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Pyramiden

Titel: Pyramiden Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Terry Pratchett
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und staubig waren, ganz gleich, welches Wetter auf der anderen, der lebenden Seite des Flusses herrschte. Noch einmal glaubte er, eine gewisse Atemlosigkeit zu spüren, die eigentlich nicht verwunderte, wenn man die speziellen Aspekte jenes Ortes berücksichtigte. Assassinen mochten die Nacht aus prinzipiellen Gründen, doch die Nacht in der Nekropolis stellte etwas Besonderes dar. Besser gesagt: Es handelte sich um eine nächtlichere Nacht. Außerdem: Es gab keine andere Stadt auf der Scheibenwelt, in der für Assassinen nicht die geringste Aussicht bestand, Aufträge zu bekommen.
    Teppic erreichte den Lichtschacht, der zu den Arbeitszimmern der Einbalsamierer führte. Flink kletterte er herab, stand wenige Sekunden später auf dem Boden und schlüpfte ins Zimmer mit den Sarkophagen.
    »Hallo, Junge.«
    Teppic schob den Deckel beiseite, und erneut sah er nur Holzspäne.
    »Sie liegt in einem der Särge dort drüben«, sagte der verstorbene Pharao. »Ihr Orientierungssinn ließ schon immer zu wünschen übrig.«
    Es war ein ziemlich großer Palast. Schon am Tag fiel es Teppic schwer, sich darin zurechtzufinden, und er dachte nun daran, welche Chancen er hatte, wenn er die Suche in pechschwarzer Dunkelheit fortsetzte.
    »Weißt du, es liegt in der Familie. Bei deinem Großvater war’s so schlimm, daß er sich Links und Rechts auf die Sandalen schreiben mußte. Glücklicherweise kommst du in dieser Hinsicht mehr nach deiner Mutter.«
    Eigentlich seltsam. Ptraci sprach nicht – sie schwatzte. Sie schien nicht in der Lage zu sein, einen Gedanken länger als etwa zehn Sekunden im Kopf zu behalten. Offenbar verfügte ihr Gehirn über eine direkte Verbindung zum Mund: Kaum dachte sie etwas, bewegten sich auch schon Lippen und Zunge. Im Vergleich mit den Damen, die Teppic bei den Soirées in Ankh-Morpork kennengelernt hatte – sie fanden großen Gefallen daran, junge Assassinen zu unterhalten, boten ihnen erlesene Delikatessen an und redeten von ebenso interessanten wie delikaten Angelegenheiten, während sich ihre Blicke in Diamantbohrer verwandelten und die roten Lippen feucht zu glänzen begannen … Im Vergleich mit solchen Frauen war Ptraci so leer wie, nun, wie ein leeres Ding. Trotzdem verspürte Teppic den dringenden Wunsch, sie wiederzufinden. Ihre natürliche Anspruchslosigkeit übte einen enormen Reiz aus. Nein, es ging ihm nicht um die herrlich runden Brüste. Obgleich er runde Dinge mochte, vor allen Dingen dann, wenn sie zur weiblichen Anatomie gehörten.
    »Ich bin froh, daß du zurückgekehrt bist, um sie zu suchen«, plauderte Teppicymon XXVII. »Weißt du, sie ist deine Schwester. Deine Halbschwester, um ganz genau zu sein. Manchmal bedauere ich, ihre Mutter nicht geheiratet zu haben. Tja, in ihren Adern floß leider kein königliches Blut. Eine sehr kluge Frau, ihre Mutter. Und sie hatte auch noch andere Vorteile.«
    Teppic lauschte. Erneut glaubte er, ein leises Zischen zu vernehmen, das man nur hören konnte, weil die Nacht schwieg. Er schlich in den rückwärtigen Teil der Kammer, horchte erneut und hob einen anderen Deckel an.
    Ptraci lag zusammengerollt in dem Sarkophag, schlief tief und fest. Ihr Kopf ruhte auf einem Arm.
    Er drückte den Deckel vorsichtig beiseite und zupfte an einer Haarsträhne der jungen Frau. Sie murmelte etwas und drehte sich auf die andere Seite.
    »Äh, du solltest jetzt aufwachen«, flüsterte Teppic.
    Erneut bewegte sich Ptraci und gab einen Laut von sich, der wie ›Wstflgl‹ klang.
    Teppic zögerte. Weder die Lehrer der Gilde noch Dios hatten ihn auf eine derartige Situation vorbereitet. Er kannte mindestens siebzig verschiedene Möglichkeiten, einen schlafenden Menschen zu töten, aber jetzt fragte er sich, wie man die betreffende Person vorher weckte.
    Er berührte eine einigermaßen neutrale Stelle der Haut. Ptraci schlug die Augen auf.
    »Oh«, sagte sie. »Du bist’s.« Sie gähnte.
    »Ich bin gekommen, um dich fortzubringen«, erklärte Teppic. »Du hast den ganzen Tag über geschlafen.«
    »Ich habe jemanden gehört.« Ptraci streckte sich auf eine Art und Weise, die Teppic dazu veranlaßte, verlegen zur Seite zu blicken. »Es war der Priester, der aussieht wie ein kahlköpfiger Adler. Ein schrecklicher Mann.«
    »Da bin ich ganz deiner Ansicht«, pflichtete Teppic bei. Es erleichterte ihn, daß Ptraci nichts von Dios hielt.
    »Deshalb bin ich still geblieben. Außerdem kam auch noch der Pharao. Der neue Pharao, meine ich.«
    »Oh.« Teppic schluckte. »Äh,

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