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Quade 02 - Goldene Sonne die dich verbrennt

Quade 02 - Goldene Sonne die dich verbrennt

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das winzige Glas zu schauen. Nach einigen
Schwierigkeiten machte sie den Gegenstand von Patricks Sorge aus — ein langsam
dahinziehendes, eigenartig düster wirkendes Schiff, das keine Flagge trug, an
der es zu identifizieren wäre.
    »Piraten?« fragte sie erschrocken.
    »Ja. Dein Freund Raheem«, bestätigte
Patrick grimmig.
    Charlotte erschauerte. Sie wußte
inzwischen nur zu gut, daß sie an jenem denkwürdigen Junitag aus dem Souk entführt
worden war, weil Raheem den Befehl dazu gegeben hatte. Doch anstatt sie dem
Piratenkapitän wie vereinbart als Geschenk zu überbringen, hatten seine Männer
sie bei einem Kartenspiel verloren, und sie war in einem Kartoffelsack in
Patrick Trevarrens Kabine gelandet.
    »Es muß ein äußerst rachsüchtiger
Mensch sein«, bemerkte sie leichthin, als Patrick das Pferd wendete und es zum
Strand hinunter galoppieren ließ. »Einen so weiten Weg zurückzulegen, nur um
eine ganz gewöhnliche Frau zu entführen!«
    Patrick lachte leise, sein warmer
Atem streifte ihr Ohr. »Du bist keine gewöhnliche Frau, Göttin. Und ich würde
noch viel weiter reisen, um dich zu holen. In dieser Hinsicht zumindest kann
ich Raheem keinen Vorwurf machen.«
    Trotz der Gefahr und des Ernstes
ihrer Lage verspürte Charlotte eine freudige Erregung und einen wilden Triumph
bei Patricks Worten. Die meiste Zeit war er eher bemüht, den Eindruck zu
vermitteln, daß er es kaum erwarten konnte, sie loszuwerden. Die Erkenntnis,
daß sie ihm eine weite Reise über See und Meere wert gewesen wäre, um sie
heimzuholen, beschwingte sie und vermittelte ihr Kraft für die neuen Schrecken,
die auf sie zukamen.
    Es war sehr romantisch, wie eine
Szene aus ihren Jungmädchenphantasien, geschützt und sicher in den Armen des
Mannes, den sie liebte, auf dem Pferderücken über den weißen Sand zu
galoppieren.
    Doch kaum hatten sie die Ställe
erreicht, war alle Romantik verflogen. Patricks Miene war grimmig wie eh und
je, als er sich aus dem Sattel schwang. Charlotte hinunterhob und sie brüsk
aufforderte, ins Haus zu gehen und sich zu den anderen zu gesellen. »Jacoba
wird euch zeigen, wo ihr euch verstecken könnt.«
    »Ich könnte dir einige Orte
nennen, an die ich dich jetzt gern schicken würde«, entgegnete Charlotte
liebenswürdig. »Die Hölle ist nur einer davon.«
    »Charlotte, Charlotte«, brummte
Patrick mit mühsam verhohlener Ungeduld, als er den Gurt unter dem Pferdebauch
löste, um dem Tier den schweren Sattel abzunehmen. »Ich habe jetzt weder Zeit noch
die nötige Geduld für deine schlechten Scherze.« Er hängte den Sattel an einen
Haken in der Wand, drehte Charlotte an den Schultern herum in Richtung Haus und
versetzte ihr einen Klaps auf ihren Po. »Geh jetzt«, sagte er warnend,
als sie, errötend vor Empörung, zum Protest ansetzte.
    Sie seufzte und wäre gern größer und
stärker gewesen, um Patrick zu einem Faustkampf herausfordern zu können, bei
dem er sich eine blutige Nase holen würde. Aber da beides leider nicht der
Fall war, gab sie es schließlich auf und gehorchte. Jacoba wartete schon
drinnen auf sie und schob sie unverzüglich über einen Korridor in einen Teil
des Hauses, in dem Charlotte noch nie gewesen war.
    Am Ende des langen Gangs schob die
Haushälterin einen Schrank beiseite, und eine Tür kam zum Vorschein, die sich
geräuschlos öffnen ließ. Die Scharniere, sah Charlotte, waren so gut geölt, daß
sie im Halbdunkel glänzten.
    Auf der anderen Seite der Tür befand
sich ein erstaunlich gemütlicher Raum, der mit bequemen Sofas, Sesseln,
Tischen, Kerzenleuchtern, Büchern und Nahrungsmitteln ausgestattet war.
    Nora, Deborah, Stella und Jayne
saßen an einem runden Tisch und spielten Karten.
    Die Szene erinnerte Charlotte sehr
stark an Khalifs Harem. Auch jener Ort, genau wie dieser hier, hatte sämtlichen
Komfort geboten, und doch waren beide nichts als luxuriöse Kerker.
    »Möchtest du mitspielen, Charlotte?«
fragte Deborah und rückte eifrig beiseite, damit sie sich einen Stuhl zu ihr
heranziehen konnte. »Wir spielen Poker.« Dann senkte sie die Stimme, als
vertraute sie Charlotte ein strenggehütetes Geheimnis an. »Wir spielen sogar um
Einsätze — ich habe schon mein schönstes Haarband verloren — und du wirst sehr
aufpassen müssen, weil ich nämlich glaube, daß Nora und Jayne pfuschen.«
    Charlotte nahm sich einen Stuhl und
setzte sich in den Kreis. Nora und Jayne lachten, anstatt sich über Deborahs
Beschuldigung zu ärgern.
    »Du warst schon immer eine

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