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Pyramiden

Titel: Pyramiden Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Terry Pratchett
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stehen. »Man muß dem Pharao immer gehorchen.«
    »Ach? Und was passiert, wenn man diesen Grundsatz nicht beachtet?«
    »Irgend etwas Schlimmes«, erwiderte Ptraci vage.
    »Ist es nicht schlimm genug, den Krokodilen zum Fraß vorgeworfen zu werden und die Seele an den Seelenfresser zu verlieren?« fragte Teppic. Das Ankereisen verhakte sich an einem verborgenen Vorsprung auf dem flachen Dach.
    »Ein interessanter Hinweis«, kommentierte Ptraci und gewann den Teppic-Preis für klares Denken.
    »Er ist es wert, berücksichtigt zu werden, nicht wahr?« Teppic zog versuchsweise an dem Seil.
    »Vermutlich willst du auf folgendes hinaus«, sagte die junge Frau. »Wenn einem ohnehin das Schlimmste droht, braucht man sich deswegen keine Sorgen mehr zu machen. Ich meine, wenn einen der Seelenfresser in jedem Fall erwischt, kann man es wenigstens vermeiden, von den Krokodilen gefressen zu werden, stimmt’s?«
    »Du kletterst zuerst hoch«, stellte Teppic fest. »Es kommt jemand.«
    »Wer bist du?«
    Teppic griff in seine Tasche. Als er vor einer Ewigkeit nach Djelibeby zurückkehrte, kam er nur mit der Kleidung an seinem Leib – aber es war die gleiche Kleidung, in der er die Abschlußprüfung der Assassinen-Gilde bestanden hatte. Er hielt ein Wurfmesser vom Typ Zwei in der Hand, und die Klinge glitzerte im Entladungslicht. Wahrscheinlich der einzige Stahl im ganzen Königreich … Djelibeby hatte sicher schon von Eisen gehört; für den Umstand, daß man es nur selten verwendete (um nicht zu sagen: nie), gab es einen einleuchtenden Grund. Wenn Kupfer für die Ahnen gut genug gewesen war, so genügte es auch für ihre Nachkommen. Punktum!
    Nein, die Wächter verdienten kein Messer. Sie traf nicht die geringste Schuld.
    Teppic öffnete den Beutel an seinem Gürtel. Er enthielt einige kleine schlichte Fußangeln, und ihre Größe betrug kaum mehr als einen Zoll pro Spitze. Fußangeln brachten niemanden um, sorgten nur dafür, daß Verfolger erheblich langsamer wurden. Ein oder zwei in der Sohle eines Fußes führten zu extremer Vorsicht bei Leuten, die nicht mit den Schwingen enthusiastischer Begeisterung flogen.
    Teppic warf einige der Fußangeln in die Passage, eilte zum Seil zurück und zog sich daran hoch. Er befand sich dicht unter dem Dach, als der erste Wächter das Ende des Korridors erreichte. Der junge Assassine und Pharao wartete, bis Flüche erklangen, rollte dann das Seil zusammen und folgte dem geretteten Dienstmädchen.
    »Sie holen uns bestimmt ein«, sagte Ptraci.
    »Das wage ich zu bezweifeln.«
    »Und dann wird uns der Pharao den Krokodilen zum Fraß vorwerfen.«
    »O nein, das glaube ich nicht …« Teppic zögerte und dachte an die Gerichtsverhandlungen des vergangenen Nachmittags. Man konnte nie wissen, welches Urteil der Pharao traf.
    »Vielleicht doch«, gab er zu. »In dieser Hinsicht ist es sehr schwer, völlig sicher zu sein.«
    »Was tun wir jetzt?«
    Teppic sah über den Fluß, dessen trübes Wasser Entladungsblitze widerspiegelte. Im Bereich der Großen Pyramide herrschte noch immer rege Aktivität – einige winzig wirkende Steinblöcke schwebten über ihr. Es war wirklich erstaunlich, wieviel Arbeit Ptaclusp in diesen Auftrag investierte.
    Man stelle sich den Entladungsblitz der größten aller Pyramiden vor, dachte Teppic. Bestimmt sieht man ihn selbst in Ankh-Morpork.
    »Sie sind schrecklich, nicht wahr?« sagte Ptraci hinter ihm.
    »Meinst du?«
    »Schrecklich und gespenstisch. Weißt du, der verstorbene Pharao konnte sie nicht ausstehen. Er sagte immer, die Pyramiden nageln das Königreich an der Vergangenheit fest.«
    »Hat er gesagt, warum?«
    »Nein. Er beschränkte sich darauf, sie zu verabscheuen. Er war ein netter alter Mann. Immer freundlich und zuvorkommend. Nicht so wie sein Nachfolger.« Ptraci putzte sich die Nase und verstaute das Taschentuch in ihrem paillettenbesetzten Büstenhalter.
    »Äh, worin bestanden deine Pflichten als Dienstmädchen, äh?« Teppic beobachtete das Dachpanorama und versuchte, seine Verlegenheit nicht zu deutlich zu zeigen.
    Die junge Frau lachte leise. »Du bist nicht von hier, oder?«
    »Nein, eigentlich nicht.«
    »Nun, ich habe mich mit dem alten Pharao unterhalten. Oder ihm zugehört. Er hatte einige recht interessante Dinge zu sagen und klagte, kaum jemand achte auf seine Worte.«
    »Ja«, sagte Teppic und nickte langsam. »Und das war alles?«
    Ptraci musterte ihn stumm und kicherte dann. »Ach, das. Nein, wie ich schon sagte: Er verhielt sich

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