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Pyramiden

Titel: Pyramiden Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Terry Pratchett
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Glücklicherweise warteten sie nicht auf eine Anweisung des Gehirns, das die Augen zukniff und versuchte, sich irgendwo zu verkriechen.
    Teppic holte tief Luft, spannte die Muskeln und griff mit einer Hand nach dem Gürtel. Er riß einen Dolch hervor und rammte ihn zwischen zwei Ziegelsteine, bevor die Gravitation Verdacht schöpfte. Der Junge zögerte kurz und schnaufte, hoffte inständig, daß die Schwerkraft erneut das Interesse an ihm verlor. Dann schwang er seinen Leib zur Seite und wiederholte den Vorgang.
    Ein Bäcker in der Gasse erzählte einen Witz und strich sich geistesabwesend Mörtelstaub vom linken Ohr. Als seine Kollegen lachten, richtete sich Teppic im Mondschein auf. Er balancierte auf zwei Messern aus klatschianischem Stahl, und seine Hände tasteten langsam über die Mauer, glitten zu dem Fenster, dessen Sims dem Schicksal eine Stundung der Rechnungssumme abgerungen hatte.
    Das Fenster war geschlossen. Bestimmt öffnete es sich, wenn Teppic ihm einen ordentlich Stoß versetzte – aber dadurch lief er Gefahr, erneut den Halt zu verlieren und in die Leere zu stürzen. Er seufzte, holte mit der Behutsamkeit eines Uhrmachers den Diamantschneider hervor und ritzte einen Kreis ins Glas …
     
    »Die Vorschriften verlangen, daß du ihn selbst trägst«, sagte Schelter.
    Eine derartige Vorstellung erschien Teppic absurd. Skeptisch betrachtete er den Koffer.
    »Bei mir zu Hause gibt es Leute, die sich um solche Sachen kümmern«, sagte er. »Eunuchen und so.«
    »Du hättest einen von ihnen mitbringen sollen.«
    »Oh, sie reisen nicht gern.« Das stimmte nicht ganz: Teppic hatte es strikt abgelehnt, sich von einem kleinen Gefolge begleiten zu lassen, woraufhin Dios tagelang schmollte. Der Hohepriester betonte immer wieder, es gehöre sich nicht für ein Mitglied der königlichen Familie, ganz allein in die Welt hinauszuziehen, doch Teppic beharrte auf seinem Standpunkt. Er war ziemlich sicher, daß es kaum einen Assassinen gab, der seinem Beruf in der Gesellschaft von Dienerinnen und Hornisten nachging.
    Jetzt bedauert er, so hartnäckig gewesen zu sein. Er zog versuchsweise an dem Koffer – und schaffte es, ihn auf die Schulter zu heben.
    »Deine Alten sind sicher sehr reich, stimmt’s?« fragte Schelter, als sie sich dem Hauptgebäude näherten.
    Teppic dachte kurz nach. »Wie man’s nimmt«, antwortete er. »Die Alten vererben ihr Vermögen meistens – wenn sie überhaupt eins haben. Oder sie nehmen es in die Pyramiden mit.« Er schürzte die Lippen. »Eine interessante Frage: Können einbalsamierte Tote reich sein?«
    »Du bist also Waise?« erkundigte sich Schelter voller Mitgefühl.
    »Wie? Nein, wenigstens nicht ganz. Nur zur Hälfte.«
    Schelters Verwirrung nahm zu. »In deiner Heimat scheint es recht seltsam zuzugehen. Bist du wirklich sicher, daß wir von deinen Eltern sprechen?«
    »Ach, das meinst du«, entgegnete Teppic und seufzte. »Nun, mein Vater ist Pharao. Und meine Mutter war eine Konkubine. Glaube ich.«
    »Konkubine? Ich dachte bisher, das sei eine Gemüsesorte.«
    »Ich bezweifle es – obgleich ich eingestehen muß, daß dieses Thema bei uns im Palast nie zur Sprache kam. Wenigstens nicht auf diese Art und Weise. Weißt du, wir halten nichts von Kannibalismus. Wir sind zivilisiert. Außerdem: Meine Mutter starb, als ich noch klein war.«
    »Wie schrecklich«, sagte Schelter fröhlich.
    »Sie nahm ein nächtliches Bad im Fluß«, fügte Teppic hinzu. »Sehr zur Freude der Krokodile.«
    »Grauenhaft«, verkündete Schelter und lächelte. »Mein Vater ist Geschäftsmann«, erklärte er, als sie das Tor durchschritten.
    »Faszinierend«, erwiderte Teppic pflichtbewußt. Die neuen Erfahrungen folgten viel zu schnell aufeinander. »Ich bin nie Geschäftsmann gewesen, habe jedoch gehört, daß solche Leute Respekt verdienen.«
    Während der nächsten beiden Stunden gab sich Schelter weltmännisch und weihte Teppic in die Geheimnisse der Schlafsäle und Klassenzimmer ein. Mit den sanitären Anlagen wartete er bis zum Schluß – aus gutem Grund.
    »Überhaupt keine?« fragte er.
    »Nun, wir benutzen Eimer und so«, antwortete Teppic vage. »Und dann sind da noch die Diener.«
    »Dein Königreich ist nicht zufällig ein bißchen altmodisch?«
    Teppic nickte betrübt. »Es liegt an den Pyramiden«, sagte er. »Das ganze Geld geht für Pyramiden drauf.«
    »Bestimmt sind sie wertvoll«, vermutete Schelter.
    »Eigentlich nicht. Sie bestehen nur aus Stein.« Teppic seufzte. »An Steinen

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