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Pyramiden

Titel: Pyramiden Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Terry Pratchett
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Geschöpf mit dem Körper eines Löwen, der Brust einer Frau und Adlerschwingen an einer umfassenden Identitätskrise leidet und daher leicht zornig wird.
    Aus diesem Grund hatte es sich das Rätsel einfallen lassen.
    Die Sphinx vertrieb sich damit in verschiedenen Dimensionen die Zeit – und bekam immer genug zu essen.
    Teppic wußte nichts davon, als er Du Mistvieh durch den wallenden Nebel führte, doch die unter seinen Füßen knirschenden Knochen gaben ihm einen ersten Anhaltspunkt.
    Viele Menschen waren hier gestorben. Man durfte vermuten, daß zumindest einige von ihnen die Reste der Vorgänger gesehen und beschlossen hatten, möglichst vorsichtig zu sein. Der erhoffte Erfolg schien sich nicht eingestellt zu haben.
    Teppic sah keinen Sinn darin, zu schleichen und zu kriechen. Er beobachtete einige Felsen, die aus dem Dunst ragten, bemerkte ihre sonderbare Form. Dieser hier sah zum Beispiel aus wie …
    »Halt«, sagte die Sphinx.
    Stille schloß sich an. Ein weiterer Knochen knackte, als Teppic das Gewicht verlagerte. Und hinzu kamen einige saugende Geräusche: Du Mistvieh versuchte, Feuchtigkeit aus der Luft zu lutschen.
    »Du bist eine Sphinx«, sagte Teppic.
    »Ich bin die Sphinx«, erwiderte die Sphinx.
    »Donnerwetter. In meiner Heimat stehen viele Bildnisse von dir. Statuen und so.« Teppic sah hoch und noch etwas höher. »Ich hätte dich für kleiner gehalten.«
    »Duck dich, Sterblicher«, sagte die Sphinx. »Denn du siehst dich der Weisheit und dem Schrecken gegenüber.« Sie blinzelte. »Taugen die Statuen was?«
    »Sie werden dir nicht gerecht«, entgegnete Teppic.
    »Im Ernst? Die Bildhauer haben oft Schwierigkeiten mit meiner Nase. Es heißt, mein rechtes Profil sei besonders gut, und …« Die Sphinx stellte plötzlich fest, daß sie vom Thema abkam. Sie hüstelte streng.
    »Bevor du mich passieren kannst, o Sterblicher«, verkündete sie, »mußt du mein Rätsel lösen.«
    »Warum?« erkundigte sich Teppic.
    »Was?« Die Sphinx zwinkerte erneut. Auf eine derartige Reaktion war sie nicht vorbereitet.
    »Warum? Warum? Weil. Äh. Weil … Warte einen Augenblick. Ich glaube, weil ich dir sonst den Kopf abbeiße. Ja, ich bin ziemlich sicher.«
    »Na schön«, sagte Teppic. »Ich höre.«
    Die Sphinx räusperte sich. Es klang wie ein leerer Lastwagen, der im Steinbruch zurücksetzte.
    »Was geht morgens auf vier Beinen, mittags auf zwei und abends auf drei?« fragte die Sphinx selbstgefällig.
    Teppic überlegte.
    »Das ist ein ziemlich schwieriges Rätsel«, sagte er nach einer Weile.
    »Das schwierigste überhaupt«, bestätigte die Sphinx.
    »Hm.«
    »Du kannst bestimmt nicht die richtige Antwort geben.«
    »Tja …«, murmelte Teppic.
    »Würdest du bitte die Kleidung ablegen, während du nachdenkst? Einige Stoffetzen bleiben immer zwischen meinen Zähnen hängen.«
    »Gibt es ein Tier, dem die Beine nachwachsen, nachdem man es …«
    »Da liegst du völlig falsch«, sagte die Sphinx und fuhr ihre Krallen aus. »Du hast nicht die geringste Ahnung, oder?«
    »Ich überlege noch immer«, entgegnete Teppic.
    »Das Rätsel bleibt dir ein Rätsel, nicht wahr?«
    »Ich fürchte ja.« Teppic beobachtete die Klauen. Dieses Tier ist bestimmt nicht annähernd so gefährlich, wie es den Anschein haben mag, dachte er. Die Natur hat es viel zu üppig ausgestattet. Außerdem: Die Brust stellt sicher eine Behinderung dar, vom Gehirn ganz zu schweigen.
    »Die Antwort lautet: ›Ein Mensch‹«, sagte die Sphinx. »Und jetzt … Bitte leiste keinen Widerstand. Wenn Sterbliche wie du zu kämpfen versuchen, gelangen bittere Chemikalien in ihr Blut.«
    Teppic wich zurück und entging einer Klauenpranke. »He, nicht so hastig!« brachte er hervor. »Was soll das heißen: ein Mensch?«
    »Ganz einfach«, erwiderte die Sphinx. »Ein Baby krabbelt am Morgen auf allen vieren. Mittags steht es auf, und gegen Abend wird es zu einem alten Mann, der sich auf einen Stock stützt. Na, ist der Groschen gefallen?«
    Teppic biß sich auf die Lippe. »Das alles passiert nur an einem Tag?« fragte er skeptisch.
    Ein langes verlegenes Schweigen folgte.
    »Es ist eine Dingsbums, eine Metapher«, gab die Sphinx verärgert zurück und streckte erneut die Pranke aus.
    »Nein, nein, warte!« beschwichtigte Teppic. »Ich möchte, daß wir diesen Punkt klären. Ist doch nur fair, oder?«
    »An dem Rätsel gibt’s nichts auszusetzen«, stellte die Sphinx fest. »Es ist ein verdammt gutes Rätsel. Seit fünfzig Jahren verwirre ich Reisende

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