Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Pyramiden

Titel: Pyramiden Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Terry Pratchett
Vom Netzwerk:
Turbulenzen sind viel zu stark!«
    Das Eis und der Rauhreif des Tages dampften auf einer schwarzen Fassade, die immer wärmer wurde. Geistesabwesend betrachtete der Architekt den Schlußstein, der noch immer auf kleinen Böcken ruhte, sah dann seinen Bruder an, dessen Nachthemd wie ein Banner flatterte.
    »Wo ist Vater?« fragte er.
    »Ich habe einen von uns geschickt, um ihn zu wecken«, sagte IIa.
    »Wen?«
    »Nun, einen von dir.«
    »Oh.« Erneut starrte IIb auf die Elektrummasse. »Das Ding ist nicht sehr schwer. Wir können es bestimmt nach oben tragen.« Er wartete auf eine Antwort.
    »Bist du übergeschnappt? Frag die Arbeiter, ob sie sich einen Bonus verdienen wollen.«
    »Sie sind alle weggelaufen.«
    Eine Pyramide weiter flußabwärts versuchte, sich zu entladen. Sie zischte und brutzelte, holte tief Luft und spuckte eine fauchende Flamme, die einen weiten Bogen beschrieb und dann über den Sand vor der Großen Pyramide kochte.
    »Bei allen Göttern, jetzt beginnen die ersten energetischen Quanten-Interaktionen!« platzte es aus IIb heraus. »Komm, wir müssen den Schlußstein anbringen. Wenn sich diese Pyramide nicht entladen kann, droht eine katastrophale Katastrophe.«
    Die beiden Brüder griffen nach dem Elektrumblock und wankten zum Gerüst. Der Wind heulte, wirbelte Staub auf und gab ihm seltsame Formen.
    »Hörst du was?« fragte IIb, als sie die erste Plattform erreichten.
    »Meinst du jenes Geräusch, das erklingt, wenn man Raum und Zeit durch die Mangel dreht?« erwiderte IIa.
    Der Architekt bedachte seinen Bruder mit einem bewundernden Blick – solche Bemerkungen erwartete man nicht von einem Buchhalter. Dann kehrte der Schrecken in IIbs Gesicht zurück.
    »Nein, das nicht«, sagte er.
    »Meinst du die Luft, die gerade entsetzliche Qualen ertragen muß?«
    »Noch einmal daneben getippt«, sagte IIb ein wenig verärgert. »Ich meine das Knarren.«
    Drei weitere Pyramiden gaben gefangene Zeit frei. Die temporale Kraft jagte durch die Wolken am dunklen Himmel und zuckte zum schwarzen Marmor herab.
    »Ich höre kein Knarren«, sagte IIa.
    »Ich glaube, es stammt von dieser Pyramide.«
    »Nun, vielleicht solltest du darauf verzichten, das Ohr an die Fassade zu pressen. Ich glaube, es wäre nicht besonders klug.«
    Das Gerüst erzitterte im Sturm, als die beiden Brüder eine Leiter hochkletterten und den Schlußstein festhielten. »Wir hätten uns weigern sollen«, brummte der Buchhalter, als der Elektrumblock mit bemerkenswerter Zielsicherheit auf seine Zehen glitt. »Es war falsch, ein so großes Bauwerk zu errichten.«
    »Sei still und heb dein Ende des Steins an.«
    Sie brachten weitere Leitern hinter sich, kletterten langsam an den Flanken der Großen Pyramide hinauf, während die kleineren Grabstätten an den Ufern des Djel eine Salve nach der anderen feuerten. Zischende Zeit-Blitze rasten übers finstere Firmament.
     
    Unterdessen lag der größte Mathematiker auf der ganzen Scheibenwelt im Stall und gab sich in aller Seelenruhe seinen Blähungen hin. Schließlich legte er beim Wiederkäuen eine Pause ein und stellte fest, daß mit den Zahlen etwas Sonderbares passierte. Mit allen Zahlen.
     
    Das Kamel schielte über seine breite Schnauze und sah Teppic an. Sein Gesichtsausdruck machte deutlich, daß es nicht viel davon hielt, geritten zu werden. Und der Name Teppic stand jetzt an erster Stelle auf der Liste aller antipathischen Reiter. Kamele begegnen der Menschheit mit einer sehr demokratischen Einstellung. Sie hassen alle ihre Repräsentanten, ohne Rücksicht auf Rang oder Glauben.
    Dieses besondere Exemplar erweckte den Eindruck, als habe es auf einem Stück Seife gekaut.
    Teppic sah kummervoll an den Palastställen entlang, einst Heim von hundert Kamelen. Er hätte eine ganze Welt für ein Pferd gegeben – und einen kleinen Kontinent für ein Pony. Doch die Ställe enthielten nur mehr einige alte Streitwagen (Überbleibsel einer ruhmreichen Vergangenheit), einen älteren Elefanten (dessen Präsenz als ungelöstes Rätsel galt) und dieses Kamel. Es schien sich um ein ausgesprochen träges Tier zu handeln. Die Knie wirkten irgendwie abgewetzt.
    »Tja, die Auswahl ist eher beschränkt«, sagte Teppic. »Ich wage es nicht, den Fluß während der Nacht zu überqueren. Nun, ich könnte versuchen, dich über die Grenze zu bringen.«
    »Sitzt der Sattel richtig?« fragte Ptraci. »Er sieht komisch aus.«
    »Es ist ein ziemlich komisches Wesen«, erklärte Teppic. »Wie steigt man auf?«
    »Ich

Weitere Kostenlose Bücher