Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Qual (German Edition)

Qual (German Edition)

Titel: Qual (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephen King , Richard Bachman
Vom Netzwerk:
nicht?«
    »Du bist weggegangen«, antwortete Blaze.
    »Weil du dich blöd aufgeführt hast. Aber das jetzt ist noch viel blöder. Du musst was riskieren, sonst gehst du vor die Hunde. Du kriegst fünf Jahre hier, sechs da, dann schnappen sie dich wieder und lochen dich als Gewohnheitstäter ein, und du wirst für den Rest deines Lebens im Bau sitzen. Nur ein mieser kleiner Dummkopf, der sogar zu blöd war, sich die Zähne zu putzen oder die Socken zu wechseln. Nur ein weiterer Krümel auf dem Boden.«
    »Dann sag mir doch, was ich tun soll, George.«
    »Geh und zieh unseren Plan durch – das sollst du tun.«
    »Aber wenn sie mich erwischen, dann ist das schon ein echt großes Ding, Mann. Dafür krieg ich lebenslänglich.«
    »Das wird dir sowieso passieren, so wie du dich verhältst – hast du mir nicht zugehört? Aber he, auf eine Art tust du ihm sogar einen Gefallen. Selbst wenn er sich nicht dran erinnert – und das wird er auch nicht –, hat er doch immer noch was, womit er sich bei seinen Golfclub-Kumpels für den Rest seines Lebens aufspielen kann. Und die Leute, die du ausnimmst, die haben das Geld doch selbst gestohlen, nur eben, wie Woody Guthrie schon sagt, mit einem Füllfederhalter in der Hand statt mit einer Kanone.«
    »Und was, wenn ich erwischt werde?«
    »Wirst du nicht. Falls du Probleme mit dem Geld kriegen solltest – falls es gekennzeichnet ist –, fährst du einfach runter nach Boston und gehst zu Billy O’Shea. Aber die Hauptsache ist doch, dass du endlich mal aufwachst.«
    »Wann sollte ich’s denn am besten machen, George? Wann?«
    »Wenn du aufwachst. Wenn du aufwachst. Wach auf. Wach auf!«
     
    Blaze wachte auf. Er saß auf dem Stuhl. Die Comics lagen auf dem Boden, und die Schuhe hatte er noch an. O George.
    Er stand auf und warf einen Blick auf die billige Uhr auf dem Kühlschrank. Es war Viertel nach eins. An einer Wand hing ein mit Seifenspritzern überzogener Spiegel, und er beugte sich vor, um sich darin zu betrachten. Sein Gesicht hatte einen gehetzten Ausdruck.
    Er zog Jacke, Mütze und Fäustlinge an und ging hinaus zum Schuppen. Die Leiter lag noch im Auto, aber der Wagen war seit drei Tagen nicht mehr gelaufen, und er brauchte eine ganze Weile, bis er ansprang.
    Er schob sich hinter das Steuer. »Auf geht’s, George. Ich leg jetzt los.«
    Keine Antwort. Blaze zog seine Mütze auf die Glücksseite und setzte aus dem Schuppen zurück. Er wendete in drei Zügen und fuhr dann die Straße hinunter. Er war unterwegs.

11
    ER HATTE KEINE PROBLEME, in Ocoma Heights zu parken, obwohl die Bullen ständig Streife fuhren. Diesen Teil des Plans hatte George bereits Monate vor seinem Tod ausgearbeitet. Dieser Teil war der Ausgangspunkt gewesen.
    Gegenüber dem Anwesen der Gerards und ungefähr eine Viertelmeile die Straße hinauf stand ein Hochhaus mit Eigentumswohnungen. Das Oakwood war neun Stockwerke hoch, und die Apartments wurden von ausgesprochen wohlhabenden berufstätigen Menschen bewohnt, deren Geschäftsinteressen in Portland, Portsmouth und Boston lagen. Auf einer Seite gab es einen eingezäunten Besucherparkplatz. Als Blaze zum Tor fuhr, trat ein Mann aus dem kleinen Häuschen und zog den Reißverschluss seines Parkas zu.
    »Wen möchten Sie besuchen, Sir?«
    »Mr. Joseph Carlton«, antwortete Blaze.
    »Jawohl, Sir«, sagte der Parkwächter. Die Tatsache, dass es fast zwei Uhr morgens war, schien ihn überhaupt nicht aus der Ruhe zu bringen. »Soll ich oben anrufen?«
    Blaze schüttelte den Kopf und zeigte dem Parkwächter eine rote Plastikkarte. Sie hatte George gehört. Falls der Wärter sagte, er müsse oben anrufen – wenn er auch nur misstrauisch aussah –, würde Blaze wissen, dass die Karte nicht mehr gültig war, dass sie die Farbe geändert hatten
oder irgendwas, und er würde zusehen, dass er seinen Arsch hier wegschaffte.
    Der Mann nickte jedoch nur und kehrte in sein Häuschen zurück. Einen Augenblick später ging die Schranke hoch, und Blaze fuhr auf den Parkplatz.
    Es gab keinen Joseph Carlton, zumindest glaubte Blaze, dass es keinen gab. George sagte, die Wohnung im siebten Stock sei eine Spielwiese, angemietet von ein paar Typen aus Boston, Typen, die er Irish Smarties nannte. Manchmal hatten die Irish Smarties Besprechungen dort. Manchmal trafen sie da auch Mädchen, die »für alles zu haben waren«, laut George. Meistens spielten sie mörderisches Poker dort. Bei einem halben Dutzend dieser Spielabende war George dabei gewesen. Er war dazugekommen,

Weitere Kostenlose Bücher