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Quadriga: Kriminalroman (German Edition)

Quadriga: Kriminalroman (German Edition)

Titel: Quadriga: Kriminalroman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gerhard Loibelsberger
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Normalstimme alles andere als tief und erotisch war:
    »Andiamo?«
     
    Silvana liebte die Atmosphäre eleganter
Hotels. In Giancarlos Hotelsuite fühlte sie sich sofort wie zu Hause. Sie kickte
die High Heels, die sowieso drückten, von den Füßen und ging schnurstracks zur Minibar.
Und tatsächlich fand sie in ihr, was sie gehofft hatte: eine Demi Bouteille französischen
Champagner. Sie drückte Giancarlo die Flasche in die Hand und befahl ihm: »Aprila! [38] « Und während er sich mit dem Champagnerverschluss
abmühte, zog sie ihn aus. Sakko, Hemd, Hose. Grinsend stellte sie fest, dass sie
mit ihrer Vermutung recht gehabt hatte: Viagra brauchte Giancarlo wirklich nicht.
     
    »Aprite la porta! Polizia di
stato. ** «
    Zuerst dachte
Silvana zu träumen. Doch das Klopfen an der Tür der Suite wurde immer lauter und
fordernder. Giancarlo sprang splitternackt aus dem Bett, suchte verzweifelt seine
Armani-Unterhose und hielt sich in der Panik schließlich ein Kissen vors Gemächt.
So adjustiert öffnete er die Tür. Und dann geschah das Unfassbare. Einen Durchsuchungsbefehl
vor sich in der Luft wedelnd betrat Enrico Botterolli die Suite. Ihm folgten fünf
Uniformierte, die damit begannen, die Räume auf den Kopf zu stellen. Enrico Botterolli,
der als Erster das Schlafzimmer betrat, bekam tellergroße Augen, als er Silvana
im Bett des Sonderermittlers vorfand. Grinsend begrüßte er sie schließlich mit einem
»Buon giorno, ispettore! [39] « Als die
Uniformierten das hörten, drängten sie sich einer nach dem anderen ins Schlafzimmer,
und aus fünf Männerkehlen erscholl mit scheinheiliger Freundlichkeit:
    »Buon
giorno! … Buon giorno, ispettore Viti! … Buon giorno! … Buon giorno! … Buon giorno…«

Vierunddreißig
     
    Kalt und ekelhaft nass fühlten sich
die Gipsbinden an. Marco wähnte sich in einem Albtraum. Alles um ihn war verschwommen,
er schloss die Augen. Bitte, lieber Gott, lass das so schnell wie möglich vorbeigehen.
Ihm war schon übel gewesen, als er heute mit zitternden Knien die Rahmenmacherwerkstatt
von Signor Smith betreten hatte. Dessen Raubvogelaugen maßen ihn kurz. Dann legte
er ihm freundschaftlich die Hand auf die Schulter. In leisem, weichem Tonfall erzählte
er Marco, dass das heute die letzte Sitzung sei und dass er ihm danach weitere 50
Euro Prämie geben werde. 150 Euro insgesamt! Das sei doch was … Marco empfand keinerlei
Freude. Sein Magen revoltierte und er rülpste ununterbrochen. Wieder fixierten ihn
die Raubvogelaugen, dann holte Signor Smith ein Glas, in das er Wasser füllte. Mit
seinen Schraubstockhänden öffnete er eine kleine Phiole und holte eine Pille heraus.
Die steckte er Marco in den Mund. Ohne zu fragen, ob es ihm recht sei. Er reichte
ihm das Wasserglas und befahl: »Bevi! [40] « Mit zitternder
Hand griff Marco zu dem Glas und trank folgsam. Dann packte ihn Signor Smith beim
Genick und führt ihn in den Gipsraum. Dort durfte er sich ein bisschen auf eine
Pritsche legen und ausruhen. Plötzlich wurde ihm ganz komisch. Alles verschwamm
um ihn herum. Aus weiter Ferne hörte er eine Stimme, die ihm befahl aufzustehen
und sich die Schuhe, die Socken, die Hose und die Unterhose auszuziehen. Als er
unten herum nackt war, half ihm eine kräftige Hand, auf den Modelliertisch zu klettern.
Dort musste er auf alle viere gehen und wieder die Haltung des einen Quadriga-Pferdes
einnehmen. Obwohl alles ganz merkwürdig und verschwommen um ihn herum war, spürte
er starken Widerwillen gegen die kalten Gipsbandagen, die mit geübten Griffen zuerst
um seine Beine und dann immer weiter hinauf geschlungen wurden. Lieber Gott, mach,
dass das alles schnell vorbeigeht! Mach, dass das alles schnell vorbeigeht … oh
Gott … nein, nicht da … oh Gott … Alles um ihn herum wurde immer weicher. Weich
und weiß wie Watte. Er schloss die Augen, und plötzlich war der Gips auch nicht
mehr so kalt. Langsam trocknete er. Marco kamen ganz wundersame Ideen. Plötzlich
fühlte er sich total wohl. Seine Muskeln entspannten sich und waren nun ganz locker.
Und der nette Herr, der da um den Modelliertisch herum ging, war sicher ein guter
Freund. Woher kannte er ihn nur? Die Zeit verging wie ihm Flug. Der trockene Gips
wurde vorsichtig aufgeschnitten und abgenommen. Dann half ihm der freundliche Mann
vom Modelliertisch herunter. Und da Marco etwas schwach auf den Beinen war, half
ihm der Fremde auch beim Ankleiden. Marco erinnerte das an seine Kindheit. Damals,
als seine Mutter ihm auch immer

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