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Quade 02 - Goldene Sonne die dich verbrennt

Quade 02 - Goldene Sonne die dich verbrennt

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jünger, als sie war. »Wird das Haus wirklich einstürzen?«
    Charlotte nahm die Hand des Mädchens
und drückte sie beruhigend. »Nein, Liebes. Uns wird nichts geschehen. Jacoba
übertreibt — die Mauern dieses Hauses sind so solide wie die Insel selbst.«
»Ich finde, wir sollten singen«, meinte Stella.
    »O nein!« stöhnte Jayne. »Ist es
nicht schon schlimm genug, daß wir in einem feuchten Keller einen Orkan
durchstehen müssen, mit einem Affen zur Gesellschaft? Müssen wir uns auch noch
dein Bellen anhören?«
    Charlotte lächelte. »Warum sollten
wir uns den Aufenthalt nicht so angenehm wie möglich machen?« sagte sie achselzuckend.
Einen Moment später sangen sie alle lautstark ein ziemlich albernes Lied, mit
Ausnahme von Jacoba, die verärgert schwieg. Aber selbst der Affe kreischte
mit.
    Bald kamen die Männer, alle außer
Patrick und Mr. Cochran, und brachten Decken und einen Vorrat an Kerzen mit,
Körbe mit Nahrungsmitteln und Milchkannen mit Wasser.
    Stunden waren vergangen, als der
Sturm endlich nachließ und das große Haus nicht mehr auf seinen Fundamenten
schwankte. Charlotte lag wach auf einer großen Holzkiste, fest in ihre Decke
gewickelt, als sie ächzend eine Tür aufgehen hörte.
    »Es ist vorbei«, sagte Patrick müde.
    Charlotte richtete sich auf, schlug
ihre Decke zurück und ging zu ihm. »Alles in Ordnung, Patrick? Bist du wohlauf?«
    Er wandte den Kopf ab, und sie sah
einen Muskel an seinem Hals zucken. »Ja«, antwortete er heiser. »Aber die
Zuckerrohrernte ist zerstört und sämtliche Nebengebäude sind eingestürzt.«
    Charlotte legte ihre Hände sanft auf
seine Oberarme, die sich hart und kalt anfühlten unter dem zerrissenen weißen
Hemd, das er bei der Trauung getragen hatte. Mit ihren Augen versuchte sie ihm
zu sagen, daß sie ihm helfen würde, die verlorene Ernte und die allgemeine
Zerstörung zu vergessen, zumindest für diese Nacht.
    Ich brauche dich, erwiderte sein Blick.
    »Los«, rief Mr. Cochran, »alle in
eure eigenen weichen Betten zurück! Das Schlimmste ist vorüber.«
    Patrick blieb noch lange stehen und
schaute auf Charlotte herab, dann nahm er eine ihrer Hände, hob sie an die
Lippen und küßte ihre Fingerknöchel. Es war sehr still im Raum, alle anderen
waren längst hinausgegangen, und nicht einmal der Affe hörte zu, als Patrick
flüsterte: »O Gott. Mrs. Trevarren . warum mußtest du so schön sein?« Es klang
beinahe ehrfürchtig, aber auch gequält.
    Charlotte, die keine Antwort auf
diese Frage wußte, lächelte nur und schlang die Arme um seine schlanken Hüften.
»Ist dir eigentlich noch nicht aufgefallen, daß ich keine Schuhe trage?«
flüsterte sie und hob kokett den Rocksaum, um Patrick ihre nackten Füße zu
zeigen.
    Patrick lachte nur. »Du hast dich
meinen Anweisungen also wieder einmal widersetzt«, entgegnete er mit gespielter
Strenge. »Erinnere mich daran, daß ich dir noch eine Strafpredigt für deinen
Ungehorsam schuldig bin und daß sie nicht zu gnädig ausfallen darf«, fügte er
hinzu, bevor er Charlotte auf die Arme hob und sich mit ihr zu Tür wandte.
    »Apropos Strafpredigt ...« begann
Charlotte, um gleich darauf zu verstummen, weil sie nicht recht wußte, wie sie
ihre Bitte vorbringen sollte. Sie hatte den Mädchen, seinen Mündeln, versprochen,
ein gutes Wort für sie einzulegen, damit er sie nicht nach Amerika und England
schickte. »Nora und die Mädchen haben mich gebeten ...«
    Als sie Patricks müden Seufzer
hörte, brach sie ab und schwieg entmutigt, während er sie die ausgetretenen
Steinstufen hinauftrug und mit ihr den Hof überquerte, der das große Wohnhaus
mit den Nebengebäuden verband. Obwohl das Herrenhaus selbst dem Sturm
standgehalten hatte, waren die Nebengebäude stark beschädigt und von einigen
der kleineren nur noch Trümmer zurückgeblieben.
    »Falls du beabsichtigst, mir
Vorhaltungen zu machen, weil ich Nora angeschrien und diszipliniert habe«,
sagte er schließlich, »kannst du dir deinen Atem sparen. Wenn ich sie nicht
für ihre unbedachte Handlungsweise gescholten hätte, wären meine Anweisungen
vielleicht auch von den anderen drei Mädchen mißachtet worden. Stell dir vor,
sie wären aus irgendeinem Grund bei diesem Sturm hinausgegangen! Sie hätten
dort mit Sicherheit den Tod gefunden, wären von einem umstürzenden Baum
erschlagen oder unter den Trümmern dieser Gebäude begraben worden.« Er wies
mit dem Kopf auf die traurigen Reste der einstigen Ställe und Scheunen.
    »Nein. Charlotte«, sagte er

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