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Pyramiden

Titel: Pyramiden Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Terry Pratchett
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geträumt. »Sechs waren einigermaßen normal. Die siebte blies in eine Posaune.«
    »In meinem Traum hat sie immer eine Zigarre geraucht. Ein typischer Ahnen-Traum; wenn du mich fragst.«
    »Was bedeutet das?«
    Der kleine Mann biß in eine andere Feige.
    »Keine Ahnung«, erwiderte er. »Ich gäbe meinen rechten Arm, um eine Antwort darauf zu finden. Übrigens: Ich glaube, wir begegnen uns jetzt zum ersten Mal. Wenn ich mich vorstellen darf … Khuft, Gründer dieses Königreichs. He, du träumst leckere Feigen.«
    »Träume ich auch dich?«
    »Na klar, Junge. Glaubst du etwa, ich würde sonst so reden? Früher bestand mein persönliches Vokabular aus achthundert Worten. Nun, wenn du dir Rat von mir erhoffst, muß ich dich enttäuschen. Dies ist ein Traum. Ich kann dir kaum etwas sagen, über das du nicht Bescheid weißt.«
    »Du hast das Alte Königreich gegründet?«
    »Damals war’s ziemlich neu.«
    »Ich … ich habe mir dich ein wenig anders vorgestellt«, sagte Teppic.
    »Wie denn?«
    »Nun, die Statuen …«
    Khuft winkte ab.
    »Public Relations, weiter nichts«, entgegnete er. »Ich meine, sieh mich an. Sehe ich patriarchalisch aus?«
    Teppic musterte den kleinen Mann kritisch. »Nicht mit dem Lendenschurz«, gestand er ein. »Es ist zu, äh, fransig.«
    »Man kann ihn noch jahrelang tragen«, behauptete Khuft. »Erste Qualität.«
    »Nun, wahrscheinlich konntest du dir nichts anderes schnappen, als du fliehen mußtest«, sagte Teppic und bemühte sich, Verständnis zu zeigen.
    Khuft griff nach einer weiteren Feige und sah ihn verwirrt an. »Wie bitte?«
    »Man hat dich verfolgt«, erklärte Teppic. »Und du bist in die Wüste entkommen.«
    »O ja. Du hast völlig recht. Ganz klar. Man verfolgte mich wegen meiner Ansichten.«
    »Wie schrecklich«, sagte Teppic voller Mitgefühl.
    Khuft spuckte. »Und ob. Meine Kunden stellten schon nach kurzer Zeit fest, daß ich ihnen Kamele mit falschen Zähnen verkauft hatte. Ich dachte, mir bliebe genug Zeit, um vorher die Stadt zu verlassen.«
    Es dauerte eine Weile, bis Teppic verstand. Die Erkenntnis war wie ein Betonblock, der in den Treibsand seines Bewußtseins sank.
    »Du bist ein Verbrecher?« kam es ihm fassungslos über die Lippen.
    »Nun, ›Verbrecher‹ klingt irgendwie häßlich, meinst du nicht?« erwiderte der kleine Ahne. »Ich ziehe es vor, als Unternehmer bezeichnet zu werden. Tja, ich war meiner Zeit voraus. Darin bestand das Problem.«
    »Und du bist weggelaufen?« erkundigte sich Teppic enttäuscht.
    »Es wäre nicht besonders klug gewesen, in der Stadt zu bleiben«, lautete die Antwort.
    »›Und Khuft der Kameltreiber verirrte sich in der Weiten Wüste. Und siehe, plötzlich sah er das Tal, ein Geschenk der Götter, ein Tal, in dem Milch und Honig flossen‹«, zitierte Teppic monoton. »Muß eine sehr klebrige Angelegenheit gewesen sein«, fügte er hinzu.
    »Tja, dort taumelte ich, halb verdurstet, und um mich herum gerieten die Kamele außer Rand und Band, gierten nach herrlich kühlem Wasser. Und zack! Plötzlich erstreckte sich ein breites Flußtal vor mir, komplett ausgestattet mit Schilf und Nilpferden und so. Erschien einfach aus dem Nichts. Himmel, die Kamele hätten mich fast über den Haufen gerannt.«
    »Nein!« widersprach Teppic. »Es war ganz anders! Die Götter des Tals hatten Mitleid und zeigten dir den Rechten Weg, nicht wahr?« Er klappte den Mund zu, überrascht vom flehentlichen Klang seiner Stimme.
    Khuft schnaufte leise. »Oh, sicher. Ich habe mitten in der Wüste einen hundert Meilen langen Fluß gefunden, den alle anderen Leute übersahen, stimmt’s? Nun, ein hundert Meilen langer Fluß ist ja auch nicht leicht zu finden, was? Man muß genau hinsehen, nicht wahr? Weißt du, es lag mir natürlich fern, einem geschenkten Kamel ins Maul zu schauen. Ich ruhte mich einige Wochen lang aus und holte dann meine Familie und die übrigen Burschen. Sieh niemals zurück, so lautet meine Devise.«
    »Das Tal erschien ganz plötzlich, sozusagen von einem Augenblick zum anderen?« vergewisserte sich Teppic.
    »Haargenau. Kaum zu glauben, was?«
    »Kommt darauf an«, hauchte Teppic. »Kommt ganz darauf an.«
    Khuft hob einen faltigen Zeigefinger. »Ich habe immer vermutet, daß die Kamele dahintersteckten«, sagte er. »Ja, ich dachte immer, daß sie das Tal, äh, herbeigerufen haben, als sei es bereits immer dort gewesen, nur nicht ganz, wenn du verstehst, was ich meine. Vielleicht brauchte es nur gutes Zureden, ein wenig

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