Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Quade 01 - Verzaubert von deinen Augen

Quade 01 - Verzaubert von deinen Augen

Titel: Quade 01 - Verzaubert von deinen Augen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: authors_sort
Vom Netzwerk:
bißchen frische Sahne?«
    Lydia brachte es nicht übers Herz,
Ophelias Lieblingsspeise abzulehnen; das wäre nicht fair gewesen. »Ja, das wäre
schön. Vielen Dank, Jake.«
    Er zog sie in die Küche und holte
eine Kanne Sahne aus dem modernen Eisschrank. Die Wärme des Herdfeuers und die
Essensgerüche waren sehr verlockend, aber Lydia konnte einfach nicht bleiben.
    Du bist gekommen, um Brigham zu
beruhigen, dachte sie in wütender Empörung, als sie kurz darauf durch die
zunehmende Dunkelheit hastete, das Glas mit der Sahne fest an ihre Brust
gepreßt. Sie hatte gesehen, wie entsetzt er über all das Blut gewesen war, das
bei der Geburt von Magna Holmetz' Kind geflossen war, und hatte angenommen, daß
er befürchtete, auch sie, Lydia, könne einer solchen Prüfung ausgesetzt sein,
wenn der Augenblick der Geburt ihres Kindes kam. Und weil sie Brigham trotz all
dem, was zwischen ihnen stand, liebte, hatte sie ihn daran erinnern wollen, daß
sie jung und stark war und kein Grund bestand, sich um sie zu ängstigen.
    Ohne sich die Zeit zum Essen zu
nehmen, war sie in den Regen hinausgelaufen, um Brigham aufzusuchen und zu
trösten — und wie hatte er sich dafür revanchiert? Indem er in den Saloon
gegangen war, um dem Alkohol zu frönen und sich mit liederlichen Frauenzimmern
abzugeben — vermutlich ganz besonders intensiv mit Clover O'Keefe! Du wirst
dein blaues Wunder erleben, Brigham, dachte Lydia, während sie wütend durch die
dunklen Straßen stürmte. Sie würde ihn mitten in dieser Lasterhöhle stellen und
sehen, was er zu seinen Gunsten vorzubringen hatte.

Dreiundzwanzig
    Als Lydia vor den Schwingtüren des
Saloons stand und die laute Pianosmusik vernahm, die aus seinem Inneren drang,
das rauhe Gelächter der Männer und die schrillen Stimmen der Saloonmädchen,
spürte sie ihren Mut sinken.
    Wie oft hatte sie früher ihren Vater
aus diesen Etablissements herausgeholt, wenn er wieder einmal zuviel getrunken
oder sein ganzes Geld verspielt hatte. Aber immer wieder war er in diese
Lasterhöhlen zurückgekehrt, wie unter einem unsichtbaren Zwang, und sein
Verhalten hatte Lydia in einer Weise gedemütigt und verletzt, daß sie es heute
noch nicht ganz überwunden hatte.
    Sie hob das Kinn, und der Nachtwind
zerrte an ihrem Haar. Wenn Brigham trinken und huren wollte, dann würde er es
tun, egal, wie sehr sie sich dagegen auflehnte. Das einzige, was ihre
Einmischung ihr bringen würde, war noch größeres Leid für sie.
    Langsam drehte sie sich um und
begann nach Hause zurückzugehen. Joe McCauley mußte sie vom Fenster aus
gesehen haben, denn er kam rasch den Weg hinunter und ihr entgegen.
    »Eine feine Nacht für einen
Spaziergang«, rief er ihr über das Heulen des Sturms zu.
    »Gehen Sie wieder hinein«,
antwortete Lydia, doch sie war froh, daß ihr Freund der Aufforderung nicht
nachkam, denn ihre Einsamkeit machte ihr in dieser Nacht noch viel stärker zu
schaffen als je zuvor.
    Joe begleitete sie zu ihrer Veranda
und folgte ihr ins Haus. Höflich wartete er ab, bis sie eine Lampe angezündet
und Ophelia aufgehoben hatte, die sich miauend an ihren Beinen rieb.
    »Brigham«, meinte Joe nur und faßte
Lydias Sorgen in diesem einen Wort zusammen.
    Lydia nahm den Umhang ab und strich
sich übers Haar. »Ja«, bestätigte sie bedrückt, ohne Joe anzusehen. »Brigham.«
    Joe nahm ihren Arm und führte sie in
die Küche, wo er sie sanft auf einen Stuhl drückte. »Sie sind zum Saloon
gegangen«, sagte er.
    Lydia maß ihn mit einem ärgerlichen
Blick. »Sind Sie jetzt dazu übergegangen, mir zu folgen?«
    Joe grinste nur. »Das habe ich
aufgegeben, als ich begriff, wie sehr Sie ihren Holzfäller lieben, Lydia. Aber
sagen Sie mir, was geschehen ist. War er dort? Im Saloon, meine ich?«
    Sie hob die Schultern. »Anzunehmen.
Ich konnte mich dann doch nicht dazu überwinden, hineinzugehen und nachzusehen.«
    »Sie sind noch viel mutiger, als ich
zunächst dachte, Mrs. Quade«, bemerkte Joe anerkennend. »Ich glaube nicht, daß
ich je eine Frau gekannt habe — eine anständige Frau, meine ich die es
gewagt hätte, ein solches Etablissement zu betreten.«
    Lydia seufzte und schaute Joe zum
ersten Mal in die Augen. »Ich habe derartige Lokale früher leider sehr häufig
von innen gesehen, entweder, weil ich dort für ein Abendbrot gesungen habe,
oder weil ich meinen wohlmeinenden, aber schwachen Vater suchte.«
    »Ich werde Sie später bitten, für
Ihr Abendbrot zu singen«, sagte Joe, während er Teewasser aufsetzte.

Weitere Kostenlose Bücher