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Pyramiden

Titel: Pyramiden Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Terry Pratchett
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geschaffenen Werk unzufrieden war, wenn die Stukkaturarbeiten nicht exakt den heiligen Wünschen entsprachen oder sich eine Seite des Tempels nach unten neigte, weil der Architekt Treibsand übersehen hatte. Ein verärgerter Gott kam bestimmt nicht ins Büro und verlangte, den Geschäftsführer zu sprechen. Nein, ein Gott wußte immer, wo man sich befand, und er kam ohne Umschweife zur Sache. Darüber hinaus standen Götter in dem Ruf, überaus schlechte Zahler zu sein. Was auch auf Menschen zutraf, zugegeben. Aber Menschen warteten nur selten darauf, daß man starb, bevor sie ihre Rechnungen beglichen.
    Ptaclusp senkte den Kopf und musterte – beziehungsweise betrachtete – seinen anderen Sohn: eine bunte Silhouette vor der Statue, der Mund zu einem lautlos staunenden O geöffnet. Der Baumeister überlegte und traf eine Entscheidung.
    »Mir reicht’s jetzt mit Pyramiden«, sagte er. »Erinnere mich daran, Junge. Wenn wir diese Sache überstehen, bauen wir keine Pyramiden mehr. Ich meine, Pyramiden sind ohnehin kaum noch eine Herausforderung für uns. Vier schräge Mauern, und damit hat es sich. Wird Zeit, daß wir umsatteln.«
    »Darauf weise ich dich schon seit einer Ewigkeit hin, Vater«, gab IIb zurück. »Mit einigen anständigen Aquädukten erzielen wir bestimmt einen enormen …«
    »Ja, ja, ich erinnere mich«, warf Ptaclusp ein. »Aquädukte. Ja. Mit Bögen und solchen Sachen. Ich frage mich bloß, wo man den Sarkophag unterbringt.«
    »Vater!«
    »Schon gut, Junge. Ich glaube, ich werde langsam verrückt.«
    Ich könnte schwören, dort drüben eine Mumie und zwei Männer gesehen zu haben, dachte Ptaclusp. Einer von ihnen trug einen Vorschlaghammer.
     
    Die Begegnung mit Schelter stellte eine große Überraschung dar.
    Und das galt auch für sein Schiff.
    Teppic wußte, daß in einer anderen Küstenregion der Serif von Al Khali in einem wundervollen Palast wohnte, den angeblich ein dienstbarer Geist in nur einer Nacht errichtet hatte. Mythen und Legenden priesen die Pracht jenes Bauwerks. 31 Die Namenlos war ein schwimmender Palast – und noch etwas mehr. Ihre Entwickler litten offenbar an einem Vergoldungskomplex. Überall glänzte es gelb, und hinzu kamen verschnörkelte Säulen und kostbare Vorhänge, daraus entstand der Eindruck, als handele es sich nicht um ein Schiff, sondern um ein Boudoir, das gerade mit einem Nachtklub kollidiert war.
    Tatsächlich brauchte man die geschulte Aufmerksamkeit eines Assassinen, um feine Einzelheiten zu erkennen, die sich mit Prunk und Flitter tarnten. Zum Beispiel wirkte der Rumpf erstaunlich schnittig, und wenn man das Volumen der Kabinen und Frachtkammern addierte, blieb noch immer rätselhaft viel Platz übrig. Das Wasser am ›spitzen Ende‹, wie Ptraci meinte, schien nicht so glatt zu sein wie an anderen Stellen, aber es war natürlich absurd anzunehmen, ein Handelsschiff könne eine verborgene Ramme aufweisen – oder daß fünf Minuten Arbeit mit einer guten Axt genügten, um dieses mit Segeln ausgestattete Luxus-Schloß in etwas zu verwandeln, das vor praktisch allen schwimmenden Dingen zu fliehen vermochte. Wer trotzdem imstande war, die Namenlos einzuholen, bekam zweifellos Gelegenheit, das sehr zu bereuen.
    »Wirklich beeindruckend«, murmelte Teppic.
    »Der größte Teil ist nur Angeberei«, erwiderte Schelter.
    »Ja, das sehe ich.«
    »Ich meine, wir sind arme Händler.«
    Teppic nickte. »Es müßte heißen: Wir sind arme, aber ehrliche Händler.«
    Schelter lächelte das Lächeln eines Geschäftsmanns. »Oh, ich glaube, wir sollten uns zunächst mit dem ›arm‹ begnügen. Wie geht es dir, Teppic? Und zum Toifel auch, was tust du hier? Ich habe gehört, du seiest irgendwo zum Pharao geworden. Und wer ist diese entzückende junge Dame?«
    »Ihre Na …«, begann Teppic.
    »Ich heiße Ptraci«, sagte Ptraci.
    »Sie ist Dienstmä …«, fügte Teppic hinzu.
    »Bestimmt ist sie eine königliche Prinzessin«, sagte Schelter glatt. »Es wäre mir eine große Freude, wenn sie, ich meine, wenn ihr beide heute abend mit mir essen würdet. Leider kann ich euch nur eine einfache Seemannsmahlzeit anbieten, das versteht ihr sicher. Mit gewissen Dingen muß man sich eben abfinden. Es herrscht kein Mangel, nein, nein, aber der Überfluß … Ach, der Überfluß bleibt ein Wunschtraum.«
    »Hast du die Absicht, ephebische Spezialitäten servieren zu lassen?« fragte Teppic besorgt.
    »Schiffszwieback, gesalzenes Fleisch und solche Sachen«, entgegnete Schelter. Er

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