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Qual (German Edition)

Qual (German Edition)

Titel: Qual (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephen King , Richard Bachman
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irgendeiner alten Karre nach Norden. Was an Einnahmen aus dem Winter übrig geblieben war, hatten sie im Reservereifen gebunkert: siebenhundert im einen Jahr, zweitausend im anderen. In Portland zogen sie irgendein Ding ab, wenn sich irgendein Ding ergab. Ansonsten ging Blaze angeln und stellte ein- oder zweimal Fallen im Wald. Für ihn waren es glückliche Sommer. George lag in der Sonne und versuchte, sich eine schöne Bräune zu holen
(hoffnungslos; außer einem Sonnenbrand holte er sich gar nichts), las die Zeitungen, erschlug Bremsen und Mücken und drückte die Daumen, dass Ronald Reagan (den er »alter weißer Elvis-Daddy« nannte) tot umfiel.
    Dann, am 4. Juli ihres dritten Sommers in Maine, bemerkte er, dass Joe Gerard III. und seine junge Frau Eltern geworden waren.
    Blaze spielte Solitär auf der Veranda des Schuppens und hörte Radio. George schaltete es aus. »Hör zu, Blazer«, sagte er, »ich hab eine Idee.«
     
    Drei Monate später war er tot.
    Sie waren regelmäßig zum Würfeln gegangen, und es hatte nie irgendwelchen Ärger gegeben. Es war ein sauberes Spiel. Blaze selbst spielte nicht, aber er setzte oft auf George. George war ein ausgesprochener Glückspilz.
    An diesem Abend im Oktober hatte George eine echte Glückssträhne. Er gewann sechsmal hintereinander. Der Mann, der auf der anderen Seite der Decke ihm gegenüber kniete, setzte jedes Mal gegen ihn. Er hatte bislang vierzig Dollar verloren. Das Spiel fand in einem Lagerhaus am Hafen statt, und es roch nach allem Möglichen: altem Fisch, vergorenem Getreide, Salz, Benzin. Wenn es still war, konnte man das Tack-tack-tack der Möwen hören, die auf dem Dach herumliefen. Der Mann, der vierzig Dollar verloren hatte, hieß Ryder. Er behauptete, zur Hälfte Penobscot-Indianer zu sein, vom Aussehen her hätte es jedenfalls stimmen können.
    Als George die Würfel zum siebten Mal in die Hand nahm, statt sie weiterzugeben, warf Ryder zwanzig Dollar auf die Decke.
    »Kommt schon, meine Würfelchen«, gurrte George. Sein schmales Gesicht leuchtete, die Mütze hatte er sich nach links gezogen. »Komm, mein dickes Würfelchen, komm komm komm jetzt !« Die Würfel explodierten quer über die Decke und zeigten zum Schluss elf Augen.
    »Siebenmal hintereinander!«, krähte George. »Sack die Kohle ein, Blaze-a-rino, Daddy peilt jetzt Nummer acht an. Für mich die große Acht der Macht! «
    »Hey, du hast gemogelt«, sagte Ryder. Seine Stimme war leise und analytisch.
    George erstarrte mitten in der Bewegung, die Würfel aufzunehmen. »Sag das noch mal!«
    »Du hast die Würfel da vertauscht.«
    »Komm schon, Ride«, sagte jemand. »Er hat nicht …«
    »Ich will mein Geld zurück«, sagte Ryder. Er streckte eine Hand über die Decke aus.
    »Du hast gleich einen gebrochenen Arm, wenn du nicht mit der Scheiße aufhörst«, sagte George. »Das bekommst du, Sonnenscheinchen.«
    »Ich will mein Geld zurück«, sagte Ryder.
    Dann wurde es plötzlich ganz still, und Blaze konnte die Möwen auf dem Dach hören: Tack-tack-tack.
    »Fick dich«, sagte George und spuckte auf die ausgestreckte Hand.
    Und dann passierte es ganz schnell, wie solche Dinge eben passieren. Die Schnelligkeit der Ereignisse lässt den Verstand taumeln und stocken. Ryder schob seine von Georges Spucke glänzende Hand in die Tasche seiner Jeans, und als sie wieder herauskam, hielt sie ein Springmesser. Ryder drückte mit dem Daumen auf den Chromknopf,
und die Männer um die Decke machten einen Satz zurück.
    George brüllte: »Blaze!«
    Blaze sprang über die Decke auf Ryder, der auf seinen Knien nach vorn wippte und die Klinge in Georges Bauch vergrub. George schrie auf. Blaze packte Ryder und schlug seinen Kopf auf den Boden. Es gab ein unangenehm knackendes Geräusch wie von einem brechenden Ast.
    George stand auf. Er starrte auf das Messer, das aus seinem Hemd ragte. Er packte es, fing an, daran zu ziehen, verzog das Gesicht. »Scheiße«, sagte er. »O Scheiße.« Er plumpste hin.
    Blaze hörte eine Tür zuschlagen. Er hörte Schritte, die sich schnell auf den Brettern entfernten.
    »Schaff mich hier raus«, sagte George. Sein gelbes Hemd verfärbte sich um das Messer herum rot. »Schnapp dir die Beute – o Scheiße, Jesus, das tut weh! «
    Blaze sammelte die verstreuten Scheine ein. Er stopfe sie mit tauben Fingern in seine Taschen. George keuchte. Er klang wie ein Hund, der an einem heißen Tag weit gelaufen war.
    »George, lass mich das rausziehen …«
    »Nein, bist du verrückt? Das

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