Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Qual (German Edition)

Qual (German Edition)

Titel: Qual (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephen King , Richard Bachman
Vom Netzwerk:
Hinweisen, ob jemand alarmiert worden war. Er sah nichts. Das Haus schlummerte.
    Oben gab es Dutzende Fenster. Welches sollte er nehmen? Falls er und George sich dazu schon was überlegt hatten – falls er es überhaupt gewusst hatte –, dann hatte er es jetzt vergessen. Blaze legte eine Hand auf die Backsteinwand, als gehe er davon aus, sie würde atmen. Er warf einen vorsichtigen Blick in das nächste Fenster und sah eine große, glänzende Küche. Sie sah aus wie die Kommandozentrale von Raumschiff Enterprise . Ein Nachtlicht über dem Herd warf ein schwaches Schimmern über Resopal und Fliesen. Blaze wischte sich mit der Handfläche über den Mund. Unentschlossenheit versuchte sich in seinem Inneren breitzumachen, und er ging zurück, um die Leiter zu holen und sie damit im Keim zu ersticken. Hauptsache, etwas tun, wie banal auch immer. Er zitterte.
    Das bedeutet lebenslänglich!, brüllte eine Stimme in ihm. Dafür kriegst du die volle Ladung! Es ist noch Zeit, du kannst immer noch …
    »Blaze.«
    Fast hätte er laut aufgeschrien.
    »Irgendein Fenster. Wenn du dich nicht mehr erinnern kannst, musst du eben suchen.«
    »Ich kann nicht, George. Ich werd bestimmt irgendwas umkippen oder so … Die werden mich hören und kommen und mich erschießen … oder …«
    »Blaze, du musst. Es geht nur so.«
    »Ich hab Angst, George. Ich will wieder nach Hause.«
    Keine Antwort. Aber das Schweigen sprach schon für sich.
    Mit rauen, gedämpften Grunzern, die kleine Atemwölkchen vor seinem Gesicht aufsteigen ließen, löste er die Haken, mit denen die Segmente der Leiter zusammengehalten wurden, und zog sie auf ihre Maximallänge aus. Er musste, ungeschickt dank der Fäustlinge, ziemlich lange rumfummeln, bis er die Haken wieder in die Sicherungsposition gebracht hatte. Er hatte inzwischen ganz schön viel im Schnee rumgedroschen und war weiß von Kopf bis Fuß – ein Schneemann, ein Yeti. Auf dem Schirm seiner Kappe, immer noch auf die Glücksseite geschoben, hatte sich sogar eine kleine Schneeverwehung gebildet. Doch abgesehen vom Klick-Klack der Verriegelungen und den gepressten Lauten seines angestrengten Atmens war alles still. Der Schnee dämpfte jedes Geräusch.
    Die Leiter war aus Aluminium und leicht. Er stellte sie mühelos auf. Die oberste Sprosse reichte bis kurz unterhalb des Fensters über der Küche. Er würde von zwei, drei Sprossen tiefer problemlos die Verriegelung dieses Fensters erreichen.
    Er begann hinaufzusteigen, schüttelte dabei Schnee ab. Die Leiter sank ein Stück ein, ließ ihn erstarren und die Luft anhalten, aber dann stand sie bombenfest. Er setzte seinen Aufstieg fort. Er beobachtete, wie die Backsteine vor ihm nach unten wanderten, dann auch der Fenstersims. Dann schaute er in ein Schlafzimmerfenster.
    Da war ein Doppelbett. Zwei Menschen schliefen darin. Ihre Gesichter waren nichts als weiße Kreise. Eigentlich nur verschwommene Flecken.
    Erstaunt starrte Blaze zu ihnen hinein. Seine Angst war vergessen. Ohne einen für ihn ersichtlichen Grund – er war überhaupt nicht scharf, oder zumindest glaubte er, es nicht zu sein – bekam er einen Ständer. Er hatte keinen Zweifel, dass er Joseph Gerard III. und seine Frau vor sich hatte. Er starrte sie an, aber sie wussten nichts davon. Er schaute direkt in ihre Welt. Er konnte ihre Kommoden, ihre Nachttische, ihr großes Doppelbett sehen. Er konnte einen großen, mannshohen Spiegel mit sich selbst darin sehen, wie er von draußen, aus der Kälte heraus, zu ihnen hereinschaute. Er schaute zu ihnen herein, und sie wussten nichts davon. Sein Körper bebte vor Erregung.
    Er riss seinen Blick los und sah die Verriegelung auf der Innenseite des Schiebefensters. Es war ein einfacher Riegelverschluss, problemlos zu öffnen mit dem richtigen Werkzeug. George hätte es einen Klacks genannt. Natürlich hatte Blaze nicht das richtige Werkzeug dabei, aber er brauchte auch keines. Die Verriegelung war nicht geschlossen.
    Sie sind fett, dachte Blaze. Sie sind fette, blöde Republikaner. Ich bin ja vielleicht dumm, aber die sind richtig blöd.
    Blaze stellte seine Füße auf der Leiter so weit es ging auseinander, um die Hebelwirkung zu vergrößern (das war etwas, was sein Körper wusste, weniger sein Verstand), dann begann er, Druck auf das Fenster auszuüben, ihn langsam zu verstärken. Der Mann im Bett drehte sich im Schlaf von einer Seite auf die andere, und Blaze verharrte, bis Gerard es
sich wieder ganz in seinen Träumen bequem gemacht hatte. Dann

Weitere Kostenlose Bücher