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Quadriga: Kriminalroman (German Edition)

Quadriga: Kriminalroman (German Edition)

Titel: Quadriga: Kriminalroman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gerhard Loibelsberger
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schwarze
fette, bleischwere Angst.

Fünfzig
     
    Das Klopfen und Rütteln an der Tür
des Rahmenmachergeschäfts hatte einen Nerv in ihm berührt. Er verharrte still wie
ein Mäuschen in seiner Vergolderwerkstatt und lauschte dem minutenlangen rabiaten
Rütteln an der Eingangstür. Fuck! Seine Hände begannen zu zittern und er begann
zu schwitzen. Don’t panic! Wenn das da draußen die Polizei war, würde sie binnen
kurzer Zeit mit einem Durchsuchungsbefehl und einem Schlosser wieder kommen. Und
dann säße er in der Falle. Leise, ganz leise stand er von seinem Arbeitsplatz auf
und schlich aus der Werkstatt auf den Gang, von dem die Stiege hinauf in den ersten
Stock des Hauses führte. Jedes Knarren der Treppe ließ ihn enerviert das Gesicht
verziehen. Oben ging er zu einem der Fenster, öffnete es leise und sah hinunter.
Dort vor der Tür stand der Typ von gestern. Mit seiner schwarzen, sportlichen Regenjacke.
Erschrocken zog er seinen Kopf zurück, als der Blick dieses Kerls hinauf über die
Fassade des Hauses wanderte. Wie ein kleines Kind hockte er sich nieder und duckte
sich unterhalb des Fensterbretts. Fuck! Fuck! Bloody bastard! Nun zitterte er am
ganzen Körper. Er schloss die Augen und sah sich plötzlich um Jahrzehnte zurückversetzt.
Er kauerte im strömenden Regen in einem Straßengraben und wartete. Vor Kälte und
Aufregung zitternd. Und dann sah er die Lichter aus der Ferne näherkommen. Der Fahrzeugkonvoi,
der das Auto des Richters begleitete. Seine Hände zitterten wie welkes Laub im Herbststurm,
als sie den Hebel des Zündmechanismus berührten. Er biss die Zähne zusammen und
konzentrierte sich. Er musste unbedingt den richtigen Augenblick erwischen. Und
dann, dann war der erste Alfa Romeo der Carabinieri an der markierten Stelle vorbei,
nun war die Lancia Limousine des Richters dort: DRÜCKEN – FEUERBALL – SCHWIRRENDE
METALLTEILE! Der Richter fuhr zur Hölle. Erleichterung. Aufspringen. Und laufen,
laufen, laufen. Zu dem einen Kilometer entfernt geparkten Wagen. Regen rann ihm
ins Genick, in die Schuhe, drang in jede Falte seines verschwitzten Körpers. Laufen.
Von ferne Polizeisirenen. Laufen. Scheiße! Ein Schuh blieb im schmatzenden Schlamm,
zu dem sich die Erde verwandelt hatte, stecken. Mit nur mehr einem Schuh an den
Füßen und mit klatschnassen Socken lief er weiter. Die Erde war eiskalt und glitschig.
Mehrmals rutschte er aus. Einmal fiel er hin. Aufrappeln. Weiterlaufen. Endlich
die Straße. Wo war das Scheißauto? Alles grau in grau. Regenwand. Null Sicht. Verzweifelt
weiterlaufen. Schwarze Silhouette. Endlich der Wagen. Wo war der verdammte Schlüssel?
Hatte er ihn verloren? Da! Endlich! Hinein ins trockene Wageninnere. Und dann Scheinwerfer.
Ein Auto näherte sich rasant. Ducken. Deckung suchen im Fußraum des Wagens. Zusammenkrümmen,
Kopf einziehen, zittern …
    Endlich
hatte das Rütteln und Klopfen unten aufgehört. Ja, er glaubte nun, Schritte zu vernehmen,
die sich entfernten. Langsam, ganz langsam tauchte Signor Smith aus der Versenkung
auf und schaute vorsichtig beim Fenster hinunter. Tatsächlich. Der Kerl war verschwunden.
Er schloss das Fenster und überlegte, was er tun sollte. Am liebsten hätte er seine
Tasche gepackt und hätte Knall auf Fall dieses verdammte Haus verlassen. Gegen einen
plötzlichen Abgang gab es jedoch ein starkes Argument: eine Million Dollar. So viel
bekam er noch für die letzte, beschissene Figur. So viel war dieser verdammte Perverse
ihm noch schuldig. Außerdem hatte er ja nicht mehr viel zu tun. Er musste nur noch
die fertig vergoldete Figur an den erhabenen Stellen glänzend polieren. Fuck! Die
Erde brannte ihm unter den Füßen. Nichts wie weg von hier, sagte ihm sein Instinkt.
Er stürmte in das Nachbarzimmer, das ihm als Schlafstätte diente, holte seine Reisetasche
aus dem antiken Kasten hervor und stopfte seine wenigen Kleidungsstücke hinein.
Dann ging er ins Badezimmer und schnappte Zahnpaste, elektrische Zahnbürste und
Rasierzeug. Handtücher hatte er keine mitgehabt, die hatte er sich vom alten Cecchetti
ausgeborgt. Zurück zur Reisetasche, hinein mit den Toilettenartikeln! Tasche zu
und die Treppen hinunter. Ein letzter Blick in die Werkstatt. Und da stand sein
Werk: der nackte, vergoldete Marco. Ein Meisterwerk. Stolz ging er darauf zu und
setzte sich kurz auf seinen Arbeitssessel. Er begann zu grübeln, und dann kam ihm
eine Idee. Auf der Rückseite des Hauses befand sich der Hinterhof, der zum Nachbarhaus
führte. Er sprang

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