Quade 02 - Goldene Sonne die dich verbrennt
überbringen? Sag
ihm, daß seine Söhne gesund und kräftig sind und daß ich um seine Erlaubnis
bitte, mich persönlich davon überzeugen zu dürfen, daß es ihm besser geht.«
Charlottes Ärger wich. »Ich werde es
ihm ausrichten«, versprach sie. »Aber Rashad ist fest entschlossen, außer mir
und Patrick niemanden zu Khalif vorzulassen.«
Alevs blaue Augen blitzten
ärgerlich. »Was bildet er sich ein?« rief sie empört. »Er ist ein Eunuch, ein
Sklave, und ich bin eine Favoritin und bald schon eine Kadin — die
Mutter von Khalifs Söhnen! Wenn du Khalif persönlich fragst, wird er mir
Zutritt zu seinen Gemächern gewähren!«
Charlotte nickte und wandte den
Blick ab, weil sie wußte, daß Alevs Bitte abgewiesen werden würde. Die junge
Frau tat ihr leid.
Dreizehn
Drei Tage später saß Charlotte bei
Khalif, als plötzlich Kanonendonner den Palast erschütterte. Diener und Soldaten
rannten auf den äußeren Korridor hinaus, doch Charlotte fühlte sich trotz
ihrer Besorgnis nicht geneigt, ihnen nachzueilen, um zu sehen, was geschehen
war. Das fremde Schiff lag noch immer in Riz vor Anker; offenbar hatte sein
Kapitän die Feindseligkeiten eröffnet.
Khalif reagierte nicht ganz so
beherrscht wie Charlotte, er sprang auf und schrie: »Rashad! Mein Schwert!«
Seit dem ersten Donnern der Kanonen
stand Rashad in der Tür, mächtig wie der Felsen von Gibraltar, ein langes
Messer in der Hand. Auf den Befehl des Sultans hin drehte er sich um, und für
einen Moment flackerte Widerspruch in seinen Augen auf. Aber dann wagte er es
doch nicht, sich seinem Herrn zu widersetzen. Widerstrebend holte Rashad die
verlangte Waffe.
Doch Charlotte war so leicht nicht
einzuschüchtern. »Sind Sie verrückt?« fuhr sie den Sultan an, als er das
Schwert ergriff und in einem Anfall von Schwäche schwankte. »Gehen Sie sofort
ins Bett zurück und lassen Sie Ihre Männer den Palast verteidigen!«
Khalif war nackt bis auf einen
Lendenschurz, doch entweder war es ihm nicht bewußt, oder es kümmerte ihn
nicht. Seine dunklen Augen glitzerten wütend, als er den Blick auf Charlotte
richtete. »Genug!« herrschte er sie an. »Ich lasse mir von Frauen keine Befehle
erteilen!«
Nun mischte Rashad sich ein, doch
wohl mehr aus Angst um seinen Herrn, als aus der Absicht heraus, Charlotte zu
unterstützen. »Ma-jestät ...«
Ungerührt von Khalifs Ausbruch, hob
Charlotte den Zeigefinger und richtete ihn drohend auf den Sultan. »Sie würden
nicht einmal den Innenhof erreichen, geschweige denn den Strand!« warnte sie.
»Ihre Verletzungen haben Sie sehr geschwächt.«
Das Gesicht des Sultans war grau
unter der Sonnenbräune und glänzte vor Schweiß. »Ruhe!« brüllte er, schwankte
von neuem und schloß die Augen, als schwindelte ihn.
Charlotte nahm eine trotzige Haltung
ein. »Schreihen Sie mich nicht an«, sagte sie scharf. »Das lasse ich mir nicht
gefallen.« Aus dem Augenwinkel sah sie Rashads ungläubigen Blick. In der Ferne
donnerten die Kanonen.
»Bring sie in den Harem«, befahl
Khalif seinem Sklaven. Dann griff er nach einer Robe, brach jedoch unter der
Anstrengung, sie überzustreifen, fast zusammen.
Rashad zögerte und schickte sich an,
dem Sultan beizustehen, was ihm jedoch nur ein weiteres Brüllen eintrug.
»Geh und tu, was ich dir befohlen
habe!« schrie Khalif, der sich nur noch mit Mühe aufrechthielt. »Wenn du nicht
meinem Halbbruder und seinen Kumpanen in den Kerker folgen willst, dann tu, was
ich dir gesagt habe!«
Der Eunuch maß Charlotte mit einem wütenden
Blick, ergriff ihren Arm und zerrte sie auf den Korridor hinaus.
»Ich kann ihn nicht unbeaufsichtigt
lassen«, keuchte der besorgte Sklave. »Tun Sie, was der Sultan sagt, und gehen
Sie in den Harem. Dort sind Sie sicherer.«
Etwas prallte mit einem ohrenbetäubenden
Krachen gegen die Außenmauer des Palasts, und Charlotte schluckte den
Widerspruch, der ihr bereits auf der Zunge lag. Der Harem war der letzte Ort,
an dem sie sein wollte, vor allem, wenn es den Angreifern gelang, den Palast zu
stürmen, aber jeder weitere Widerspruch wäre reine Zeitverschwendung gewesen.
So nickte sie nur knapp und
entfernte sich in die entsprechende Richtung. Kaum war sie jedoch außerhalb
von Rashads Sichtweite, kehrte sie um und hastete auf die Seeseite des Palasts
hinüber.
Leuchtendrote Feuerzungen flammten
von den Geschützen des Schiffs auf, während Khalifs Männer das Feuer mit Kugeln
aus ihren eigenen Kanonen beantworteten. Entsetzt beobachtete Charlotte,
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