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Pyramiden

Titel: Pyramiden Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Terry Pratchett
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sah noch immer Ptraci an; sein Blick klebte an ihr fest, seit sie an Bord gekommen war.
    Dann lachte er. Teppic erkannte das vertraute Schelterlachen, in dem der Humor nicht völlig fehlte, das jedoch der strengen Kontrolle bestimmter Hirnbereiche unterlag.
    »Welch bemerkenswerter Zufall«, sagte er. »Auch wir wollen die Reise morgen früh fortsetzen. Darf ich euch frische Kleidung anbieten? Ihr seht ein wenig, äh, mitgenommen aus.«
    »Rauhes Leinen und grober Kanevas, nehme ich an«, warf Teppic ein. »Wie es sich für einen schlichten Händler geziemt. Berichtige mich, falls ich mich irren sollte.«
    Man führte ihn in eine kleine Kabine, die er mit einem teuer eingerichteten Ei verglich. Auf dem Bett lagen die erlesensten Kleidungsstücke des Runden Meeres. Sie schienen aus zweiter Hand zu stammen. Mit anderen Worten: Man hatte sie gründlich gewaschen und alle Risse sorgfältig vernäht, so daß die von Schwertklingen hinterlassenen Löcher nicht zu deutlich wurden. Nachdenklich beobachtete Teppic Haken an den Wänden und einige etwas hellere Stellen am dunklen Holz. Offenbar waren einige Dinge entfernt worden, bevor er die Kammer betrat.
    Kurze Zeit später ging er in den schmalen Korridor und begegnete Ptraci. Sie trug nun ein rotes Hofkleid (vor zehn Jahren hätte es perfekt der Mode in Ankh-Morpork entsprochen) mit weiten Ärmeln, üppigen Stickmustern und mühlsteingroßen Rüschen.
    Einmal mehr machte Teppic eine neue Erfahrung. Sie lautete: Frauen, die normalerweise nur wenige Quadratzentimeter Seide tragen, können weitaus attraktiver und reizvoller sein, wenn sie ihren Körper von Kopf bis Fuß bedecken. Ptraci drehte sich elegant um die eigene Achse.
    »Hier drin gibt es enorm viele Dinge«, sagte sie. »Bevorzugt man in Ankh-Morpork solche Kleidung? Es fühlt sich an, als trüge man ein Haus. Und man schwitzt überhaupt nicht, komisch, was?«
    »Hör mal, was Schelter betrifft …«, begann Teppic. »Ich meine, er ist ein guter Kumpel und so, aber …«
    »Er ist sehr nett, nicht wahr?« unterbrach ihn Ptraci.
    »Nun. Ja. Zweifellos«, bestätigte Teppic unsicher. »Ich bin seit vielen Jahren mit ihm befreundet und …«
    »Das freut mich.«
    Ein Besatzungsmitglied materialisierte am Ende des Korridors und geleitete sie mit mehreren Verbeugungen in die Kajüte des Käpt’n. Der Mann zeichnete sich durch ein makelloses vornehmes Flair aus – sah man von den Narben auf seinem Kopf und einigen Tätowierungen ab, neben denen die Bilder des erotischen Lehrbuches In den Schlafzimmern des Palastes wie Illustrationen in den Unterlagen eines Heimwerker-Fernkurses wirkten. Er konnte seltsame Dinge damit anstellen, indem er die Muskeln spannte, und auf diese Weise gelang es ihm, die Gäste von Hafenkneipen stundenlang zu faszinieren. Der Seemann wußte nicht, daß ihn nur noch wenige Minuten vom schlimmsten Augenblick seines Lebens trennten.
    »Macht es euch gemütlich«, sagte Schelter, schenkte Weißwein ein und nickte dem Tätowierten zu. »Du kannst jetzt die Suppe bringen, Alfons.«
    »Hör mal, Schelter, du bist doch kein Pirat, oder?« fragte Teppic fast verzweifelt.
    »Machst du dir darüber Sorgen?« erwiderte Schelter und lächelte schief.
    Teppics Sorgen galten nicht nur der Art des Broterwerbs seines ehemaligen Mitschülers, aber auf der Liste des Unbehagens belegte dieser Punkt einen der vorderen Plätze. Er nickte.
    »Nein, ich bin ebensowenig Pirat wie meine Gefährten. Es ist uns nur lieber, äh, bürokratischen Hindernissen auszuweichen, wann immer sich eine Möglichkeit dazu bietet. Verstehst du? Wir möchten unsere Mitbürger nicht damit belasten, ständig über uns Bescheid wissen zu wollen.«
    »Die umfangreiche Garderobe an Bord …«, begann Teppic.
    »Oh, es geschieht ziemlich oft, daß uns Piraten angreifen. Deshalb hat mein Vater die Namenlos gebaut. Sie hält immer die eine oder andere Überraschung parat. In moralischer Hinsicht ist die Sache völlig in Ordnung. Wir bekommen Schiffe und Beute der Angreifer. Wir befreien ihre Gefangenen und bringen sie nach Hause – sie brauchen nicht einmal viel dafür zu bezahlen. Ja, unsere Tarife sind konkurrenzlos niedrig.«
    »Und was macht ihr mit den Piraten?«
    Schelter warf Alfons einen kurzen Blick zu.
    »Das hängt ganz vom jeweils aktuellen Arbeitsmarkt ab«, sagte er. »Vater meint immer: Wenn jemanden das Glück verläßt, so sollte man ihm helfen. Unter bestimmten Bedingungen. Wie kommst du als Pharao zurecht?«
    Teppic erzählte

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