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Quade 02 - Goldene Sonne die dich verbrennt

Quade 02 - Goldene Sonne die dich verbrennt

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der Truhe, die ihre wenigen Besitztümer enthielt,
um einen Schleier und ihr schlichtes Gewand herauszunehmen. Als sie angezogen
war, schlich sie in den Hof hinaus, wo in der nächtlichen Brise die
Ulmenblätter raschelten.
    Obwohl all ihre Impulse sie
drängten, über die Mauer zu steigen und ihr Heil in der Flucht zu suchen,
setzte Charlotte sich auf die steinerne Bank und zwang sich, in Ruhe
nachzudenken.
    Sie würde Proviant und Wasser
brauchen, um ihre Flucht zu überstehen, was bedeutete, daß sie sie verschieben
mußte.
    Und so begann Charlotte,
Trockenobst, hartes schwarzes Brot und Käse in ihrer Truhe zu verstecken. Auch
Datteln und verschiedene Nußarten hortete sie, aber Wasser war ein Problem.
    Schließlich stahl sie einen
silbernen Flakon von einer der Frauen und füllte ihn mit Wasser. Die zierliche
Flasche enthielt nicht viel, aber immer noch mehr als nichts, und Charlotte
konnte nicht warten, bis sie eine Weinflasche oder einen anderen Behälter
fand.
    Eines Nachts, als Alevs Babys sieben
Tage alt waren, stand Charlotte auf, zog sich an und schlich mit ihrem Bündel
Nahrungsmitteln leise auf den Hof hinaus. Es war eine helle, sternenklare
Nacht, obwohl kein Mond zu sehen war, und Charlotte beeilte sich, auf die hohe
Mauer zu klettern.
    Nach einem tiefen Atemzug und einem
Stoßgebet ließ sie sich hinunterfallen und landete unverletzt im weichen Sand.
Einen kurzen Moment blieb sie auf der Erde hocken, bis ihr aufgeregter
Herzschlag sich beruhigt hatte. Dann lief sie auf die Wüste zu.
    Sie rannte, bis sie außer Atem war,
stolperte und in den Sand fiel, erst da zwang sie sich, langsamer zu gehen.
Ein- oder zweimal schaute sie sich um und sah den Palast in der Ferne schwinden.
Niemand schien ihr gefolgt zu sein.
    Sich nach den Sternen richtend, ging
sie weiter und hortete ihren winzigen Vorrat Wasser. Bestimmt würde sie bald
auf ein Dorf treffen, vielleicht sogar auf eine Stadt, wo man ihr helfen würde,
auf den Kontinent zurückzukehren, und dort würde sie eine britische oder
amerikanische Botschaft finden.
    Ganz allmählich verblaßten die
Sterne, und die Sonne ging auf.
    Anfangs war Charlotte nur fasziniert
von dem Schauspiel, das die aufgehende Sonne bot, aber als die Morgendämmerung
der Tageshitze wich, sah Charlotte sich gezwungen, einen Schluck ihres
kostbaren Wassers zu trinken. Einmal blieb sie stehen und zog in Betracht, zum
Palast zurückzukehren, aber er war nicht mehr zu sehen, und der heiße
Wüstenwind hatte ihre Fußspuren ausgelöscht.
    Eine Stunde verging, dann eine
weitere. Die Sonne brannte immer erbarmungsloser auf den heißen Sand herab,
doch Charlotte ging tapfer weiter. In der vor Hitze flimmernden Luft glaubte
sie plötzlich, Lydia neben sich zu sehen. »Man ist nie geschlagen, solange man
nicht aufgibt«, sagte ihre starke, vernünftige Stiefmutter ruhig.
    »Du bist zwar nur eine
Luftspiegelung«, entgegnete Charlotte als sie zum zweitenmal seit ihrem
Aufbruch den Flakon öffnete und einen Schluck Wasser trank, »aber du hast
recht.«
    Lydias Bild verblaßte, und Brigham
Quade, Charlottes Vater, nahm ihren Platz ein. »Diesmal hast du dich in arge
Schwierigkeiten gebracht, Charlie«, stellte er gutmütig fest.
    »Ich weiß«, entgegnete sie knapp,
weil ihr bewußt war, daß es sich nur um ein Trugbild handelte. »Und wenn du
schon mit mir redest, dann gib mir wenigstens einen vernünftigen Rat.«
    »Geh sparsam mit dem Wasser um«,
versetzte Brigham. Charlotte verdrehte die Augen und ging weiter. Sie ahnte,
wie gefährlich ihre Lage war, und doch bereute sie nicht, den Palast verlassen
zu haben. Ihrer Überzeugung nach war es besser, alles für die Freiheit aufs
Spiel zu setzen, als den Rest ihres Lebens in einem Harem zu verbringen.
    Endlich, als sie schon glaubte, die
Hitze nicht mehr auszuhalten, entdeckte sie eine Reihe von Dünen, einige von
ihnen so hoch, daß sie einen gewissen Schatten boten.
    Charlotte schleppte sich darauf zu,
sank auf die Knie und vergrub ihre Fingerspitzen in dem feinen Sand. lhr
letzter Gedanke, bevor sie das Bewußtsein verlor, war, daß sie sterben würde.
    Als sie erwachte, schaute sie in
Khalifs grimmiges Gesicht. »Närrin«, sagte er schroff und hob sie auf die Arme.
Ein halbes Dutzend Reiter umringten sie.
    »Patrick?« fragte sie mit zitternden
Lippen und so leise, daß niemand es hörte.
    Khalif hob sie auf den Rücken eines
nervösen Hengstes und schwang sich hinter ihr in den Sattel. Dann öffnete er
eine Feldflasche und hielt sie an

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