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Pyramiden

Titel: Pyramiden Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Terry Pratchett
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Formulierungsvorschlag.
    »Ja-ha«, sagte sie langsam. »Das scheint alle Möglichkeiten zu berücksichtigen.«
    »Nun?« fragte Teppic.
    »Nun was?« erwiderte die Sphinx.
    »Nun, wie lautet die Antwort?«
    Die Sphinx bedachte Teppic mit einem durchdringenden Blick, öffnete den Rachen und zeigte ihre Reißzähne.
    »O nein«, grollte sie. »Du kannst mich nicht überlisten. Hältst du mich für so dumm? Du mußt mir die Antwort nennen.«
    »Mist«, sagte Teppic.
    »Du dachtest, mich hereinlegen zu können, wie?« fragte die Sphinx, »Tja …«
    »Du hast gehofft, mich völlig zu verwirren, stimmt’s?« Die Sphinx lächelte triumphierend.
    »Es war einen Versuch wert«, sagte Teppic.
    »Kann ich gut verstehen. Also schön: Wie lautet die Antwort?«
    Teppic kratzte sich an der Nase.
    »Ich habe nicht die geringste Ahnung«, sagte er. »Es sei denn – und das ist natürlich nur eine Vermutung –, das Rätsel beschreibt einen Menschen.«
    Die Sphinx starrte ihn groß an.
    »Haben wir schon einmal miteinander gesprochen?« fragte sie vorwurfsvoll.
    »Nein.«
    »Irgend jemand hat dir was verraten, nicht wahr?«
    »Wie denn?« entgegnete Teppic. »Ist es irgendeinem Reisenden gelungen, das Rätsel zu lösen?«
    »Nein!«
    »Siehst du? Wer soll mir etwas verraten haben?«
    Die Klauen der Sphinx trommelten auf hartes Gestein. »Ich glaube, du solltest jetzt besser gehen«, knurrte sie.
    Teppic nickte und stand auf. »Wie du meinst.«
    »Ich wäre dir sehr dankbar, wenn du die Lösung des Rätsels für dich behältst«, fügte die Sphinx kühl hinzu. »Ich möchte anderen Leuten nicht den Spaß daran verderben.«
    Teppic erkletterte einen Felsen und schwang sich auf Du Mistviehs Rücken.
    »Mach dir deshalb keine Sorgen«, sagte er und trieb das Kamel an. Aus den Augenwinkeln sah er, wie sich die Lippen der Sphinx bewegten – in Gedanken wiederholte sie noch einmal das Gespräch.
    Du Mistvieh legte etwa zwanzig Meter zurück, bevor weiter hinten heiseres Gebrüll erklang. Das Kamel vergaß die Etikette, die von ihm verlangte, nur dann zu reagieren, wenn man es mit einem Stock schlug. Alle vier Beine prallten auf den Boden und stießen sich ab.
    Diesmal hatten alle Variablen der Gleichung den richtigen Wert.
     
    Die Bestürzung der Priester wuchs.
    Es lag nicht nur daran, daß ihnen die Götter den Gehorsam verweigerten. Nein, die Götter waren sogar so frech und dreist, sie zu ignorieren.
    In dieser Hinsicht hielten sie sich an eine lange Tradition. Man brauchte viel Erfahrung und noch mehr Geschick, um einen djelibebischen Gott dazu zu bringen, irgendwelchen Befehlen zu gehorchen. Nur die höchsten aller Hohenpriester wiesen derartige Qualifikationen auf. Um nur ein Beispiel zu nennen: Wenn sie einen Felsen über den Klippenrand rollten und anschließend ein rasches Gebet an die himmlischen Mächte richteten, konnten sie sicher sein, daß der Stein nach unten fiel. Auf die gleiche Art und Weise sorgten die Götter dafür, daß Sonne und Sterne in der richtigen Reihenfolge am Himmel erschienen. Wer die Götter darum bat, Bäume mit den Wurzeln im Boden wachsen zu lassen und die Blätter an Zweigen zu befestigen, durfte damit rechnen, daß man seine Wünsche erfüllte. Wer sich als Priester um solche Dinge kümmerte, errang einen priesterlichen Erfolg nach dem anderen.
    Nun, es war eine Sache, der Gleichgültigkeit ferner und unsichtbarer Götter zu begegnen. Unbehagen entstand erst, wenn man von heiligen Entitäten ignoriert wurde, die überall herummarschierten. Unter solchen Umständen kam man sich wie ein Narr vor.
    »Warum hören sie nicht auf uns?« fragte der für Schaf den Pferdeköpfigen Gott der Landwirtschaft zuständige Hohepriester. Tränen strömten ihm über die Wangen. Er hatte beobachtet, wie Schaf es sich auf einem Feld gemütlich machte, an Ähren zupfte und wie ein Irrer kicherte.
    Den anderen Priestern erging es kaum besser. Von Jahrhunderten und Jahrtausenden geweihte Rituale füllten die Kammern und Säle des Palastes mit süßem, blauem Rauch, brieten außerdem genug Klein- und Großvieh, um die Bevölkerung eines mittelgroßen Staates auf Wochen hinaus zu ernähren. Aber die Götter ließen sich trotzdem so im Alten Königreich nieder, als gehöre es ihnen ganz allein, als seien die Menschen im Djel-Tal nur Ungeziefer.
    Und draußen auf dem Platz versammelte sich das Volk. Seit siebentausend Jahren herrschte die Religion im Alten Königreich. Jeder einzelne Priester malte sich aus, was geschehen

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