Purzelbaum
und führt mich in einen Besprechungsraum in dem bereits Herr Schrot gemeinsam mit ein paar Kolleginnen der Marketingabteilung über mehreren dicken Mappen brütet. »Hallo Frau Sorger. Es tut mir leid, dass sie den Urlaub abbrechen mussten, aber wir haben im Moment wirklich große Probleme.« »Kein Problem Herr Schrot. Ich kann mir nur nicht erklären, wie es überhaupt so weit kommen konnte.«
Mein Chef schildert mir, was er von verschiedenen Quellen gehört hat, und klärt mich auch gleich darüber auf, dass sich der Vorstand überlegt Köpfe rollen zu lassen. Das ist für mich natürlich ganz besonders schlimm, weil es mir dadurch nicht wirklich leichter gemacht wird, eine gute Position im Marketing zu bekommen, falls ich hier weg muss. »Na toll. Wir müssen jetzt die Unverfrorenheit und Inkompetenz der Konkurrenz ausbaden.« Mir wird richtig heiß von der Aufregung.
Es ist drei Uhr morgens, die meisten sind bereits nach Hause gegangen und nun beschließen auch wir, Herr Schrot, Mark und ich, dass es wohl besser wäre ein Wenig zu schlafen. Ich nehme ein Taxi, weil ich mich zu müde fühle um mit dem Roller nachhause zu fahren. Auf dem Weg schalte ich mein Telefon ein, da ich es für den kreativen Prozess immer abschalte, um nicht gestört zu werden, und dann vielleicht die ultimative Idee zu verlieren. Diese war heute noch nicht dabei, dafür eine große Anzahl an schwachen Ideen und mehrere Anrufe die ich versäumte. Carmen und Biene versuchten mich zu erreichen, und haben mir auf meine Box gesprochen. Ein Anruf meiner Bank war auch dabei. Aber keiner von Andi. Ist mein Traum ausgeträumt? War ich für ihn nur ein Zeitvertreib?
Ich würde ihn gerne anrufen, aber dazu ist es einfach zu spät. Schnell tippe ich eine SMS. ‚Alles OK? Du hast dich den ganzen Tag nicht gemeldet. Ich vermisse dich!‘ Das Telefon lasse ich eingeschaltet, für den Fall, dass er doch noch wach ist und antwortet. Bis ich im Bett bin kommt keine Antwort von Andi. Enttäuscht lege ich mich hin und schlafe erschöpft ein.
Das Läuten meines Telefons weckt mich aus einem unruhigen Schlaf. Ich träumte davon, dass Lisa kurz nachdem ich Flachau verlassen hatte, hingefahren ist und sich Andi gekrallt hat. Gerade als sie sich vor dem Altar das Ja-Wort geben wollten, wurde ich aus dem Schlaf gerissen. Endlich ruft er an. »Hi, ich dachte schon du meldest dich nicht mehr.« Carmen klingt etwas verwundert. »Hi Mia. Warum sollte ich mich nicht mehr melden?« Ich kann meine Enttäuschung in der Stimme nicht verbergen. »Achso du bist es. Ich dachte es wär jemand anderes.« Jetzt ist Carmen restlos verwirrt. Ich habe vergessen, dass meine Freundinnen bis jetzt dachten, dass ich noch in Flachau wäre.
Nach einer kurzen Aufklärung versteht Carmen, warum ich hoffte jemand anderen am Apparat zu hören. »Dein Traumtyp wird eine Menge um die Ohren haben. Oder er ist einfach rücksichtvoll, weil er weiß, dass du im Moment wenig Zeit zum Telefonieren hast.« Carmen klingt nicht so, als ob sie selbst daran glauben würde, was sie mir gerade erklärt. Da ich ohnehin wieder in die Firma muss, verabschiede ich mich und verspreche mich bald bei ihr zu melden. Danach versuche ich Andi zu erreichen. Es meldet sich sein Anrufbeantworter. »Hi Andi. Ruf mich mal an, wenn du ein bisschen Luft hast.«
Schnell mache ich mich fertig und fahre wieder mit einem Taxi zur Smartcom. Während der kurzen Fahrt checke ich immer wieder mein Telefon, falls vielleicht doch ein Anruf eingeht und ich den Klingelton überhören sollte. Kein Anruf. Keine SMS. Keine Email. Ich kann es nicht glauben. Die letzte Nacht die ich mit Andi verbrachte war so leidenschaftlich, niemals hätte ich gedacht, dass er sich nicht mehr melden würde. Vielleicht hat er es nicht so empfunden wie ich. Vielleicht kommt es ihm ganz gelegen, dass er mich nicht abservieren musste, sondern ich selbst das Feld räumte. Bevor ich das Telefon in die Tasche stecke, schalte ich es aus. Für die nächsten Stunden brauche ich Ruhe und einen klaren Kopf, damit sich vielleicht doch noch eine Lösung finden lässt.
Im achten Stock des Smartcom Gebäudes angekommen, fällt mir die Aufregung unter den Mitarbeitern der Marketing Abteilung auf. Mark hastet auf mich zu. »Mia, der Vorstand hat in einer Hau-Ruck-Aktion beschlossen, die Entwicklung der neuen Marketinglinie an ein externes Unternehmen zu vergeben. Es gehen schon die ersten Gerüchte um, dass sie das Marketing dichtmachen wollen. Nur noch ein paar
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