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Quadriga: Kriminalroman (German Edition)

Quadriga: Kriminalroman (German Edition)

Titel: Quadriga: Kriminalroman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gerhard Loibelsberger
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dem Hausdurchsuchungsbefehl nichts mehr werden.
Und mit leiser Ironie in der Stimme vertröstete sie ihn:
    »Domani,
commissario. Domani … [47] «
     
    Als Ranieri zurück in sein Zimmer
kam, fand er Lupino und Silvana über Vitis Computer gebeugt. Lupino sah auf. Sein
Blick flackerte und sein Gesicht war käsebleich. Leise sagte er:
    »Das FBI
hat geantwortet. Vor zwei Wochen ist die Leiche einer Giulietta Cecchetti gefunden
worden. Sie war an Händen und Füßen mit Draht gefesselt und wies Folterspuren auf.
Die Leiche war an einem einsamen Strandstück von Long Island im Sand verscharrt
gewesen. Der Hund eines Spaziergängers hatte sie ausgebuddelt.«

Neunundvierzig
     
    Druck lastete auf ihm. Schwarze,
massige, unbarmherzige Angst hatte sich auf seine Brust gehockt und drückte. Sie
drückte auf sein Herz, seine Lunge, seinen Magen. So heftig, dass er sich kaum bewegen
konnte. Selbst das Atmen fiel ihm schwer. Die Angst schnürte alles ab. Wie Spinnweben
aus ganz feinem Draht wickelte sie sich um seine Gliedmaßen, schnürte sie ab und
lähmte sie. Er spürte das Kribbeln der Ameisen, die Durchblutungsstörungen in Armen
und Beinen. Nicht einmal die Hand konnte er bewegen, um den fetten Tropfen, der
ihm gerade auf die Stirn geklatscht war, abzuwischen.
    »Mamma,
mamma …«, wimmerte Marco leise. Und die Erinnerung an all ihre Ermahnungen,
Vorwürfe und Verbote trieb ihm die Tränen in die Augen. Warum hatte er nicht auf
sie gehört? Warum musste er unbedingt seinen eigenen Kopf durchsetzen? Wenn er sich
von Signor Smith ferngehalten hätte, so wie es seine Mamma ihm gesagt hatte, wäre
das alles nicht passiert. Dann hätte Signor Smith einen anderen Knaben als Vorlage
für diese garstige Gipsfigur verwendet. Das Weinen half. Es entspannte Marco, und
er konnte sich wieder bewegen. Er wischte sich den Tropfen von der Stirn und die
Tränen aus den Augen. Lautstark zog er den Rotz auf und erntete dafür ein sympathisierendes
Fiepen einer Ratte. Die Ratten! Zuerst hatte er sich irrsinnig vor ihnen gefürchtet.
Aber mit der Zeit war er froh, dass sie wenigstens hier bei ihm waren. Lebewesen,
weich und pelzig. Sie wuselten jetzt unmittelbar um ihn herum, denn der Raum hatte
sich massiv verkleinert. Das Wasser stieg ständig, und nur mehr ein Stück rund um
seine Ecke, in die er sich verkrochen hatte und die offensichtlich etwas höher gelegen
war als der Rest des Verlieses, war noch nicht überschwemmt. Marco dachte fieberhaft
nach, was er tun würde, wenn auch dieses trockene Stückchen in der Wasserflut versank.
Er rappelte sich auf und streckte sich. Die müden und von der feuchten Kälte lahmen
Glieder musste er erst wieder zum Funktionieren bringen. Er trat kurz ganz schnell
auf der Stelle. Quietschend stoben die Ratten auseinander. Als er das taube Gefühl
in seinen Beinen überwunden hatte, tastete er sich an der Wand allmählich vor. Seine
Sneakers tauchten in das Wasser ein. Er ging nicht viel weiter, da er keine nassen
Füße haben wollte. Er tastete sich zurück in seine Ecke und ging nun die andere
Wand entlang. Es musste die Stirnwand seines Verlieses sein. Der Boden hier war,
so wie in der Ecke, in der er bisher gekauert hatte, ebenfalls höher. Als er in
das gegenüberliegende Eck gelangte, ging er nun die links von ihm stehende Wand
entlang. Mit dem Ergebnis, dass er ziemlich bald im Wasser stand. Er drehte um und
tastete sich zuerst an dieser Wand zurück und dann an der Stirnwand weiter. Seine
Finger suchten jetzt irgendetwas, was sich vielleicht oberhalb befand. Eine Mauernische,
ein zugemauertes Fenster oder sonst was. Es gab aber nichts. Außer einer einheitlichen
Mauer, durch deren Ritzen ständig Wasser sickerte. In seiner Verzweiflung ging er
nochmals die Stirnseite des Kellers ab, und da entdeckte er etwas: einen eisernen
Ring, den er mit ausgestreckten Händen gerade erreichen konnte. Ein Ring, der in
die Mauer eingelassen war und an dem er sich anhalten konnte. Er zog sich an dem
Ring empor und versuchte, die Decke des Kellers zu erreichen, doch da hatte er keine
Chance. Dafür war er zu klein. Keuchend und enttäuscht wankte er zu seinem klammen
Lager zurück und ließ sich darauf fallen. Und dann kam die Angst wieder. Ganz langsam
kroch sie aus der muffigen Dunkelheit des Raumes auf ihn zu. Über die Beine hinauf
auf seine Brust, wo sie sich schwer niederließ. Die Angst, hier sterben zu müssen.
Die Angst, ertrinken zu müssen. Die Angst, nicht mehr atmen zu können. Angst,

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