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Qual (German Edition)

Qual (German Edition)

Titel: Qual (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephen King , Richard Bachman
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Ordnung.
    Er zögerte trotzdem. Die Vorstellung, Nahrung in diesen offenen, schreienden Mund zu stecken, kam ihm irgendwie so … unwiderruflich vor. Was, wenn das kleine Arschloch daran erstickte? Was, wenn er einfach nicht wollte? Was, wenn es irgendwie das falsche Zeugs für ihn war und … und …
    Sein Verstand versuchte, das Wort GIFT zu artikulieren, aber Blaze weigerte sich einfach, das zu registrieren. Er stopfte einen Löffel kalter Erbsen in den Mund des Babys.
    Das Heulen hörte schlagartig auf. Die Augen des Babys flogen auf, und Blaze sah, dass sie blau waren. Joe spuckte etwas von den Erbsen wieder aus, und mit der Spitze des Löffels schob Blaze sie einfach zurück, dachte nicht weiter darüber nach, tat es einfach. Das Baby mümmelte zufrieden.
    Blaze fütterte ihm einen weiteren Löffel. Er wurde akzeptiert. Und noch einen. Sieben Minuten später war das ganze Glas Erbsen verputzt. Blaze hatte einen steifen Rücken vom Beugen über den Weidenkorb. Joe rülpste, und ein Faden grünen Schaums tauchte in seinem Mundwinkel auf. Mit dem Zipfel seines eigenen Hemdes wischte Blaze die kleine Wange sauber.
    »Bring’s noch mal vor, und wir stimmen drüber ab«, sagte er. Das war einer von Georges klugen Sprüchen.
    Joe blinzelte beim Geräusch der Stimme. Blaze erwiderte den Blick fasziniert. Die Haut des Babys war so rein und makellos. Er hatte einen weichen, schimmernden Haarflaum
auf dem Kopf. Aber es waren seine Augen, die Blaze umhauten. Er fand, irgendwie waren das alte Augen, weise Augen. Sie hatten das ausgewaschene Blau des Wüstenhimmels in einem Western. Die Augenwinkel waren eine Idee nach oben gezogen, so wie bei den Augen von Chinesen. Irgendwie ließ ihn das grimmig wirken. Fast sah er aus wie ein Krieger.
    »Bist du eine Kämpfernatur?«, fragte Blaze. »Bist du ein Kämpfer, kleiner Mann?«
    Einer von Joes Daumen wanderte in seinen Mund, und er fing an, daran zu nuckeln. Zuerst dachte Blaze, vielleicht will er ein Fläschchen (und wie dieses Fläschchensystem funktionierte, hatte er noch nicht ganz rausgefunden), aber im Moment schien der Kleine völlig zufrieden mit seinem Daumen. Seine Wangen waren immer noch gerötet, jetzt allerdings nicht mehr vom Weinen, sondern von seiner Reise durch die kalte Nacht.
    Seine Lider wurden langsam schwer, und seine Augen verloren diese grimmige Schrägstellung. Aber trotzdem betrachtete er diesen Mann, diesen zwei Meter großen, stoppeligen Riesen mit den wild zerzausten braunen Haaren einer Vogelscheuche, der da über ihm aufragte. Dann fielen seine Augen zu. Der Daumen rutschte aus seinem Mund. Er schlief.
    Blaze richtete sich auf, und es knackte in seinem Rücken. Er wandte sich von dem Korb ab und wollte ins Schlafzimmer gehen.
    »He, du Schote«, sagte George aus dem Bad. »Was denkst du, wohin du jetzt gehst?«
    »Ins Bett.«
    »Einen Teufel wirst du tun. Du schaust dir jetzt mal an, wie dieses System funktioniert, und dann bereitest du dem
Kleinen vier oder fünf Fläschchen vor, damit was da ist, wenn er aufwacht.«
    »Die Milch könnte aber sauer werden.«
    »Nicht, wenn du sie in den Kühlschrank stellst. Du wärmst sie einfach auf, wenn’s so weit ist. Prüfen tust du das dann auf deinem Arm.«
    »Oh.«
    Blaze holte das Playtex-System hervor und las die Gebrauchsanweisung. Er las sie zweimal. Er brauchte eine halbe Stunde. Er verstand beim ersten Mal nicht wirklich alles, und beim zweiten Mal sogar noch weniger.
    »Ich kann das nicht, George«, sagte er schließlich.
    »Und ob du kannst. Schmeiß die Gebrauchsanweisung weg und leg los.«
    Also warf Blaze die Gebrauchsanweisung in den Ofen und spielte dann einfach mit den einzelnen Teilen herum, so wie man auch an einem Vergaser rumfummelt, der nicht ganz richtig eingestellt ist. Schließlich fand er heraus, dass man dieses Plastikbeutelchen über den Rand des Systems zog und dann in die unten offene Flasche hineinsteckte. Bingo. Ziemlich clever. Er bereitete vier Fläschchen vor, füllte sie mit Babymilch aus der Dose und stellte dann alles in den Kühlschrank.
    »Kann ich jetzt ins Bett, George?«, fragte er.
    Keine Antwort.
    Blaze ging ins Bett.
     
    Joe weckte ihn beim ersten grauen Licht des Morgens. Blaze stolperte aus dem Bett und in die Küche. Er hatte das Baby in dem Korb liegen lassen, und jetzt wippte der Korb unter der Wucht von Joes Zorn vor und zurück.
    Blaze nahm ihn heraus und legte ihn an seine Schulter. Einen Teil des Problems erkannte er sofort. Der Kleine war

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