Quade 01 - Verzaubert von deinen Augen
Devons Kehle und schnürten ihm die Luft ab; Glassplitter gruben sich in
seinen Rücken, als er sich herumrollte, um sich zu befreien. Als der Versuch
mißlang, brachte er hart das Knie zwischen sich und den Angreifer. Der Fremde
heulte auf vor Schmerz, und Devon packte ihn an den Ohren und ließ seinen Kopf
hart auf den Boden niedersausen. Das endlich nahm dem Angreifer die Kraft, und
er blieb stöhnend liegen.
Eine Sekunde später spürte Devon den
kalten Lauf eines Gewehrs in seinem Rücken, und eine Welle der Enttäuschung,
der Wut und der Liebe erfaßte ihn.
Polly war also doch nicht geflohen.
»Nimm die Hände hoch, Nat«, sagte
sie ih der Dunkelheit, und ihre Stimme
klang zittrig. »Ich schwöre dir, daß ich dich erschieße, falls du es nicht
tust.«
Es dauerte einen Moment, bis Devon
wieder zu Atem kam. »Verdammt, Polly«, keuchte er, »du zielst auf mich!«
»D-Devon?«
Er richtete sich auf und nahm ihr
die Waffe aus der Hand. »Zünde eine Lampe an«, befahl er sanft. »Es ist finster
wie in einem Grab hier.«
Polly gehorchte, und als Devon sie
endlich sehen konnte, erfaßte eine warme Zärtlichkeit sein Herz. Ihr Haar war
noch wirr von seinen Umarmungen, und sie trug eins seiner Hemden. Mit einer
Mischung aus Entsetzen und Erleichterung starrte sie auf den Mann zu ihren
Füßen.
»Ist er tot?«
Der Boden war mit Scherben übersät,
während des Kampfes war eine Porzellanpuppe zerbrochen. »Nein«, antwortete
Devon, als er auf seine Frau zuging, die barfuß zwischen all den Scherben
stand, und sie auf die Arme hob und zum Bett trug. »Ich werde ihn fesseln und
in der Vorratskammer einschließen. Morgen werde ich dann mit Brigham
besprechen, was wir mit ihm machen.«
Polly berührte Devons Rücken und
erschrak, als sie das Blut an ihrer Hand sah. »Du bist verletzt! Vielleicht
sollte ich lieber den Arzt holen.«
Devon griff nach seinen Hosen. »Du
bleibst hier«, erwiderte er. »Rühr dich nicht von der Stelle, Polly, bis ich
deinen Verehrer hier gefesselt habe.«
Er zog Nat auf die Beine, zerrte ihn
die Treppe hinunter und stieß ihn in die Vorratskammer. Dann band er sorgfältig
die Hände des Fremden auf dem Rücken zusammen.
»Sie haben einen verflucht guten
rechten Haken für einen Krämer«, murmelte sein Gefangener.
Devon antwortete nicht, verschloß
die Tür und kehrte nach oben zu seiner Frau zurück. Klein und verängstigt
kauerte Polly auf dem Bett, und Devon schickte ein stummes Dankgebet zum
Himmel, daß er im rechten Augenblick heimgekehrt war.
»Das ist der Mann, den du vor mir
kanntest«, bemerkte er ohne Groll und stellte das Gewehr in eine Zimmerecke.
Polly nickte und klopfte neben sich
auf die Matratze. »Komm her und laß mich die Splitter aus deinem Rücken entfernen.«
Devon erfüllte ihr den Wunsch.
»Empfindest du noch etwas für ihn?« erkundigte er sich ruhig. Niemand hätte an
seinem Ton erraten, welche Bedeutung Pollys Antwort für ihn besaß.
»Natürlich, Devon«, fuhr sie auf,
während sie hinter ihm niederkniete und seinen Rücken untersuchte. »Ich hasse
ihn!« »Aber du hast ihn einst geliebt!«
»Das habe ich geglaubt. Aber ich war
nichts als ein dummes Kind. Was Liebe ist, habe ich erst bei dir begriffen.«
Devon blieb einen Moment still. Er
liebte Polly sehr, denn sonst wäre er nicht nach Quade's Harbor zurückgekehrt,
aber er war noch nicht bereit, es ihr zu sagen. Jedenfalls nicht sofort. »Wenn
das Baby, das du erwartest, ein Junge ist, möchte ich, daß er wie mein Bruder
heißt.«
Polly hielt inne und küßte ihn auf
den Nacken. Sicher war Devon nicht, aber er hätte schwören mögen, daß er ihre
Tränen auf der Haut spürte.
»Brigham ist ein schöner Name«,
sagte sie heiser.
Lydia stand an der Tafel und schrieb
einige mathematische Berechnungen für den Unterricht auf, als sie über dem
unaufhörlichen Heulen des Winds ein durchdringendes Krachen vernahm. Als das
Dach einstürzte, warf sie sich unter ihren massiven Eichenschreibtisch und
schützte instinktiv den Kopf mit beiden Händen.
Als sie wieder aufsah, war der ganze
Raum mit Ästen gefüllt. Und es roch stark nach Rauch.
Sie biß sich auf die Lippen und
bemühte sich, ruhig zu bleiben. Ein Baum war auf das . Schulgebäude
gestürzt, das war offensichtlich, aber außer einigen Kratzern hatte sie nichts
abbekommen. Nein, die Gefahr war nun das Feuer; die Petroleumlampe war
zerbrochen, und vielleicht war auch der Ofen umgestürzt.
Lydia begann aus ihrem Versteck zu
kriechen, aber
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