Pyramiden
wie?«
Der Himmel zitterte und schwankte über Teppic, aber ein bestimmter Gedanke sprang in die Bratpfanne seines Bewußtseins, brachte die Stimmbänder unter Kontrolle und krächzte: »Das Kamel!«
»Du hast es ziemlich schlecht behandelt, und dafür sollte man dir die Hosen strammziehen«, sagte der Sergeant und hob den Zeigefinger. »Nie zuvor habe ich ein Kamel in einem solchen Zustand gesehen.«
»Es darf auf keinen Fall etwas trinken!« Teppic setzte sich ruckartig auf. Hinter seiner Stirn hämmerte jemand hingebungsvoll auf eine Trommel und veranstaltete gleichzeitig ein Feuerwerk. Die Soldaten wechselten kurze Blicke.
»Bei den Göttern, wie sehr er Kamele haßt!« kommentierte einer von ihnen. Teppic stemmte sich in die Höhe und wankte über den Sand. Du Mistvieh beschäftigte sich gerade mit einer komplexen Gleichung, von der er sich eine Lösung des Problems namens Aufstehen erhoffte. Die Zunge hing aus seinem Maul, und er fühlte sich nicht sehr gut.
Ein leidendes Kamel ist kein sonderlich scheues Geschöpf. Es sitzt nicht allein in der Kneipe und bestellt sich ein Bier nach dem anderen. Es ruft keine alten Freunde an, um sich bei ihnen auszuweinen. Es neigt nicht dazu, Trübsal zu blasen oder schwermütige Gedichte darüber zu schreiben, welche Lebens-Perspektiven möblierte Zimmer bieten. Ein leidendes Kamel streicht Begriffe wie ›Zurückhaltung‹ und ›Takt‹ aus seinem Wortschatz.
Ein leidendes Kamel erinnert sich an seine Lungen, die sich durch ein industrielles Leistungsvermögen auszeichnen. Und es schreit wie eine Eselherde, die von einer hungrigen Kettensäge bedroht wird.
Teppic überhörte das Blöken und setzte weiterhin einen Fuß vor den anderen. Du Mistvieh neigte den Kopf von rechts nach links, um eine genaue Peilung vorzunehmen. Er rollte mit den Augen, griff zu einem typischen Kameltrick und erweckte den Eindruck, als starre er Teppic mit den Nüstern an.
Er spuckte.
Er versuchte es zumindest.
Teppic schloß die Hand ums Halfter und zerrte daran.
»Steh auf, du Mistvieh!« sagte er. »Hier gibt es einen Fluß. Du witterst ihn bestimmt. Verdammt, du brauchst nur herauszufinden, wie man zu ihm gelangt.«
Teppic drehte sich zu den versammelten Soldaten um. Sie musterten ihn verblüfft – abgesehen von denen, die noch immer ihre Maskenhelme trugen und ihn mit metallenem Zorn anstarrten.
Er griff nach einer Feldflasche, zog den Stöpsel und goß kühles – nun, zumindest nasses – Wasser in den Sand. Du Mistviehs Nüstern öffneten und schlossen sich in einem raschen Rhythmus, schienen zu pumpen.
»Hier fließt irgendwo der Djel-Strom«, sagte Teppic. »Du weißt, wo er ist. Lauf zum Ufer und still deinen Durst!«
Die Soldaten sahen sich nervös um. Einige Tsortaner, die neugierig näher gekommen waren, folgten ihrem Beispiel.
Du Mistvieh stand mit zitternden Knien auf und drehte sich im Kreis. Teppic ließ das Halfter nicht los.
… D gleich 4, dachte das Kamel verzweifelt. A/D gleich 90. Und Nicht-D gleich 45…
»Ich brauche einen Stock!« rief Teppic, als er an dem Sergeant vorbeigewirbelt wurde. »Diese blöden Tiere verstehen erst, wenn man sie schlägt. Stockhiebe sind wie Interpunktion für sie.«
»Wie wär’s mit einem Schwert?«
»Nein!«
Der Sergeant zögerte, bevor er dem jungen Mann seinen Speer reichte.
Teppic packte ihn an der Spitze, wahrte mühsam das Gleichgewicht und schlug zu. Staub wallte vom Rücken des Kamels.
Du Mistvieh verharrte abrupt. Seine Ohren drehten sich wie Radarantennen. Er starrte auf die Felsen und rollte erneut mit den Augen. Teppic schwang sich ihm auf den Rücken, und daraufhin trabte er los.
… Du mußt hyperultradimensional denken, dachte Du Mistvieh.
»Äh, du reitest genau in Richtung …«, begann der Sergeant.
Stille folgte und erwies sich als recht hartnäckig.
Voller Unbehagen verlagerte der Sergeant das Gewicht vom einen Bein aufs andere. Dann blickte er über den Kalksteinvorsprung und begegnete dem Blick des tsortanischen Befehlshabers. Zenturionen und Feldwebel haben sich schon immer wortlos verstanden, und diese militärische Tradition setzte sich nun fort. Die beiden Männer lösten sich von ihren Truppen und traten aufeinander zu, blieben an dem kaum sichtbaren Riß in den Felsen stehen.
Der Tsortaner strich mit der Hand darüber hinweg.
»Eigentlich hätte irgend etwas zurückbleiben sollen«, sagte er. »Zum Beispiel Kamelhaar.«
»Oder Blut«, fügte der Epheber hinzu.
»Vermutlich handelt es
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