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Qual (German Edition)

Qual (German Edition)

Titel: Qual (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephen King , Richard Bachman
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Sir?«
    »Jep.« Blaze funkelte Hogan an. »Ich hole nur noch schnell das Hemd, das ich eigentlich haben wollte.«
    »Selbstverständlich werden Sie dieses Hemd heute als kleine Aufmerksamkeit des Hauses geschenkt bekommen. Aber wir würden wirklich sehr gern noch kurz mit Ihnen sprechen. Fragen Sie bitte im zweiten Stock nach Mr. Flaherty, Raum 7.«
    Blaze nickte und kehrte zu den Hemden zurück. Der Abteilungsleiter ging. Nicht weit entfernt schickte sich einer der Verkäufer an, die Kasse zu öffnen, die George zuvor geplündert hatte.
    »He, Sie!«, rief Blaze ihm winkend zu.
    Der Verkäufer kam herüber … allerdings nicht zu nah. »Kann ich Ihnen helfen, Sir?«
    »Gibt’s hier irgendwo was zu essen?«
    Der Verkäufer wirkte erleichtert. »Im Erdgeschoss.«
    »Sie sind spitze«, sagte Blaze. Er formte eine Kanone aus rechtem Daumen und Zeigefinger, zwinkerte dem Verkäufer zu und schlenderte zur Rolltreppe. Der Verkäufer schaute ihm nach. Als er zu seiner Kasse zurückkam, in der sämtliche Geldscheinfächer der Schublade leer waren, war Blaze bereits draußen auf der Straße. George wartete in einem rostigen alten Ford. Und weg waren sie.
     
    Sie hatten zweihundertundvierzig Dollar. George teilte genau durch zwei. Blaze war außer sich vor Begeisterung. Es sei mit Abstand der einfachste Job, den er je gehabt hätte. George sei ein Superhirn. Die Nummer würden sie in der ganzen Stadt abziehen.
    George ließ all das mit der Bescheidenheit eines drittklassigen Zauberers über sich ergehen, der gerade auf einem Kindergeburtstag ein paar Kunststückchen abgezogen hatte. Er
sagte Blaze nicht, dass die zugrunde liegende Idee des Tricks bis in seine Grundschulzeit zurückreichte: zwei Jungs fingen im Imbiss einen Streit an, und ein dritter räumte die Kasse aus, während der Besitzer den Streit der anderen beiden zu schlichten versuchte. Ebenfalls verschwieg er Blaze, dass sie geschnappt werden würden, sobald sie es das dritte Mal versuchten, wenn nicht schon beim zweiten Mal. Er nickte einfach, zuckte die Achseln und genoss das begeisterte Erstaunen des großen Kerls. Erstaunen? Blaze staunte nicht nur, er war gottverdammt von Ehrfurcht ergriffen.
    Sie fuhren nach Boston, hielten an einem Spirituosengeschäft und nahmen zwei Null-Sieben-Flaschen Old Granddad mit. Dann gingen sie in eine Doppelvorstellung ins Constitution an der Washington Street und zogen sich Autoverfolgungsjagden und Männer mit automatischen Waffen rein. Als sie an diesem Abend um zehn das Kino verließen, waren beide sternhagelvoll. Von ihrem Ford waren alle vier Radkappen gestohlen worden. George war stinksauer, auch wenn die Radkappen genauso beschissen gewesen waren wie der Rest des Autos. Dann sah er, dass irgendwer auch noch den Sticker WÄHLT DEMOKRATISCH abgeknibbelt hatte, und begann zu lachen. Er setzte sich auf den Bordstein und lachte, bis ihm die Tränen über seine teigigen Wangen liefen.
    »Abgefummelt von ’nem Reagan-Lover«, gluckste er. »Scheiße, jede Wette.«
    »Vielleicht war’s nich derselbe, wo die Kack-Lappen geklaut und den Schticker abmontiert hat«, lallte Blaze und setzte sich neben George. In seinem Kopf drehte sich alles, aber es war ein gutes Drehen. Ein schönes Drehen.
    »Kack-Lappen!«, kreischte George. Er krümmte sich, als hätte er Bauchkrämpfe, aber er brüllte vor Lachen. Er trampelte mit den Füßen auf der Straße. »Hab schon immer gewusst, dass es einen Spitznamen für den Scheiß-Barry-Goldwater gibt! Gottverdammter Kack-Lappen!« Dann hörte er auf zu lachen. Er sah Blaze mit feuchten, aber ernsten Augen an und sagte: »Blazer, ich hab mich gerade bepisst.«
    Blaze fing an zu lachen. Er lachte, bis er nach hinten auf den Bürgersteig umkippte. Er hatte in seinem ganzen Leben noch nie so gelacht, nicht mal mit John Cheltzman.
     
    Zwei Jahre später wurde George verhaftet, weil er faule Schecks weitergab. Blaze hatte mal wieder Glück. Er kurierte gerade eine Grippe aus, und George war allein, als die Cops ihn vor einer Danvers Bar schnappten. Er bekam drei Jahre – eine ziemlich harte Strafe für erstmalige Urkundenfälschung –, aber George war als notorischer Betrüger bekannt und der Richter als ausgesprochen scharfer Hund. Vielleicht war er ja sogar ein Kack-Lappen. Unterm Strich waren es dann zwanzig Monate tatsächlich abgesessene Zeit, der Rest erlassen wegen guter Führung.
    Vor der Urteilsverkündung nahm George Blaze kurz zur Seite. »Ich gehe nach Walpole, Großer. Mindestens ein

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