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Quade 02 - Goldene Sonne die dich verbrennt

Quade 02 - Goldene Sonne die dich verbrennt

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in
Charlotte auf, obwohl sie überzeugt war, Patrick nicht das geringste zu
bedeuten. Schließlich hatte er sie bedenkenlos im Harem zurückgelassen, und
falls er beabsichtigte, zurückzukehren, hätte er längst erscheinen müssen.
    »Er hätte vermutlich nicht einmal
nach mir gefragt«, erwiderte sie mürrisch.
    Khalif runzelte die Stirn. »Es ist
der reinste Selbstmord, allein in die Wüste hinauszuwandern! Wollten Sie
sterben?«
    »Nein. Ich wollte frei sein und war
bereit, bei dem Versuch zu sterben.«
    Khalif schüttelte in aufrichtiger
Verwunderung den Kopf. »Diese amerikanischen Ideen sind gar nicht gut«, sagte
er unwillig. »Schon gar nicht für eine Frau.«
    Da Charlotte nicht die Kraft besaß,
zu widersprechen, lächelte sie den Sultan nur an und hoffte, ihn mit ihrem
Charme zu einer gnädigen Einstellung zu bewegen.
    Doch es sah nicht danach aus. »Sie
haben den anderen ein schlechtes Beispiel geliefert«, fuhr Khalif fort. »Sobald
es Ihnen besser geht, werden Sie dafür bestraft.«
    Charlotte schluckte die trotzige
Erwiderung, die ihr auf der Zunge lag. Sie durfte den Sultan nicht noch mehr
verärgern. »Wenn das so ist, dann werde ich wohl noch eine Weile brauchen, um
mich zu erholen«, erwiderte sie freundlich.
    Einen flüchtigen Augenblick lang
erschien ein Lächeln in Khalifs Augen, dann wurde sein Blick wieder hart. »Ich
kann warten«, versicherte er kühl.
    »Ich finde es grausam, wie
geheimnisvoll Sie hier alle tun«, sagte Charlotte ärgerlich. »Man sollte meinen,
Sie hätten vor, mich an die Haie zu verfüttern!«
    Der Sultan zeigte den Ansatz eines
Lächelns. »Ein solch grausames Schicksal haben die Haie nicht verdient«,
erwiderte er, bevor er sich majestätisch zum Gehen wandte.
    »Die Regeln können nicht für eine einzige
Frau umgestoßen werden, Patrick«, sagte Khalif zu seinem Freund, der eben
angekommen war und ihm jetzt mit gekreuzten Beinen gegenübersaß. »Wenn ich
einen solchen Fluchtversuch straflos durchgehen ließe, würde es einen Aufstand
unter den Frauen auslösen. Das reinste Chaos, Patrick.«
    Der junge Kapitän lächelte über die
dramatische Darstellung seines Freundes, doch insgeheim sorgte er sich um
Charlotte. Bestrafungen konnten in Riz sehr hart ausfallen, und es stimmte, daß
Khalif an Gesicht verlor, wenn Charlotte ungestraft davonkam.
    »Ich hatte dich gewarnt, daß
Charlotte sich unseren Gesetzen beugen müßte«, fuhr er fort. »Sie hat es nicht
getan. Mit ihrem dummen Fluchtversuch hat sie sich, meine Männer und eine
Anzahl guter Pferde in Gefahr gebracht!«
    Patrick hob beschwichtigend die
Hand. »Ich weiß, wie dumm es war, Khalif. Aber Charlotte ist an einem Ort aufgewachsen,
wo es soviel Wasser gibt, daß die Bäume das ganze Jahr über grün sind. Sie
wußte nicht, was sie erwartete. Sie kennt die Wüste nicht.«
    »Ich sehe nur einen Weg, die
Verantwortung für diese Frau an dich abzugeben«, erklärte der Sultan nach einer
langen, gedankenvollen Pause. »Weißt du, wie dieser Weg aussieht?«
    Patrick seufzte schwer. »Ja. Ich
werde — möge Gott mir beistehen — die kleine Närrin heiraten müssen.«

Sechs
    Als der gefürchtete Moment kam und
Khalif Charlotte zu sich rief, hatte sie ihr Schicksal in Gedanken schon so oft
durchgespielt, daß die Wirklichkeit sie schon fast nicht mehr schreckte. Mit
stoischer Gelassenheit ließ sie das übliche Bad und die Massage über sich
ergehen.
    Alev und Pakize kleideten sie in
weiße Gewänder — als Symbol für das Opferlamm, dachte Charlotte. Ihr Haar fiel
offen auf Brust und Schulter, aber Alev hatte Blüten und winzige goldene
Perlen in die langen Tressen gewebt.
    Schließlich kam Rashad, um sie
abzuholen, und Alev küßte Charlotte ernst auf beide Wangen. Im Gegensatz zu den
anderen Frauen trug sie keinen Schleier.
    Hocherhobenen Kopfes, mit
gestrafften Schultern und der tragischen Würde einer Königin, die zum Schafott
geführt wird, folgte Charlotte Rashad aus dem Harem.
    Als sie und der Eunuch das
komplizierte System der verzweigten Korridore hinter sich gelassen hatten und
den Eingang zu Khalifs Gemächern erreichten, begann ihr Herz wie wild zu klopfen.
Würde sie nun öffentlich gezüchtigt werden? Oder würde man sie in einen
rattenverseuchten Kerker werfen und sie dort vergessen, bis sie verhungert und
verdurstet war?
    Khalif, prachtvoll wie stets in
Seide gekleidet und mit Juwelen geschmückt, begrüßte sie mit einem kurzen,
resignierten Nicken. Sie war ein Problem, das erledigt werden

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