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Quade 02 - Goldene Sonne die dich verbrennt

Quade 02 - Goldene Sonne die dich verbrennt

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Leute wäre, an Land zu rudern und Charlotte und seine
Mündel mitten aus der Gruppe der Dorfleute heraus zu entführen. Kein einziger
der friedfertigen Eingeborenen würde auch nur den Versuch wagen, den
Piraten Einhalt zu gebieten.
    »O nein, tut mir leid, Captain!«
entgegnete Cochran und hob bedauernd die Hände. »Das kannst du selbst tun.
Bevor ich mich mit diesen Trotzköpfen anlege, lasse ich mich eher mit einem
Rudel hungriger Wölfinnen ein.«
    Patrick fluchte und war erbost,
verzichtete jedoch darauf, seinen Befehl zu wiederholen. Ohne ein weiteres Wort
zu seinem ersten Maat, wandte er sich in Richtung Ställe, die wie das
Herrenhaus dem Orkan standgehalten hatten, sattelte seinen rotbraunen Wallach
und machte sich auf den Weg ins Dorf, zum zweitenmal an diesem Morgen schon.
    Deborah schnappte nach Luft und stieß einen
entsetzten Schrei aus, als sie, Charlotte und die anderen mit Mary Fängt-viel-Fisch
in der kleinen Dorfgemeinschaft auf der anderen Seite der Insel eintrafen.
    Charlotte war fassungslos über den
Gleichmut, den Mary an diesem Morgen bei dem Gespräch über die Sturmschäden
gezeigt hatte. Das Chaos, das sich Charlottes Augen bot, war unglaublich. Wo
vorher saubere kleine Hütten gestanden haben mußten, taten sich jetzt tiefe
Krater in der Erde auf, die bis an den Rand mit Meerwasser gefüllt waren.
    Alte Frauen kauerten auf Felsen und
Steinen, heulend und wehklagend, während die Babys, die ihrer Obhut anvertraut
waren, vor Hunger schrien und wimmerten. Die Männer flickten die Fischernetze,
die jungen Frauen sammelten Zweige, Buschwerk und biegsame Äste, die sie an
verschiedenen Stellen des Dorfs zu Stapeln aufhäuften.
    »Um Himmels willen!« meinte
Charlotte bestürzt. »Das ist ja eine Tragödie ...«
    »Was sollen wir tun?« fragte
Deborah, deren schöne blaue Augen sich mit mitleidigen Tränen füllten.
    Charlotte setzte zu einer Erwiderung
an, doch bevor sie etwas sagen konnte, übernahm Jayne das Kommando.
    »Stella, Nora und ich werden den
Frauen helfen, das Baumaterial zusammenzutragen, während Sie, Charlotte —
Verzeihung, ich meinte, Mrs. Trevarren — sich mit Deborah um die Kinder
kümmern könnten. Deborah liebt Babys und versteht mit ihnen umzugehen, und ich
glaube nicht, daß es Patrick recht wäre, wenn seine junge Braut im Dschungel
herumtapst.«
    »Hört endlich auf, mich zu siezen
und nennt mich Charlotte«, entgegnete Mrs. Trevarren ungeduldig. »Wir sind
jetzt
    alle eine Familie und Patricks
Ansichten, wie Frauen sich zu verhalten haben, stehen hier nicht zur
Diskussion. Selbstverständlich werde ich helfen, nach den Kleinen zu sehen,
aber keineswegs aus der Befürchtung heraus, den Unmut meines Gatten zu erregen.
Ich liebe Kinder, das ist mir Grund genug.«
    Jayne lächelte, und in diesem
Augenblick erkannte Charlotte, daß sie eine Freundin fürs Leben gewonnen
hatte. »Na schön«, sagte sie, »dann laßt uns jetzt die Ärmel aufkrempeln und
versuchen, diesen armen Leuten beizustehen !«
    Trotz des schrillen und beständigen
Geheuls der Großmütter, die das Dorf betrauerten, obwohl nicht ein einziges
Menschenleben zu beklagen war, und trotz des Geschreis der vielen hungrigen
Babys wurden es ausgesprochen glückliche Stunden für Charlotte. Sie sammelte
die molligen Säuglinge ein, drückte sie an ihre Brust, erfreute sich an ihren
reizenden dunklen Gesichtern und liebte sie für ihre Unschuld. Sie und Deborah
trockneten ihre Tränen und flößten ihnen Kokosnußmilch ein, solange ihre
Mütter zu beschäftigt waren, um ihnen die Brust zu geben.
    Währenddessen sammelten Jayne,
Stella und Nora mit dem gleichen Eifer wie die Eingeborenenfrauen Zweige,
Buschwerk und dicke Lianen. Alle waren gut gelaunt und sehr mit sich zufrieden,
bis Patrick plötzlich am weißen Strand auftauchte. Mit grimmiger Miene und so
eilig, als hätte er eine dringende Mission zu erfüllen, kam er zum Dorf
herübergeritten.
    Ein zappelndes Baby unter jedem Arm,
ging Charlotte auf bloßen Füßen vorsichtig um die vielen schlammgefüllten
Krater des überfluteten Dorfs herum und Patrick entgegen. Das harte Leder
seines Sattels ächzte, als er sich umwandte, um mit besorgter Miene auf die See
hinauszuschauen. Dann erst richtete er seinen Blick auf Charlotte.
    Seine Gesichtszüge, eben noch düster
und beunruhigt, wurden zusehends sanfter. »Du dürftest eigentlich nicht hier
sein« sagte er. »Es ist gefährlich.«
    Charlotte zog die lebhaften Babys
fester unter den Arm und lachte. »Ach,

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