Quade 02 - Goldene Sonne die dich verbrennt
Sie!« drängte Rashad. »Sie
halten Khalif im ältesten Teil des Palasts gefangen. Ich bringe Sie hin.«
Patrick nickte, zog ein Tuch aus
seiner Tasche und band es Charlotte, bevor sie begriff, wie ihr geschah und
reagieren konnte, als Knebel vor den Mund. Und als wäre das noch nicht genug,
fesselte er schließlich auch noch ihre Hände und ihre Füße.
»Ich bitte um Verzeihung für die
Unannehmlichkeiten, Göttin«, sagte er, als er sie über den Flur trug. »Aber
dies erscheint mir der einzige Weg zu sein, dich davon abzuhalten, daß du mir
in die Schlacht folgst.«
Charlotte zappelte und wehrte sich,
obwohl sie wußte, wie sinnlos es war. Aber ihr Zorn war so gewaltig, daß sie daran
zu ersticken glaubte.
Rashad blieb stehen und öffnete eine
reichverzierte Tür. »In diesem Schrank wird sie sicher sein«, meinte er
schmunzelnd.
Patrick setzte Charlotte vorsichtig
hinein, strich ihr noch einmal übers Haar und schloß die Tür.
Zuerst war Charlotte zu wütend, um
einen klaren Gedanken fassen zu können. Sie zappelte und strampelte wie wild,
um sich von ihren Fesseln zu befreien. Doch dann wurde ihr die Sinnlosigkeit
ihrer Bemühungen bewußt, und sie verhielt sich still. Eine einzelne zornige
Träne rann über ihre Wange in den Knebel.
Im Prinzip verstand sie Patrick und
wußte, daß er sie nur schützen wollte, doch ihrem Stolz hatte er eine Wunde
zugefügt, die nur schwer heilen würde. Denn immerhin war Charlotte ein
Produkt unzähliger Generationen von Quades und in dem Glauben erzogen worden,
daß es besser war, aktiv am Geschehen teilzunehmen, statt tatenlos
dabeizustehen und zuzusehen.
So sehr sie Patrick auch liebte,
würde sie doch Rache an ihm üben — vorausgesetzt natürlich, sie überlebten diese
Nacht.
Schon nach wenigen Metern wurden Patrick
und seine kleine Truppe entdeckt, und jemand schlug Alarm.
Patrick warf Rashad eine Pistole zu
und formte mit seinen Männern einen weiten Kreis. Rücken an Rücken standen sie
auf dem weiten Gang, als Ahmeds Männer mit gezückten Schwertern
hereinstürmten.
Ein wüster Kampf brach aus, und
zeitweise schien die Übermacht der Gegner nicht zu brechen zu sein. Doch der
Kreis hielt, und irgendwann waren die Angreifer gezwungen, sich zurückzuziehen.
Patrick hatte nicht gemerkt, wie die
Zeit verging, aber die Sonne ging schon unter, als Rashad ihn über die mit Pechfackeln
erleuchteten unterirdischen Gänge zu den Verliesen führte. Ratten huschten an
ihnen vorbei, aber Wächter waren keine zu sehen, und schließlich blieb Rashad
vor einer massiven Holztür stehen.
»Hier«, sagte er traurig.
Ein Stahlriegel sicherte den Zugang
zum Verlies. Patrick nahm Rashad die Pistole aus der Hand, zielte und schoß.
Das Metall zersplitterte. Obwohl Patrick den Anblick fürchtete, der ihn drinnen
erwarten mochte, trat er ohne Zögern über die Schwelle.
Ein übler Gestank schlug ihm aus dem
Verlies entgegen.
»Khalif?«
Ein Stöhnen in der Finsternis.
Rashad zündete ein Streichholz an, aber die Flamme war winzig und flackerte in
der schwülen Luft. Patrick strengte seine Augen an, bis er seinen Freund ausmachen
konnte, der an eiserne Ringe an der Wand gefesselt war. Khalif wirkte schwach
und ausgehungert, war vermutlich sogar gefoltert worden, aber sein Lächeln
strahlte in altem Glanz, als Patrick seine Fesseln löste.
»Du hattest schon immer ein gutes
Gefühl für den richtigen Zeitpunkt, mein Freund«, meinte er lächelnd, obwohl er
so schwach war, daß er sich auf Patrick stützen mußte.
»Deinem Aussehen nach zu urteilen,
nicht gut genug«, murmelte Patrick, der erst jetzt, nachdem Rashad eine Lampe
entzündet hatte, das ganze Ausmaß von Khalifs erbärmlicher Verfassung sah.
Eine Mischung aus Verzweiflung und Zorn erfaßte ihn und schnürte ihm die Kehle
zu. »Cochran wird sich um dich kümmern«, sagte er erstickt. »Ich werde
mir jetzt deinen Bruder vorknöpfen.«
Khalif gab ein Geräusch von sich,
das wie ein Schluchzen klang, aber auch ein bitteres Lachen hätte sein können.
»Ich verdanke dir mein Leben, Patrick ... ganz zu schweigen von meiner
Männlichkeit«, stieß er mühsam hervor, als sie die stinkende Zelle verließen.
»Dennoch muß ich dich bitten, mir zu schwören, daß du die Rache mir überlassen
wirst. Ahmed hat sich nicht nur an mir versündigt, mein Freund. Er hat auch
meine Mutter getötet.«
»O Gott.« Patrick schwieg betroffen.
»Und deine Kinder?« fragte er dann besorgt. »Sind wenigstens sie in
Sicherheit?«
Gehen
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