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Pyramiden

Titel: Pyramiden Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Terry Pratchett
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mochte, wenn die djelibebischen Bürger auch nur wenige Sekunden lang vermuteten, die Religion habe abgedankt.
    »Und deshalb wenden wir uns an Sie, o Dios«, intonierte Koomi. »Welche Anweisungen möchten Sie uns geben?«
    Dios saß auf der Treppe vor dem Thron und starrte düster zu Boden. Die Götter hörten nicht auf menschliche Stimmen. Das wußte er. Besser gesagt: Er wußte es. Es hatte nie eine Rolle gespielt. Man beschwor einfach eine Eingebung, eine göttliche Offenbarung, und daraufhin löste man alle Probleme. Es kam auf das Ritual an, nicht auf die Götter. Götter dienten nur als eine Art Megaphon, damit sich die Priester den normalen Menschen mitteilen konnten.
    Während Dios klar zu denken versuchte, vollführten seine Hände das Ritual der Siebten Stunde. Sie bewegten sich wie von allein, führten memoriale Anweisungen aus, die so hart und unveränderlich waren wie besonders harte und unveränderliche Kristalle.
    »Sie haben alles versucht?« fragte er.
    »Alles, o Dios«, bestätigte Koomi. »Wir hielten uns dabei streng an Ihre Ratschläge.« Er wartete, bis ihn die meisten anderen Priester ansahen, fügte dann etwas lauter hinzu: »Wenn der Pharao hier wäre, könnte er sicher ein gutes Wort für uns einlegen.«
    Koomi fing den Blick der Priesterin Sarduks ein. Er hatte die gegenwärtige Lage nicht mit ihr diskutiert – was gab es auch schon zu besprechen? Trotzdem glaubte er, in ihr einen Bruder, das heißt, eine Schwester im Geiste zu erkennen. Sie mochte Dios nicht sonderlich, brachte ihm jedoch weniger Ehrfurcht entgegen als ihre Kollegen.
    »Ich habe bereits erwähnt, daß der Pharao tot ist«, erwiderte Dios.
    »Ja, so lauteten Ihre Worte. Allerdings fand niemand seine Leiche, o Dios. Dennoch glauben wir, was Sie uns sagen, denn die Worte stammen von dem weisen Dios, und wir hören nicht auf boshafte Zungen.«
    Die Priester schwiegen. Boshafte Zungen? Hatte nicht bereits jemand Gerüchte erwähnt? Es ging wirklich nicht mehr mit rechten Dingen zu.
    »Unsere Geschichte ist reich an Präzedenzfällen«, warf die Priesterin Sarduks ein. Sie hatte den stummen Hinweis verstanden. »Wenn das Königreich bedroht wurde oder der Fluß nicht über die Ufer treten wollte, wandte sich der Pharao an die Götter. Bei solchen Gelegenheiten haben wir ihn zu den Göttern geschickt.«
    Ihr zufriedener Tonfall deutete darauf hin, daß der Kurierdienst keine Rückkehr vorsah.
    Koomi schauderte entzückt und gleichzeitig entsetzt. O ja, damals … Was für Zeiten. Einige Länder hatten mit dem Konzept des Opferkönigs experimentiert. Ein paar Jahre des Mästens und Herrschens, und dann Rübe ab, um Platz für eine neue Regierung zu schaffen.
    »Bei der gegenwärtigen Krise genügt vermutlich ein adliger Premierminister«, fuhr die Priesterin fort.
    Dios hob den Kopf, und sein Gesichtsausdruck spiegelte den Schmerz in rheumatischen Gelenken wider.
    »Ich verstehe«, sagte er. »Und wer wird dann höchster Hohepriester?«
    »Das müßten die Götter bestimmen«, antwortete Koomi.
    »Oh, sicher«, erwiderte Dios. »Ich bezweifle nur, ob sie imstande sind, eine gute Wahl zu treffen.«
    »Unsere Toten können die Götter in der Unterwelt beraten«, sagte die Priesterin.
    »Aber die Götter sind hier«, stellte Dios fest und führte einen inneren Kampf gegen das Prickeln in seinen Beinen. Sie beharrten darauf, um diese Zeit durch den zentralen Korridor zu gehen, um das Ritual des Unter Dem Himmel zu beaufsichtigen. Der Körper sehnte sich nach dem Trost des Flusses. Und wenn er den Djel überquert hatte … Für immer auf der anderen Seite bleiben …
    Unmöglich. Man brauchte ihn auf dieser Seite.
    »In Abwesenheit des Pharaos nimmt der Premierminister seine Pflichten wahr«, sagte Koomi. »Das stimmt doch, Dios, oder?«
    Ja, es stimmte. So stand es geschrieben. Und Geschriebenes wurde zu einer ehernen Wahrheit, sobald es auf einem Pergament stand. Ich habe es selbst geschrieben, vor langer Zeit.
    Dios ließ den Kopf hängen. Dies war schlimmer als sanitäre Anlagen. Sogar noch schlimmer als Federbetten. Und doch, und doch … Du brauchst nur den Fluß zu überqueren …
    »Na schön«, sagte er. »Aber ich habe noch eine letzte Bitte.«
    »Ja?« Koomis Stimme hatte nun Timbre, klang bereits wie die des nächsten hohen Hohenpriesters.
    »Bestatten Sie mich in …«, begann Dios und unterbrach sich, als er das Murmeln der Priester hörte, die über den Fluß sehen konnten. Alle Blicke richteten sich auf das ferne,

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