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Quadriga: Kriminalroman (German Edition)

Quadriga: Kriminalroman (German Edition)

Titel: Quadriga: Kriminalroman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gerhard Loibelsberger
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auf und eilte zu dem Fenster, durch das man auf den Hinterhof
hinaussah. Erstmals, seitdem er hier eingezogen war, öffnete er es und tatsächlich:
Es war ganz easy, hier hinauszusteigen und durch den Hinterhof in das andere Haus
und von dort in die Parallelgasse zu kommen. Erleichtert ging er zurück zu seinem
Arbeitsplatz, nahm das Werkzeug mit dem geschwungenen Jadestein in die Hand und
fuhr fort, die Haare der Statue zu polieren.
    Als er einige
Stunden später damit fertig war, gönnte er sich eine kleine Pause. Er ging hinauf
in die Küche im ersten Stock und machte sich mit Cecchettis Bialetti einen Kaffee.
Dazu trank er den letzten Schluck Grappa aus der Flasche, die ihm der nunmehr verwesende
Hauseigentümer hinterlassen hatte. Ein zynisches Grinsen spielte auf seinem Gesicht,
und er murmelte: »Addio grappa … addio Signor Smith … addio Venezia!« Während er
den Kaffee schlürfte, überlegte er sich, ob er Cecchettis Haus anzünden sollte,
um möglichst alle seine DNA-Spuren zu vernichten. Andererseits könnte er das erst
dann tun, wenn die Spedition da gewesen wäre und Marcos Statue abgeholt hätte. Dafür
müsste er aber zumindest bis morgen Mittag hier bleiben. Fuck! Das war zu riskant.
Wieder hatte er das kribbelnde Gefühl an seinen Fußsohlen. Als ob die Erde unter
ihm zu brennen anfangen würde. Get out of here! The sooner the better. Außerdem:
Was sollte die Polizei Venedigs schon mit seiner DNA anfangen? Nichts. Okay, sie
würden sie in die internationale Datenbank einspeichern und vergleichen. Schlussendlich
würden sie die Erkenntnis erzielen, dass diese DNA auch noch bei einigen anderen
ungeklärten Mordfällen in Nordamerika, Europa und Asien gefunden worden war. So
what? Niemand wusste, wer er war. Seine DNA hatten sie. Aber seine Identität nicht.
Wieder grinste er. Er war ein Phantom. Von ihm gab es kein Foto und keine Personenbeschreibung.
Okay, eine Personenbeschreibung würden sie jetzt bekommen. Vom alten Bruno Veneto
und natürlich von Marco, wenn sie ihn rechtzeitig aus dem Kellergewölbe befreien
würden. Was möglich, aber nicht unbedingt wahrscheinlich war. Mit all dem konnte
er leben. Außerdem wollte er sowieso schon längst sein Gesicht verändern lassen.
Er kannte da eine nette Klinik in Florida. Endloser Strand, Palmen, das Rauschen
des Meeres, Frozen Magaritas zum Sonnenuntergang und die besten Schönheitschirurgen
des Landes. Das würde wie ein Urlaubsaufenthalt werden. Wiederum huschte ein dünnes
Grinsen über sein Gesicht. Trotz des Kaffees fühlte er sich total müde. Er lümmelte
am Küchentisch und nickte ein. Wobei das kein erholsamer, tiefer Schlaf war, sondern
ein Dahindämmern. Immer wieder schreckte er auf und dachte sich: Aufstehen, in die
Werkstatt gehen und die Skulptur einpacken. Er musste sie transportfertig machen.
Dazu hatte der Perverse, der sein Auftraggeber war, eine Holzkiste anfertigen lassen,
in die er die Statue stellen musste. Danach waren die Hohlräume ganz mit Holzwolle
auszufüllen. Wieder wunderte er sich über seinen Auftraggeber. Was trieb diesen
Kerl an? Ein Typ, der so stinkreich war, konnte sich doch alles kaufen. Der konnte
sich in Marokko, Thailand oder Vietnam einen ganzen Harem von minderjährigen Knaben
halten, die ihm in natura die vier Pferde der Quadriga nachstellen würden. Er schüttelte
sich vor Ekel. Eigentlich hatte er sich während dieses Jobs immer wieder gefragt,
warum er das tat. Und nicht nur einmal hatte er sich überlegt, den Typen aufzuspüren,
sein Geld an sich zu nehmen und ihn zu liquidieren. Allerdings hatte sein Auftraggeber
gute Kontakte zum organisierten Verbrechen. Und wer weiß, welche Troubles er sich
einhandeln würde, wenn er den Widerling wirklich ausschalten würde. All diese Gedanken
quälten sein übermüdetes Hirn, das sich auszurasten versuchte. Nein, dieser Dämmerzustand
war kein angenehmer. Es war eher eine Art Fegefeuer. Eine Zwischenstation zwischen
Wachen und Träumen. Nur dass seine Träume im Moment Albträumen glichen …
    Nachdem
er eine Stunde so vor sich hingedämmert hatte, schaffte er es, sich aufzuraffen
und aufzustehen. Er streckte sich, rieb sich die Augen und gähnte. Dann stakste
er die Stiegen hinunter in die Werkstatt. Er machte Licht und betrachtete zufrieden
sein Werk. Er zückte sein Smartphone und fotografierte die Statue von allen Seiten.
Dann schickte er die Bilder kommentarlos an die Handynummer seines Auftraggebers.
20 Minuten später bekam er eine SMS. Eine Million

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