eine Viertelstunde später, restauriert, gepflegt und mit engen Jeans und Norwegerpulli bekleidet, mache ich mich auf den Weg zum Restaurant. Die Dame an der Rezeption grüßt mich freundlich und erklärt mir, dass sich ihr Chef bereits um halb sechs in der Früh auf den Weg gemacht habe, um bei einigen Lieferanten vorbei zu schauen. »Der Franzl erwartet sie schon mit dem Frühstück.« Ich bedanke mich und gehe zum Koch. In der Küche ist bereits geschäftiges Treiben für das Mittagsgeschäft. Auch die Vorbereitungen für das Abendmenü laufen auf Hochtouren. Trotzdem bereitet der Küchenchef persönlich Rühreier mit Kernöl für mich zu und serviert mir eine Platte mit Aufschnitt, frisches Gebäck, Joghurt, frisches Obst, frisch gepressten Orangensaft und einen doppelten Espresso.
Gerade als ich mich den Rühreiern zuwende, wird neben mir ein Sessel schwungvoll heraus gezogen, und eine Frau lässt sich mit einem Seufzer der Erleichterung darauf fallen. Im ersten Moment bin ich sprachlos, weil ich sie absolut nicht näher kommen gehört habe. »Hi ich bin Kathy.« Sie streckt mir ihre Hand entgegen. »Wir haben uns schon mal in der Sauna gesehen, als du meinem Bruder eine gescheuert hast.« Jetzt fällt der Groschen. Bekleidet hatte ich sie nicht sofort erkannt, aber jetzt wo sie es sagt. Sie trägt eine karierte Bluse im Holzfällerstil, bei der sie die obersten Knöpfe offen und die Ärmel aufgestreckt hat. »Servus. Ich bin Mia, aber das weißt du vermutlich schon. Freut mich dich kennen zu lernen.« Ich gebe ihr die Hand und stelle dabei fest, dass sie sehr gepflegt ist. Die Nägel sind vermutlich künstlich, falls nicht wäre es ein Grund für blanken Neid, aber sehr gut gemacht. Sie lächelt. »Bei unserem ersten Zusammentreffen war ich sofort begeistert von dir. Ich kann mich nicht erinnern, wer meinem Bruder zuletzt so schön Paroli geboten hat, wie du. Er war danach ziemlich durch den Wind.« Ich werde rot. »Es ist mir ziemlich peinlich, dass ich so einen Auftritt hingelegt habe. Ich dachte, dass du seine Freundin bist, und er mir nur irgendetwas vormachen wollte.« »Da war doch nix peinlich, außer vielleicht, dass du mit voller Montur und Winterstiefeln in die Sauna reingekracht bist.« Kathy lacht. »Leider war mein Freund nicht dabei, der steht auf Dramen. Besser als jede Rosamunde Pilcher, das kann ich dir sagen.« Sie steht auf, geht zur Küche und kommt kurz darauf mit einem Teller und einem Glas Wasser zurück. »Stört es dich, wenn ich mich bei deinem Aufschnitt bediene?« »Natürlich nicht. Das ist genug für eine ganze Familie.« Ich fühle mich in ihrer Gegenwart sehr wohl. Sie wirkt unkompliziert und offen.
Während des Frühstücks erzählt sie von ihrem Freund, ihrer Wohnung, die etwas außerhalb von Flachau liegt, der tollen Umgebung und von ihrer Arbeit im Hotel. Im Gegenzug fragt Kathy mich über meine Lebensumstände aus. Auch für meine Zukunftsplanung zeigt sie reges Interesse. Ihr Bruder ist in der gesamten Unterhaltung kein Thema. Nicht, dass es mich nicht interessieren würde, was sie über ihn zu sagen hätte, aber irgendwie
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