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Pyramiden

Titel: Pyramiden Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Terry Pratchett
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Vorstellungen in ihm weckte.
    Arthur griff nach einem kurzen Messer mit rotem Heft, stand auf, näherte sich der Ziege …
    Ein Kissen traf ihn am Hinterkopf.
    »Garn! Du verdammter Mistkerl!«
    Der kleine Junge ließ sein Messer fallen und brach in Tränen aus. Schelter setzte sich auf.
    »Du bist es gewesen, Käseweiß!« sagte er. »Ich hab’s genau gesehen!«
    Garn Käseweiß – ein hagerer Junge mit rotem Haar und einem Gesicht, das einer großen Sommersprosse gleichkam – starrte ihn finster an.
    »Mir reicht’s langsam«, erwiderte er. »Mit dieser ganzen Religion kommt man überhaupt nicht mehr zur Ruhe. Ich meine, heutzutage sprechen nur noch kleine Kinder ein Gebet, bevor sie zu Bett gehen. Himmel, wir sind hier, um das Handwerk der Assassinen zu erlernen …«
    »Halt dein verdammtes Schwatzmaul, Käseweiß!« rief Schelter. »Wenn die Leute ihre Religion ernst nähmen, ginge es in der Welt weitaus besser zu. Ich weiß, daß ich nicht oft genug bete, aber …«
    Ein geworfenes Kissen hinderte Schelter daran, den Satz zu beenden. Er sprang aus dem Bett, stürmte auf den rothaarigen Jungen zu und holte mit geballten Fäusten aus.
    Die anderen Schüler versammelten sich vor den beiden Streithähnen. Teppic schlug die Decke zurück und schlenderte zu Arthur, der auf der Kante seines Bettes saß und leise schluchzte.
    Er klopfte ihm unsicher auf die Schulter. Solche Gesten schienen eine beruhigende Wirkung zu haben.
    »Mach dir nichts draus«, sagte er und fügte versuchsweise hinzu: »Kumpel.«
    »Aber …«, begann Arthur. »Die Runen sind verwischt, und es ist bereits zu spät! Heute nacht kommt der Große Orm, um meine Eingeweide an seinem Stock aufzuwickeln!«
    »Im Ernst?«
    »Und er saugt mir die Augen aus, hat meine Mutter gesagt!«
    »Donnerwetter!« sagte Teppic fasziniert. »Tatsächlich?« Glücklicherweise stand sein Bett direkt auf der anderen Seite; er hatte also einen Logenplatz. »Was hat es mit deiner Religion auf sich?«
    »Ich gehöre zu den Unerschütterlich Strenggläubigen Ormiten«, antwortete Arthur und putzte sich die Nase. »Mir ist aufgefallen, daß du nicht betest«, fügte er hinzu. »Hast du keinen Gott?«
    Teppic zögerte kurz. »Doch, ich glaube schon. Ich bin sogar ziemlich sicher.«
    »Offenbar liegt dir nicht viel daran, mit ihm zu sprechen.«
    Teppic schüttelte den Kopf. »Ich kann nicht mit ihm sprechen«, sagte er. »Zumindest nicht hier. Er wäre kaum in der Lage, mich zu hören.«
    »Mein Gott hört mich überall«, verkündete Arthur stolz.
    »Meiner hat bereits Schwierigkeiten, jemanden zu verstehen, der auf der anderen Seite des Zimmers steht«, erwiderte Teppic. »Was manchmal recht peinlich ist.«
    »Du bist doch kein Offlianer, oder?« fragte Arthur. Dem Krokodilgott Offler fehlten Ohren.
    »Nein.«
    »Welchen Gott verehrst du denn?«
    »Nun, von verehren kann eigentlich keine Rede sein«, sagte Teppic und spürte vages Unbehagen. »Nein, eine derartige Bezeichnung ist unangemessen. Was natürlich nicht heißen soll, daß es irgend etwas an ihm auszusetzen gibt. Wenn du’s unbedingt wissen willst: Er ist mein Vater.«
    Arthur riß die tränenfeuchten Augen auf.
    »Du bist der Sohn eines Gottes?« hauchte er.
    »Bei mir zu Hause muß ein König auch göttliche Pflichten wahrnehmen«, sagte Teppic rasch. »Aber mein Vater hat nicht besonders viel zu tun. Die Priester kümmern sich um alle wichtigen Regierungsaufgaben. Mein Vater sorgt nur dafür, daß der Fluß jedes Jahr über die Ufer tritt, und außerdem dient er der Großen Kuh des Himmelsbogens. Besser gesagt: Er hat ihr gedient.«
    »Die Große Kuh des …«
    »Meine Mutter«, murmelte Teppic. »Weißt du, äh, ich spreche nicht gern darüber. Es bringt mich in Verlegenheit.«
    »Neigt dein Vater dazu, harte Strafen zu verhängen?«
    »Ich glaube nicht. Ich habe ihn nie dabei beobachtet.«
    Arthur beugte sich zur Seite und streckte die Hand nach dem unteren Ende des Bettes aus. Der Ziegenbock hatte das allgemeine Durcheinander genutzt, um die Leine durchzubeißen. Er verschwand gerade durch die Tür und beschloß, alles Religiöse aufzugeben.
    »Mir droht gräßliches Unheil«, behauptete Arthur. »Könntest du deinen Vater darum bitten, dem Großen Orm alles zu erklären?«
    »Sicher, warum nicht?« entgegnete Teppic und verbarg seine Skepsis. Was Erklärungen betraf, hatte Teppicymon XXVII. nie großes Geschick bewiesen. »Ich schreibe ihm einen Brief. Gleich morgen.«
    »Normalerweise befindet sich der

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