Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Qual (German Edition)

Qual (German Edition)

Titel: Qual (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephen King , Richard Bachman
Vom Netzwerk:
man nur noch das Weiße sah. Dann
gaben seine Knie nach und er brach zu einem hilflosen Häufchen zusammen.
    Ich hab ihn umgebracht, dachte Blaze. O Gott, ich hab ihn umgebracht wie Randy.
    Doch dann begann Glen, sich zu bewegen und irgendwas zu stammeln, ganz hinten im Hals, so wie Leute es im Schlaf tun. Und Mrs. Foster schrie Blaze an und befahl ihm, ins Gebäude zu gehen. Während er ging, hörte er sie Peter Lavoie auftragen, ins Sekretariat zu gehen und den Erste-Hilfe-Kasten zu holen, und zwar schnell .
     
    Natürlich wurde er von der Schule geschickt. Suspendiert. Sie stoppten sein Nasenbluten mit einem Eisbeutel, klebten ein Pflaster auf sein Ohr und schickten ihn dann auf den vier Meilen langen Fußmarsch zur Hundefarm. Er war bereits ein Stück den Weg hinunter, als ihm sein Lunchpaket einfiel. Mrs. Bowie gab ihm immer eine zusammengeklappte Scheibe Brot mit Erdnussbutter und einen Apfel mit auf den Weg. Es war nicht viel, aber er hatte einen weiten Weg vor sich, und, wie John Cheltzman sagte, etwas ist allemal besser als gar nichts.
    Sie wollten ihn nicht mehr reinlassen, als er zurückkam, aber Margie Thurlow brachte es ihm heraus. Ihre Augen waren immer noch gerötet vom Weinen. Sie sah aus, als wollte sie etwas sagen, wüsste aber nicht, wie. Blaze kannte das Gefühl gut und lächelte sie an, um ihr zu zeigen, dass es schon in Ordnung war. Sie erwiderte sein Lächeln. Eines seiner Augen war fast zugeschwollen, also schaute er sie mit dem anderen an.
    Als er den Rand des Schulhofs erreichte, drehte er sich noch einmal um, um sie anzusehen, aber da war sie schon fort.
    »Raus in den Schuppen«, befahl Bowie.
    »Nein.«
    Bowies Augen wurden groß. Er schüttelte leicht den Kopf, als hätte er nicht richtig gehört. » Was hast du gesagt?«
    »Sie sollten mich nicht auspeitschen.«
    »Das entscheide ich ganz allein. Raus in den Schuppen.«
    »Nein.«
    Bowie näherte sich ihm bedrohlich. Blaze wich einen halben Meter zurück, dann ballte er seine geschwollenen Fäuste. Er rührte sich nicht mehr von der Stelle. Bowie blieb stehen. Er hatte Randy gesehen. Randys Hals war gebrochen wie ein Zedernast nach einer eisigen Nacht.
    »Geh auf dein Zimmer, du blöder Dreckskerl«, sagte er.
    Blaze ging. Er setzte sich auf seine Bettkante. Von dort aus konnte er hören, wie Bowie ins Telefon brüllte. Er glaubte zu wissen, wer am anderen Ende war.
    Es spielte keine Rolle. Es war ihm egal. Doch als er an Margie Thurlow dachte, da war es ihm plötzlich nicht mehr egal. Als er an Margie dachte, wollte er am liebsten heulen, so wie er manchmal heulen wollte, wenn er einen Vogel ganz allein auf einer Telefonleitung sitzen sah. Aber er heulte nicht. Stattdessen las er Oliver Twist . Er kannte das Buch auswendig; er konnte sogar die Wörter sagen, die er nicht kannte. Draußen kläfften die Hunde. Sie hatten Hunger. Es war ihre Fütterungszeit. Niemand rief ihn, sie zu füttern, obwohl er es getan hätte, wenn man ihn darum gebeten hätte.
    Er las Oliver Twist , bis der Kombi vom HH kam, um ihn abzuholen. Der Richter saß am Steuer. Seine Augen waren rot vor Wut. Sein Mund war eine waagerechte Naht zwischen Kinn und Nase. Die Bowies standen nebeneinander
in den langen Schatten der Abenddämmerung und schauten ihm nach.
    Als sie das Hetton House erreichten, spürte Blaze, wie ihn ein schreckliches Gefühl der Vertrautheit überkam. Es fühlte sich an wie ein nasses Hemd. Er musste sich auf die Zunge beißen, um nicht aufzuschreien. Drei Monate, und nichts hatte sich verändert. Das HH war derselbe Haufen roter, unvergänglicher Backsteine. Die gleichen Fenster warfen das gleiche gelbe Licht auf das Gelände davor, nur dass der Boden jetzt mit Schnee bedeckt war. Im Frühjahr würde der Schnee verschwinden, aber das Licht würde noch immer das gleiche sein.
    In seinem Büro holte der Richter das Paddel hervor. Blaze hätte es ihm abnehmen können, aber er hatte keine Lust mehr zu kämpfen. Und er vermutete, dass es wohl immer jemand Größeren, jemanden mit einem größeren Paddel gab.
    Nachdem der Richter seinen Arm ein wenig trainiert hatte, wurde Blaze in den Gemeinschaftsschlafsaal in Fuller Hall geschickt. John Cheltzman stand neben der Tür. Eines seiner Augen war nur noch ein Schlitz geschwollenen lila Fleischs.
    »Yo, Blaze«, sagte er.
    »Yo, Johnny. Wo ist deine Brille?«
    »Kaputt«, sagte er. Dann platzte es aus ihm heraus: »Blaze, die haben meine Brille absichtlich kaputt gemacht! Jetzt kann ich überhaupt

Weitere Kostenlose Bücher