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Quade 02 - Goldene Sonne die dich verbrennt

Quade 02 - Goldene Sonne die dich verbrennt

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erster Maat zündete sich eine
Zigarre an. »Ich habe dich nie für dumm gehalten«, sagte er nachdenklich. »Aber
jetzt sehe ich ein, daß ich mich geirrt habe.«
    Patrick empfand diese Bemerkung als
beleidigend, aber da er Cochran schätzte und keinen Streit mit ihm haben
wollte, hielt er es für klüger, das Thema zu wechseln. »Was hältst du davon,
daß dieser Rowling an unsere Küste angeschwemmt wurde?«
    »Es wird uns Ärger bringen«,
antwortete Cochran prompt. »Nicht von Rowlings Seite her, natürlich, denn er
scheint ein anständiger Kerl zu sein. Aber ich glaube, daß Raheem — oder ein
anderes Mitglied seiner schändlichen Zunft — irgendwo dort draußen lauert und
auf eine Gelegenheit wartet, die Insel anzugreifen. Möge Gott uns beistehen,
falls die Kerle schon erfahren haben, daß die Enchantress auf dem Grund
der Bucht liegt! Und gewisse Anzeichen lassen darauf schließen, daß sich
draußen auf dem Meer auch noch ein gewaltiger Sturm zusammenbraut.«
    Patrick runzelte die Stirn. Falls
Cochran recht hatte mit seinen Befürchtungen, mußten die sechs Kanonen, die
von der Enchantress gerettet worden waren, auf der Anhöhe hinter dem
Haus installiert werden, seine Mündel und die genesenden Seemänner ins
Haupthaus umziehen, und für den Fall einer Belagerung mußten Wasser- und
Lebensmittelvorräte herbeigeschafft werden.
    »Verdammt«, murmelte Patrick, aber
in sein Unbehagen mischte sich eine gute Portion freudiger Erregung. Schon die
bloße Aussicht auf eine Herausforderung gab ihm neue Kraft.
    In den darauffolgenden Tagen wurden
noch weitere Wrackteile des von den Piraten versenkten Schiffs angeschwemmt,
aber keine Passagiere mehr, weder tot noch lebendig. Patrick spürte, daß etwas
Bedrohliches in der Luft lag, trotz der ruhigen See und des strahlenden, durch
kein Wölkchen getrübten Blau des Himmels.
    Ein aufkommender Wind, der an den
Palmwipfeln zerrte, veranlaßte Charlotte, ihren Zeichenblock zu schließen. Sie
hatte heute ohnehin Mühe gehabt, sich zu konzentrieren, weil wichtigere
Angelegenheiten ihren Geist beschäftigten.
    Der mysteriöse Gideon Rowling zum
Beispiel. Obwohl Charlotte nichts von der Attraktion verspürte, die Patrick
auf sie ausübte, war sie doch nicht unempfänglich für Mr. Rowlings romantische
Natur und die ragische Aura, die ihn umgab. Er hatte die schlanke, hagere
Schönheit des hungernden Poeten, schlief fast die ganze Zeit und hatte mit
seinen ständigen, verzweifelten Rufen nach Susannah Charlottes Mitleid und Sympathie
gewonnen. Als christlicher Missionar war er mit seiner jungen Frau nach
Australien aufgebrochen, um dort die Seelen der Ureinwohner vor der ewigen
Verdammnis zu retten ...
    Auch Patrick, den sie liebte und von
dem sie hoffte, geliebt zu werden, beschäftigte unablässig ihre Gedanken.
Während er ihr tagsüber aus dem Weg ging und sich mürrisch und abweisend gab,
schenkte er ihr nachts, wenn sie sich liebten, seine Seele und schwor, daß sie
nur ihr gehörte. Doch von seiner Absicht, sie nach Quade's Harbor
zurückzuschicken, war er bisher noch keinen Zoll abgewichen.
    Patricks Mündel und die wenigen
Seemänner, die noch das Bett hüteten, waren ins Herrenhaus umgezogen. Auf den
Hügeln hinter dem Haus waren Kanonen aufgestellt und seine Fenster mit Brettern
zugenagelt worden — alles Dinge, die selbst Charlottes wachem Verstand
unlösbare Rätsel aufgaben.
    In nachdenklicher Stimmung kehrte
sie ins Haus zurück, das mit den zugenagelten Fenstern düster und bedrückend
wirkte. Im Salon im Erdgeschoß fand Sie Mr. Rowling, der Stellas talentiertem
Klavierspiel lauschte.
    »Hallo«, sagte Charlotte freundlich
und ignorierte den vernichtenden Blick, den ihr die aparte dunkelhaarige
Stella, eins von Patricks Mündeln, zuwarf.
    Mr. Rowling berührte ihr Haar.
»Charlotte«, sagte er erfreut und lächelte, als er ihre nackten Zehen unter dem
langen Rock hervorschauen sah. »Wo haben Sie Ihre Schuhe gelassen?«
    »Ich weiß es nicht«, antwortete sie
aufrichtig.
    Mr. Rowling lachte, aber es klang
ausgesprochen melancholisch.
    Stella beendete ihr Spiel mit einer
schrillen Dissonanz, sprang mit wütender Miene auf und stürmte aus dem Zimmer.
    Charlotte errötete. »Entschuldigen
Sie, falls ich etwas unterbrochen habe ...«
    Gideon seufzte. »Ich glaube, die
junge Dame hat beschlossen, mir den Hof zu machen«, gestand er belustigt.
»Wahrscheinlich gibt es hier nicht allzu viele heiratsfähige Männer.«
    Charlotte runzelte die Stirn. »Ist
es nicht

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