Quälend süsse Glut
angeboten wurde?
Rafiq trat an die Seite seiner Mutter. „Ich weiß Amiras Bereitschaft, mir zu helfen, sehr zu schätzen“, behauptete er geschmeidig. „Aber ich befürchte, diese Blitzreise durch die sengende Wüstenhitze bis in die unwirtliche Bergregion im Norden dürfte viel zu anstrengend für sie werden. Das möchte ich ihr einfach nicht zumuten, aber ich habe einen anderen Vorschlag …“ Er machte eine Kunstpause und schaute sich wie suchend im Raum um. „Vielleicht findet sich ja auch jemand Jüngeres, der mir …“
Er brach ab, als sein Blick wie zufällig auf die Gesellschafterin seiner Mutter fiel, deren Nase inzwischen fast den Boden berührte, so sehr bemühte sie sich, unsichtbar zu erscheinen.
„Sera wird mich begleiten“, entschied Rafiq in ultimativem Ton.
Seine Mutter schaute nun doch überrascht drein. Das war aber noch nichts gegen den Ausdruck auf Seras Gesicht. Unglauben stritt mit reinem Horror, in den kaffeebraunen Augen flackerte nackte Angst auf.
Ein Bild, das Rafiq sich für immer bewahren wollte .
3. KAPITEL
Das konnte er nicht ernst meinen!
„Bitte nicht!“, flehte Sera Rafiqs Mutter an und fasste unbewusst nach ihrer Hand. Sie musste doch wissen, wie unerträglich ihr der Gedanke war, mit ihm fahren zu müssen. „Sheikha, bitte …“
Doch die tätschelte nur geistesabwesend Seras Finger und musterte Rafiq mit forschendem Blick. Er sah aus, als habe er gerade jemandem den Krieg erklärt. „Du bist mein Sohn …“, sagte sie langsam, „… und der Bruder des Thronfolgers. Und du weißt auch, dass ich dir nur schwer etwas abschlagen kann. Aber bist du sicher …?“
„Nie im Leben war ich mir einer Sache sicherer.“
„Aber Sheikha, bitte …!“
„Sera …“ Die Sheikha seufzte und drückte beschwichtigend ihre zitternden Finger. „Mein Sohn ist ein Edelmann, nicht war, Rafiq? Du hast nichts zu befürchten.“
Durch den Schleier ihrer dichten langen Wimpern sah Sera ihn lächeln. Es war ein träges, gefährliches Lächeln. Schaudernd senkte sie den Blick.
Sich nicht fürchten vor dem Mann, der sie offensichtlich hasste?
„Natürlich nicht“, murmelte Rafiq, als könne er ihre Gedanken lesen.
Die beiden Jeeps waren beladen. Vor allem mit reichlich Wasser und Proviant, sollte eine Panne oder ein anderer unvorhergesehener Zwischenfall sie während ihrer Reise aufhalten.
Zusätzlich hatte man einen Wagen vorausgeschickt, um vorsichtshalber Quartier für die Nacht zu machen, wo die endlose Wüste aufs Meer traf. Ein reizvoller Ort, den Rafiq ausgewählt hatte, um zu rasten, bevor es weiter in Richtung der roten Berge ging – falls sich die Fahrt länger als vorgesehen hinziehen sollte …
Angesichts der Gepäckberge, die Akmals Helfer auf dessen Befehl zusammengetragen hatten, konnte er allerdings nur den Kopf schütteln. Was für ein Aufwand für einen Zwei-Tage-Trip! Doch da er aus Erfahrung wusste, dass die Wüste unerwartete Überraschungen bot und sich manchmal kapriziöser zeigte als die anstrengendste Geliebte, behielt er seine Gedanken lieber für sich.
Trotzdem war er fest entschlossen, die Reise nicht unnötig auszudehnen. Mit ein wenig Glück würde eine Übernachtung im Camp also nicht einmal nötig sein. Auf jeden Fall hatte er keine Zeit zu verlieren.
Sera hielt sich wie ein ängstliches Wildtier dicht hinter seiner Mutter, die im Schatten des überdachten Patios stand. Als es Rafiq gelang, ihren Blick einzufangen, verkniff er sich ein zynisches Lächeln. Sie wirkt wie ein Lamm, das zur Schlachtbank geführt werden soll, dachte er ohne einen Funken von Mitleid.
Endlich war Akmal zufrieden und befand, dass alles sicher verstaut war, die starken Motoren röhrten auf, und die Klimaanlagen in den luxuriösen Allradwagen sprangen mit einem leisen Surren an. Sie machten den ermüdenden Wüstentrip wenigstens einigermaßen erträglich.
Der Großwesir neigte ehrerbietig den dunklen Kopf in Rafiqs Richtung. „Alles ist fertig, Eure Hoheit. Sie können starten, wann immer Sie wollen.“
„Danke, Akmal.“
„Ich wünsche dir eine sichere und erfolgreiche Reise, mein Sohn“, sagte die Sheikha, die ihm auf halbem Weg entgegengekommen war, und küsste ihn liebevoll auf beide Wangen. „Pass gut auf Sera auf“, fügte sie nur für ihn hörbar hinzu.
„Natürlich“, gab er gleichmütig zurück und akzeptierte lächelnd die segnende Geste seiner Mutter, bevor er zum ersten Jeep hinüberging, um mit dem Fahrer zu reden. Als er die
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