Quade 02 - Goldene Sonne die dich verbrennt
Charlotte, und ich werde ihn lehren, den
Zorn des Herrn zu fürchten.«
Charlottes Augen weiteten sich
erschreckt. »Ich möchte nicht, daß Patrick gezwungen wird, mich zu
heiraten«, erwiderte sie.
Gideon berührte ihre Hand. »Seien
Sie unbesorgt, Charlotte. Ich glaube nicht, daß es nötig sein wird, Gewalt
anzuwenden.«
Patrick hielt sich in seinem
Arbeitszimmer auf und saß mit Mr. Cochran vor einer Seekarte. Das Rattern des
Winds an den Fensterläden und sein Heulen in den Palmwipfeln bildeten den
perfekten Hintergrund für Patricks düstere Stimmung.
Ist es möglich, dachte Charlotte mit
grollender Verwunderung, daß dies noch der gleiche Mann ist, der mich gestern
nacht so leidenschaftlich umarmte und mit seinen zärtlichen Worten und
Berührungen bis in meine Seele vordrang?
»Was ist, Charlotte?« fragte Patrick
knapp, sein Blick kalt wie der strengste Winter. »Ich habe zu arbeiten und
nicht viel Zeit.«
Sie blieb entschlossen stehen, die
Schultern gestrafft, das Kinn trotzig vorgeschoben. Selbst barfuß und mit
aufgelöstem Haar, das der Wind draußen aus seinen Klammern befreit hatte, wußte
Charlotte, daß sie ein Bild der Würde war. Es war eine Eigenschaft, die sie
schon in frühester Kindheit kultiviert hatte.
»Gideon — ich meine, Mr. Rowling —
möchte dich sprechen.«
Patrick runzelte die Stirn,
vielleicht, weil sie Mr. Rowlings Vornamen benutzt hatte, und ließ die
Seekarte, die er studierte, in eine Rolle zurückgleiten. »Ich werde ihn später
aufsuchen.«
»Gut«, stimmte Charlotte mit einem
leichten Schulterzucken zu und wollte sich schon abwenden. Sie wußte, daß sie
Patrick verärgert hatte, und das reichte ihr für den Moment.
Zu ihrer Überraschung hielt er sie
mit einer scharfen Frage zurück. »Wo sind deine Schuhe?«
Zuerst hatte Gideon wissen wollen,
warum sie barfuß lief, und nun Patrick. Etwas spitzbübisch schaute sie sich
über die Schulter nach ihm um. »Ich würde es nie wagen, deine wichtige Arbeit
mit der Beantwortung einer solch albernen Frage zu unterbrechen«, sagte sie und
ging hinaus.
Sie hörte ihn fluchen und lächelte
befriedigt, als sie auf den Korridor hinaustrat und sich auf den Weg in den
hinteren Teil des Hauses machte. Die Küche befand sich in einem separaten
Gebäude, und Charlotte verspürte plötzlich Appetit auf Jacobas selbstgebackene
Plätzchen. Ein fröhliches Liedchen auf den Lippen, überquerte sie den Hof und
merkte kaum, daß der Wind an ihren Haaren zerrte und den Rock an ihre Beine
preßte.
Patrick versuchte, nicht an die Bitte
seines Gastes zu denken, dieses Missionars, den das Meer einige Tage zuvor an
den Strand gespült hatte. Doch der liebevolle Ton, in dem Charlotte seinen
Namen ausgesprochen hatte, klang ihm noch immer in den Ohren. Patrick wußte,
daß er unmöglich eine Strategie zum Schutz der Inselbewohner ausarbeiten
konnte, solange seine Gedanken mit anderen Dingen beschäftigt waren.
Schließlich fluchte er verhalten,
murmelte eine Entschuldigung für Cochran, der ein aufreizendes Lächeln zur
Schau trug, und machte sich auf die Suche nach Rowling.
Der Missionar hielt sich im Salon
auf, in Gesellschaft von Stella und Jayne, die unter viel Geplauder seinen Tee
einschenkten und um ihn herumschwirrten wie zwei tropische bunte Vögel.
Patrick liebte die beiden Mädchen sehr, sie waren wie die Schwestern, die er
nie gehabt hatte, aber ihr jugendlicher Eifer, Rowling zu gefallen, ging ihm
mächtig auf die Nerven.
»Hinaus!« sagte er ohne Einleitung
oder Erklärung.
Jayne und Stella wechselten einen
betroffenen Blick und verzogen sich schmollend.
Patrick schloß die Tür und lehnte
sich mit dem Rücken dagegen. Dann verschränkte er die Arme und maß Rowling mit
einem kühlen Blick. Seiner Ansicht nach hatte er dem Mann das Leben gerettet,
indem er ihm den Schutz seines Hauses und die Hilfe seiner Dienstboten
gewährte, und schuldete ihm nichts weiter. Er sagte nichts, weil seine bloße
Anwesenheit bewies, daß er Rowlings Ruf beantwortet hatte.
Der Missionar seufzte, und Patrick
fragte sich überrascht und nicht ohne Ärger, ob es möglich war, daß Charlotte
sich zu diesem zartgliedrigen, sanften Mann hingezogen fühlte. Doch das kam
ihm so unwahrscheinlich vor, daß er die Idee aus seinen Gedanken verbannte.
»Nehmen Sie doch Platz«, lud Rowling
ihn ein, als sei dies sein Salon und Patrick nur ein Besucher.
Sein Stolz ließ ihm keine andere
Wahl, als stehenzubleiben. Er hielt seinen Blick auf den beträchtlich
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