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Qiu Xiaolong

Qiu Xiaolong

Titel: Qiu Xiaolong Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tod einer roten Heldin
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gewesen, ihn am Telefon zu erörtern, das wußten beide nur zu gut.
    Bei den Ermittlungen in Sachen Guan gab es nichts, was er im Augenblick tun konnte; aber auch nichts, worauf er sich sonst hätte konzentrieren können. Nur den politischen Routinekram, der sich während seiner Abwesenheit angehäuft hatte. Es wurde immer lästiger, die Schriftstücke der Partei abzuzeichnen, deren Lektüre man von ihm erwartete. In seinen Schläfen begann es wie wild zu pochen. Er zog die Schublade auf und kramte ein Röhrchen Aspirin hervor, schüttete zwei Tabletten in die hohle Hand und schluckte sie. Dann blickte er sich im Großraumbüro um. Die meisten seiner Kollegen waren zu Tisch gegangen. Daraufhin schloß er die Tür ab, holte die Kassette heraus, auf der Yus Gespräch mit Jiang aufgezeichnet war, und hörte sie sich noch einmal von Anfang bis Ende an.
    Wenn Jiang die verräterischen Bilder entdeckt hatte, hätte sie auch jemand anderes entdecken können – Guan. Jiangs Reaktion war die einer avantgardistischen Künstlerin. Aber Guan? Guan wollte Wu ganz für sich allein haben.
    Was hätte Guan wohl getan?
    Nach einem Blick auf die Uhr ging Chen hinunter in die Kantine, die in einer halben Stunde schloß, und erstand eine kleine Portion Nudeln mit einem in Sojasauce geschmorten Steak. Die Kantine war überfüllt, aber trotzdem hatte er einen Tisch für sich: Die Menschen distanzierten sich von ihm. Niemand mochte den Tisch mit ihm teilen. Chen konnte es ihnen nicht einmal verdenken. Sie verhielten sich nur klug.
    Als er fast fertig war, kam doch noch der Kleine Zhou mit einer Schüssel süßsaurem Schweinefleisch auf Reis zu ihm.
    »Sie essen aber nicht viel«, sagte der Kleine Zhou.
    »Ich habe mich gemästet«, sagte Chen, »ich mußte doch mit den Amerikanern essen.«
    »Ach, die Bankette!« lachte der Kleine Zhou. »Aber besonders gut sehen Sie heute nicht aus.«
    »Ach, ich habe nur etwas Kopfweh.«
    »Dann müssen Sie in ein öffentliches Bad gehen und so lange in heißem Wasser untertauchen, wie Sie es aushalten. Wenn Sie von Kopf bis Fuß schwitzen, wickeln Sie sich in eine dicke Decke, trinken einen großen Becher Ingwertee, und im Handumdrehen sind Sie wie neugeboren.«
    »Ja, das könnte helfen. Besonders der Ingwertee.«
    Dann sagte der Kleine Zhou flüsternd, wobei er sich über den Tisch beugte, wie um ihn zu säubern: »Gestern nachmittag mußte ich Parteisekretär Li zu einer Versammlung fahren. Im Auto kam ein Anruf für ihn.«
    »Ach ja?«
    »Nur die wenigsten kennen die Nummer von Lis Mobiltelefon. Also habe ich die Ohren gespitzt. Und ich habe gehört, daß ein paarmal Ihr Name fiel.«
    »Wirklich?«
    »Wir fuhren auf der Überführung Nr. 1. Der Verkehr war sehr dicht, deshalb habe ich nicht das ganze Gespräch mitbekommen. Li sagte so etwas wie: ›Ja, Sie haben recht. Genosse Oberinspektor Chen hat hervorragende Arbeit geleistet, er ist ein ausgezeichneter, loyaler junger Kader.‹ So in dem Sinne.«
    »Das ist nicht Ihr Ernst, Kleiner Zhou!«
    »Doch! So habe ich es gehört. Der Anrufer muß irgendein hohes Tier gewesen sein. Li klang richtig respektvoll.«
    »Und was war, als mein Name zum zweitenmal fiel?«
    »Da war ich noch gespannter, aber den Hintergrund des Gesprächs habe ich nicht mitbekommen. Es stand im Zusammenhang mit irgendeiner jungen Frau in Guangzhou, glaube ich. Und das ist ja auch nicht Ihr Problem, sondern das der Frau. Li hat dann wohl wieder ein Wort für Sie eingelegt, oder dem zugestimmt, was der andere sagte.«
    »Gab es noch irgend etwas über die Frau?«
    »Sie ist wohl wegen illegaler Geschäftspraktiken in Schwierigkeiten – in Untersuchungshaft oder so.«
    »Ich verstehe. Vielen, vielen Dank, Kleiner Zhou! Aber Sie hätten sich für mich nicht so exponieren dürfen.«
    »Lassen Sie nur, Genosse Oberinspektor«, erwiderte der Kleine Zhou ernst. »Ich bin auf Ihrer Seite, und zwar seit meinem ersten Tag im Büro. Nicht weil Sie jemand sind, sondern weil Sie das Richtige tun. Ihr Freund – und mein Freund –, der Überseechinese Lu, hat geschworen, daß er mir mein Auto kurz und klein schlägt, wenn ich Ihnen nicht helfe. Sie wissen ja, wie verrückt er manchmal sein kann! Ich melde mich bei Ihnen, wenn ich neue Informationen habe. Geben Sie nur gut auf sich acht.«
    »Ja, das werde ich tun. Ich weiß Ihre Anteilnahme zu schätzen.« Und mit erhobener Stimme setzte er hinzu: »Gleich in der Mittagspause gehe ich in eine Kräuterapotheke!«
    In Wirklichkeit bog er

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