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Qiu Xiaolong

Qiu Xiaolong

Titel: Qiu Xiaolong Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tod einer roten Heldin
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Chen und den Rosenthals.
    Peiqin hatte den Abend genossen. Das einzige, was sie vermißt hatte, war, daß sie nicht mit Yu hatte tanzen und singen können. Von einem Tisch nahe dem Eingang stand jetzt auch ein untersetzter Mann auf und folgte Chen und seinen Begleitern ins Freie. Vielleicht war es allzu mißtrauisch von ihr, aber Peiqin vergewisserte sich, daß ihr niemand folgte, bevor sie sich draußen nach Yu umsah.
    Der leichte Lufthauch der Sommernacht war angenehm. Unter einer blühenden Kornelkirsche wartete Yu auf Peiqin; er trug noch immer die getönten Gläser und rauchte eine Zigarette. Neben ihm parkte ein schwarzer Wagen. Peiqin war überrascht, als ihr aus dem Auto Shi Qiong zuwinkte, eine ihrer Kolleginnen in den Jahren in Yunnan. Seit sie wieder in Shanghai war, war sie als Kraftfahrerin in einem petrochemischen Werk tätig.
    Es war nicht der einzige Wagen, der am Randstein wartete, und er war nicht luxuriös. Es war ein Dazhong, das Produkt eines Gemeinschaftsunternehmens zwischen Shanghai und dem Volkswagenwerk. Aber es genügte Peiqin, daß überhaupt ein Wagen auf sie wartete – der perfekte Schlußpunkt eines gelungenen Abends. Wie aufmerksam von Yu, diese Vorkehrung zu treffen!
    Nichts wäre abstoßender gewesen, als sich in einer solchen Sommernacht in einen überfüllten Bus quetschen zu müssen – noch dazu mit ihrem geborgten Kleid.
    Auch das große Mädchen kam aus dem Saal und lächelte Yu mit neuerwachtem Interesse an. Als sie aber sah, wie er Peiqin die Autotür aufhielt, stolzierte sie davon.
    »Na, hast du einen schönen Abend gehabt?« fragte Shi.
    »O ja! Und danke für die Kutsche«, sagte Peiqin.
    »Es ist mir ein Vergnügen«, erwiderte Shi neckisch. »Dein Mann hat erzählt, wie allseits begehrt du heute abend warst. Ihm blieb gar nichts anderes übrig, als draußen zu warten.«
    »Gar nicht wahr! Er wollte draußen nur eine rauchen«, versetzte Peiqin lächelnd.
    Auf der Heimfahrt verlor Yu kein Wort über den Fall. Auch Peiqin erwähnte ihn nicht. Sie unterhielten sich über die Lieder, die sie gesungen hatten – freilich nicht zusammen. In Gegenwart Fremder mußten sie diskret sein. Peiqin lernte schnell.
    Statt dessen ließ sie die rechte Hand leicht über Yus weißes Oberhemd gleiten – ein Hemd, das er eigenhändig für diese Party gebügelt hatte. Dann legte sie den Kopf schräg, wie um Yu mit scherzhafter Ernsthaftigkeit einzuschätzen.
    »Gar nicht so übel«, sagte sie, die Lippen herausfordernd geschürzt.
    Sie hatte nur noch das Bedürfnis zu spüren, wie Yu im Fond des Wagens fest ihre Hand in der seinen barg.

 
    33
     
    AM MONTAG war Oberinspektor Chen den ersten Tag wieder im Büro.
    Nominell war er noch immer Leiter der Spezialabteilung. Die meisten seiner Kollegen begrüßten ihn herzlich; trotzdem nahm er eine subtile Veränderung wahr. Niemand erwähnte den Fall – man machte hohle, höfliche Konversation. Die Leute hatten offenkundig etwas von den Komplikationen bei den Ermittlungen läuten hören.
    Von Kommissar Zhang, der nicht in seinem Büro war, hieß es, er sei auf Urlaub, aber warum und wie lange, wußte niemand zu sagen.
    Hauptwachtmeister Yu war erst mit einer anderen Aufgabe betraut – vorübergehend suspendiert wie Chen selbst.
    Jetzt meldete sich Parteisekretär Li am Telefon. »Genosse Oberinspektor, willkommen im Büro! Sie haben Ihre Arbeit ausgezeichnet gemacht. Die amerikanischen Gäste haben uns soeben ein Telefax geschickt, um sich zu bedanken, besonders auch für Ihre große Mühe. Sie haben eine sehr hohe Meinung von Ihnen.«
    »Danke, daß Sie mir das sagen.«
    Freilich konnte das Lob der Amerikaner auch als ein weiteres Indiz für Chens Verbindung zur bürgerlich-dekadenten westlichen Kultur gedeutet werden.
    »Machen Sie eine Pause«, sagte Li. »Über Ihre Arbeit reden wir in ein paar Tagen. Einverstanden?«
    Die Stimme des Parteisekretärs klang sanft, aber seine Worte bestärkten Chen nur in seinem Verdacht.
    »Gewiß«, sagte er. »Aber ich war doch jetzt schon ein paar Tage fort.«
    »Überarbeiten Sie sich nicht, junger Mann. Wir denken daran, Sie in Urlaub zu schicken.«
    »Ich brauche keinen Urlaub, Parteisekretär Li. Ich habe genug von Besichtigungen und Opernbesuchen.«
    »Machen Sie sich keine Gedanken, Genosse Oberinspektor Chen. Sie hören nächste Woche von mir.«
    Sie waren nichts Neues, diese immer politisch korrekten Phrasen des Parteisekretärs. Der Fall war nicht zur Sprache gekommen. Es wäre zwecklos

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