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Pyramiden

Titel: Pyramiden Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Terry Pratchett
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er wollte dir ebenfalls einen Besuch abstatten, wie?« Die Bitterkeit in Ptracis Stimme kam einem Dolch vom Typ Fünf gleich, der sich ihm ins Herz bohrte.
    »Die übrigen Dienstmädchen meinen, er sei wirklich seltsam«, fügte die junge Frau hinzu, als Teppic ihr aus dem Sarkophag half. »Du kannst mich ruhig anfassen. Ich bestehe nicht aus Porzellan.«
    Teppic stützte Ptraci und wünschte sich: ein möglichst kaltes Bad und anschließend eine Runde übers Dach.
    »Du bist ein Assassine, nicht wahr?« fragte, die Verurteilte und Gerettete. »Ich habe mich daran erinnert, als du mich hier zurückgelassen hast. Ja, du bist ein Assassine und kommst von weither. Aus dem Ausland. Die schwarze Kleidung … Besteht deine Absicht darin, den Pharao zu töten?«
    »Dazu bin ich leider nicht imstande«, erwiderte Teppic. »Um ganz ehrlich zu sein: Er geht mir allmählich auf die Nerven. Äh, könntest du vielleicht die Arm- und Fußreifen abnehmen?«
    »Warum?«
    »Sie klimpern, wenn du dich bewegst.« Selbst Ptracis Ohrringe schienen die Stunde zu läuten, wenn sie den Kopf drehte.
    »Ich möchte mich nicht von ihnen trennen«, sagte sie. »Ohne sie fühle ich mich nackt.«
    »Selbst mit ihnen bist du fast nackt«, flüsterte Teppic. »Bitte!«
    » Sie beherrscht die Zimbel«, sagte das Phantom Seiner Früheren Majestät. Die allgemeine Konversation gefiel ihm, und er wollte einen Beitrag leisten. »Allerdings bringt sie dauernd irgendwelche Melodien durcheinander. Tja, sie ist erst auf Seite fünf des Lehrabschnitts ›Kleine Stücke für noch kleinere Finger‹.«
    Teppic huschte zum Gang, der in andere Regionen des Palastes führte, verharrte dort und lauschte. Stille patrouillierte durch die Kammern und Säle, während es in dem Zimmer mit den Sarkophagen rasselte: Ptraci legte ihren Schmuck ab.
    Nach einer Weile schlich Teppic zurück.
    »Bitte beeil dich!« drängte er. »Wir haben nicht mehr viel …«
    Tränen rollten über Ptracis Wangen.
    »Äh«, sagte Teppic. »Äh.«
    »Ein Teil davon stammt aus dem Erbe meiner lieben Großmutter«, schluchzte die junge Frau. »Einige andere Dinge bekam ich vom Pharao. Diese Ohrringe hier gehören zum Besitz meiner Familie, seit … seit … seit ziemlich langer Zeit. Wie würde es dir gefallen, dich von ihnen zu trennen?«
    »Weißt du, sie trägt den Schmuck nicht nur«, sagte Teppicymon XXVII. »Er ist vielmehr Teil ihres Wesens.« Lieber Himmel, dachte er. Das muß eine Erkenntnis sein. Warum fällt einem das Denken soviel leichter, wenn man tot ist? Liegt es vielleicht daran, daß das Gehirn fehlt?
    »Ich habe keine Ohrringe«, entgegnete Teppic.
    »Aber du hast viele Messer und so.«
    »Nun, ich brauche sie für meine Arbeit.«
    »Eben.«
    »Hör mal, du brauchst sie nicht zurückzulassen«, sagte Teppic hastig. »Steck sie in meine Tasche. Zusammen mit den anderen Sachen. Und laß uns endlich von hier verschwinden. Bitte!«
    »Auf Wiedersehen«, murmelte das Phantom des verstorbenen Pharaos traurig. Es schwebte zu seiner Leiche zurück und versuchte, einen Monolog mit ihr zu fuhren.
     
    Ein stärkerer Wind wehte, als sie das Dach erreichten. Heiße trockene Böen stöhnten über dem Palast.
    Auf der anderen Seite des Flusses entluden zwei ältere Pyramiden gespeicherte temporale Energie, doch die Flammen schienen nicht ganz bei der Sache zu sein. »Ich fühle mich so komisch«, sagte Ptraci. »Stimmt was nicht?«
    »Vielleicht nähert sich ein Gewitter«, erwiderte Teppic. Er starrte über den Fluß und beobachtete die Große Pyramide. Sie schien noch dunkler geworden zu sein, bildete jetzt ein schwarzes Dreieck in nächtlicher Schwärze. Vor ihr liefen kleine Gestalten hin und her – wie Wahnsinnige, die sich darüber freuten, daß ihre Irrenanstalt brannte.
    »Gewitter?« wiederholte Ptraci verwirrt.
    »Es ist sehr schwer zu erklären«, sagte Teppic besorgt. »Kannst du erkennen, was die Leute dort drüben machen?«
    Ptraci kniff die Augen zusammen.
    »Sie sind sehr aufgeregt.«
    »Es sieht eher nach Panik aus, glaube ich.«
    Einige andere Pyramiden entluden sich. Aber die Flammen weigerten sich, ordentlich zu züngeln: Statt dessen neigten sie sich im Wind hin und her.
    Teppic schauderte. »Komm«, sagte er. »Ich schlage vor, wir verlassen diesen Ort.«
     
    »Wir hätten gleich heute abend den Schlußstein aufsetzen sollen!« rief Ptaclusp IIb und versuchte, das Heulen der Pyramide zu übertönen. »Jetzt kann der Elektrumblock nicht mehr nach oben schweben. Die

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