Qual (German Edition)
Lederbänder hingen nach unten herab.
»Bück dich über die Werkbank da.«
»Randy wollte mir an die Kehle. Ich sag’s Ihnen, es ging um sein Leben oder meins.«
»Bück dich über die Werkbank.«
Blaze zögerte, dachte aber nicht nach. Das Denken war für ihn ein lang dauernder Prozess. Er dauerte Stunden oder Tage. Stattdessen hörte er auf seine Instinkte.
Es war noch nicht so weit.
Er beugte sich über die Werkbank. Das Auspeitschen dauerte lange und war hart, aber er weinte nicht. Das machte er später, in seinem Zimmer.
Das Mädchen, in das er sich verliebt hatte, hieß Marjorie Thurlow und ging in die siebte Klasse der Cumberland A School. Sie hatte blonde Haare und blaue Augen und keine Brüste. Sie hatte ein süßes Lächeln, bei dem sich ihre Augenwinkel nach oben zogen. Auf dem Schulhof ließ Blaze sie nicht aus den Augen. Wenn er sie anschaute, hatte er so ein leeres Gefühl in der Magengrube, aber es war ein gutes Gefühl. Er stellte sich vor, wie er ihre Bücher trug und sie vor
Banditen beschützte. Bei diesen Gedanken brannte ihm immer das Gesicht.
Eines Tages, nicht lange nach dem Zwischenfall mit Randy und dem Auspeitschen, kam die Bezirkskrankenschwester in die Schule, um die Schutzimpfungen durchzuführen. In der Woche zuvor hatten die Kinder entsprechende Formulare mitbekommen; die Eltern, die ihre Kinder impfen lassen wollten, hatten sie unterschrieben. Jetzt stellten sich die Kinder mit den unterschriebenen Formularen in einer nervösen Schlange an, die in den Umkleideraum führte. Blaze war einer von ihnen. Bowie hatte George Henderson angerufen, der im Schulamt saß, und gefragt, ob die Impfung Geld kostete. Kostete sie nicht, also hatte Bowie unterschrieben.
Margie Thurlow stand ebenfalls in der Schlange. Sie sah sehr blass aus. Sie tat Blaze sehr leid. Er wünschte sich, er könnte zu ihr gehen und ihre Hand halten. Bei dem Gedanken begann sein Gesicht wieder zu brennen. Er senkte den Kopf und scharrte mit den Füßen.
Blaze war der Erste in der Schlange. Als die Krankenschwester ihn in den Umkleideraum winkte, zog er seine rot-schwarz karierte Jacke aus und knöpfte den Ärmel seines Hemdes auf. Die Krankenschwester nahm die Nadel aus so einer Art Kochtopf, warf einen Blick auf seinen Zettel und sagte dann: »Besser, du knöpfst den anderen Ärmel auch noch auf, großer Junge. Du kriegst zwei.«
»Wird’s wehtun?«, fragte Blaze, während er den anderen Ärmel aufknöpfte.
»Nur für eine Sekunde.«
»Okay«, sagte Blaze und ließ sie die Nadel aus dem Kochtopf in seinen linken Arm jagen.
»Gut. Jetzt noch der andere Arm, und dann hast du’s geschafft. «
Blaze drehte sich um. Sie schoss mehr Zeug mit einer anderen Nadel in seinen rechten Arm. Dann verließ er den Umkleideraum, kehrte an sein Pult zurück und fing an, über einer Geschichte in seinem Schulbuch zu brüten.
Als Margie aus der Umkleidekabine herauskam, hatte sie Tränen in den Augen und noch mehr auf den Wangen, aber sie schluchzte nicht. Blaze war stolz auf sie. Als sie auf dem Weg zur Tür an seinem Tisch vorbeikam (die Siebtklässler waren in einem anderen Raum), lächelte er sie an. Und sie erwiderte das Lächeln. Blaze faltete dieses Lächeln sorgfältig zusammen, legte es beiseite und verwahrte es viele Jahre lang.
In der Pause, gerade als Blaze aus der Tür auf den Schulhof kam, stürmte Margie schluchzend an ihm vorbei ins Gebäude hinein. Er drehte sich um, schaute ihr nach, dann ging er langsam auf den Schulhof, die Stirn in tiefen Falten, das Gesicht unglücklich. Er ging zu Peter Lavoie, der den an einem Pfosten befestigten Tetherball mit einem Handschuh schlug, und fragte, ob Peter wüsste, was mit Margie los sei.
»Glen hat ihr auf die Impfstelle geschlagen«, sagte Peter Lavoie. Er machte es an einem vorbeigehenden Jungen vor, ballte eine Faust und boxte den Jungen dreimal schnell hintereinander, paff-paff-paff . Blaze sah es und runzelte die Stirn. Die Krankenschwester hatte gelogen. Beide Arme taten ihm an den Injektionsstellen ziemlich weh. Die großen Muskeln fühlten sich steif und verletzt an. Es war schwer, sie zu beugen, ohne sich dabei vor Schmerz zu krümmen. Und Margie war ein Mädchen. Er schaute sich nach Glen um.
Glen Hardy war der große Schulhofrowdy. Er war ein riesiger Achtklässler, einer von der Sorte, der als Jugendlicher Football spielt und in späteren Jahren gnadenlos verfettet. Er hatte rote Haare, die er sich in bombastischen Wellen aus der Stirn
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